Читать книгу Über Nacht, Mr. Zoom? - Sarah Veronica Lovling - Страница 13

10. Kapitel

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Rick Millers war zurück. Naja, ein bisschen zumindest… Aber als ihm der Gefängnisverwalter gestern hatte mitteilen lassen, dass er am nächsten Abend Freigang bekommen würde, hatte sich das einfach super angefühlt. Alle Teilnehmer des Sozialprojekts, die bisher immer anwesend gewesen waren und mitgearbeitet hatten, hatten diese Belohnung erhalten. Rick war fast ein bisschen stolz auf sich, und total dankbar. Insbesondere Caroline. Kein anderer hätte glaubhaft seine regelmäßige und aktive Teilnahme bescheinigen können, und so hatte er ihr diesen Abend zu verdanken. Ihr Anblick, die wilden roten Locken und ihr schüchternes Lächeln, schossen ihm kurz durch den Kopf, und er grinste. Danke, Caroline…! Sofort hatte Rick Pläne geschmiedet. Er wollte, nein, er musste endlich mal wieder unter Leute. Er würde ins „HotSpot“ gehen, entweder mit John oder auch allein – egal. Er wollte feiern und tanzen, flirten und lachen, und den Gefängnisalltag für ein paar Stunden vergessen. So tun, als ob alles ganz normal wäre. Als ob er nicht jeden Abend eingesperrt würde und den ganzen Tag dieselben Wände anstarren würde. Er war in Hochstimmung. Siehst du, das Sozialprojekt lohnt sich doch, hatte ihm Bad Bob auf dem Hof zugeraunt und ihm zugezwinkert. Was hatte denn dieses alberne Zwinkern zu bedeuten? Rick hatte da eine Ahnung. Bei ihrem letzten Gespräch hatte Rick erwähnt, wie lange er schon keine Frau mehr gehabt hatte… ob Bob darauf anspielte? Wie auch immer. Rick war euphorisch, und als auch noch John zugesagt hatte, mitzukommen, stand ihr Plan fest. Zu dumm nur, dass es kein langer Abend werden würde, dachte sich Rick. Die Gefängnisleitung hatte sich zwar echt nett gezeigt, aber auch diese Nettigkeit hatte ihre Grenzen. Alle Freigänger mussten um Mitternacht wieder im Gefängnis sein, und niemand durfte trinken oder gar mehr. Ein Alkoholtest und ein Drogenschnellcheck erwarteten ihn also, sobald er das Gefängnis wieder betrat. Wenn er gegen diese Auflagen verstieß, wäre das sein erster und letzter freier Samstagabend für die nächsten Monate bis zu seiner Entlassung, das war ihm klipp und klar mitgeteilt worden. Dennoch war er glücklich. Alkohol war ja ganz nett, besonders an einem Abend im Club, aber es würde wohl auch ohne gehen. Und schon um zwölf wieder im Gefängnis sein zu müssen, war schade, aber er würde schon dafür sorgen, dass die Stimmung schon früher kochte… er hatte einiges vor. Diesen freien Abend würde er nicht ungenutzt verstreichen lassen! Denn Bob hatte Recht – er brauchte endlich mal wieder eine Frau, und er wusste genau, wie er das anstellen würde.

Drei Stunden später stand er mit John an der Bar des „HotSpot“, eine Cola in der Hand, und genoss das Treiben um ihn herum. Früher war er nicht so oft hier gewesen – zu seiner Internatszeit waren andere Clubs deutlich besser zu erreichen, und in den letzten Jahren hatte er, nun ja, primitiver gefeiert. Oft bei zwielichtigen Kumpels zuhause, im Sommer im Park, oder in einer billigen Kneipe. Egal, Hauptsache, ein Bier in der Hand, eine Flasche Wodka für alle und eine Frau im Arm… Jetzt merkte er, dass er es vermisst hatte, auszugehen, also, richtig auszugehen. Sich ein paar Minuten Gedanken zu machen über das Outfit (nicht, dass sein Kleiderschrank viel hergeben würde…), sich zu duschen, zu rasieren, und die Schuhe zu putzen. Und dann die anderen zu beobachten, die sich herausgeputzt hatten, um das Wochenende zu genießen. Um Spaß zu haben, zu feiern, nicht, um sich abzuschießen. Ohne, dass er sich darüber bewusst gewesen war, hatte es ihm gefehlt. John hingegen nörgelte herum. „Mann, Rick, der Eintritt war echt teuer… und die Getränke erst…! Am Kiosk kostet das Bier nur ein Drittel!“ Rick ignorierte sein Gemecker, zumal er sowieso keinen Alkohol trinken durfte, und eine Cola konnte er sich gerade noch erlauben. Und da er nicht rauchte und die letzten Monate, ähm, situationsbedingt, kaum Ausgaben gehabt hatte, war das Eintrittsgeld durchaus zu verschmerzen gewesen, zumal er einen Rabatt bekommen hatte. Steve, der Türsteher, kannte ihn von früher. Rick hatte vor ungefähr zwei Jahren mal ein paar Monate hier gejobbt – Getränke reinschleppen, defekte Spots austauschen, Stühle reparieren, so ein Kram. Nichts Glamouröses, eher ein Hausmeisterjob, bis er auch diesen aufgrund seiner Unzuverlässigkeit wieder verloren hatte. Aber von damals kannte er den Club eben, und noch wichtiger, er erinnerte sich an den Abstellraum. Dort wurden damals die Getränke gelagert, Ersatzstühle, Werkzeuge und alles Mögliche, was sonst keinen Platz fand. Der Schlüssel dazu hatte immer oben auf dem breiten Türrahmen gelegen, erinnerte sich Rick, unsichtbar für die Augen der Gäste, aber praktisch für das Personal. Schon kurz nach ihrem Eintreffen hatte Rick John an der Bar zurückgelassen und sich, angeblich zur Toilette, aufgemacht. Doch in Wirklichkeit zog es ihn zu eben diesem Abstellraum. Und wirklich – der Schlüssel war da, wo er sein sollte, und ein kurzer Blick in den Raum zeigte Rick, dass er sich nicht wirklich verändert hatte. Rick hatte die Tür zufrieden wieder abgeschlossen und den Schlüssel zurückgelegt. Dann war er zu John gegangen und hatte ihm ein Bier spendiert, denn er war hochzufrieden. John erzählte er nichts von seiner Entdeckung. Der Idiot würde gleich wieder ein krummes Ding wittern und Hochprozentiges klauen wollen, oder so ein Unsinn. Rick hatte nichts dergleichen vor – er hatte andere Pläne.

„Darf ich dir einen Cocktail ausgeben?“, fragte er die Frau, die er vor fünf Minuten angesprochen hatte. Unfassbar – seine alte Masche funktionierte tatsächlich noch. Er hatte John stehen lassen und den Einsamen gespielt, ein Mann ohne seine Kumpels, der einsame Wolf ohne seine Herde. Seine Kumpels hatten ihn anscheinend versetzt, ließ er die schöne Rothaarige wissen, und lächelte zerknirscht. Dabei hatten sie doch den ersten großen Geschäftsabschluss seines besten Freundes feiern wollen… Das Interesse der Frau war erwacht. Der große Geschäftsabschluss zog immer. Die Frauen witterten Geld, und dass es angeblich das Geld seines Freundes war, schien egal. So zeigte Rick, in welchen Kreisen er sich augenscheinlich bewegte, und meistens hatte er die Frau dann am Haken. Allein und verlassen, das zog, und die Andeutung von Geld trug ihres dazu bei. Zumindest bei Frauen dieses Kalibers, und andere interessierten ihn nicht. Er suchte eine für eine schnelle Nummer, und nicht zum Heiraten, verdammt! Rick holte an der Bar den gewünschten Caipirinha und für sich eine Cola. Sie stießen an. „Ich bin Rick!“, stellte er sich vor und sah der Frau lächelnd in die Augen. Sie war echt hübsch, ein bisschen zu aufgetakelt vielleicht, aber hatte durchaus was zu bieten… Ihre roten, langen Haare fielen ihr locker über die nackten Schultern und erzeugten in ihm eine flüchtige Erinnerung, nur wollte ihm beim besten Willen nicht einfallen, an wen… Noch dazu war er viel zu aufgeregt, um klar zu denken. „Ich heiße Cindy!“, gab die Frau zurück und sah ihm tief in die Augen – und in Ricks Magen begann es zu kribbeln. O ja… er hatte eine Chance.

Zwei Stunden später betrat Rick seine Zelle, fröhlich vor sich hinsummend. Perfekt. Er war pünktlich zurück, hatten ins Röhrchen gepustet und den Drogenschnelltest hinter sich gebracht. „Sauber!“, hatte der zuständige Wachmann genickt und ihm auf die Schulter geklopft, während er ihn zu seiner Zelle geleitete. Das hatte Rick gewusst. Heute hatte er keinen einzigen Schluck getrunken, außer seiner obligatorischen Cola, und Drogen nahm er sowieso schon lange keine mehr. Er hatte sich auf andere Art und Weise berauscht, dachte er grinsend, während er sich auf seiner Pritsche zusammenrollte und es sich so bequem wie möglich machte. Cindy hatte voll und ganz seinen Erwartungen genügt, nein, sie sogar übertroffen! Nach dem zweiten Cocktail war sie leicht beschwipst gewesen und zwitscherte wie ein Vögelchen. Worüber sie genau sprach, wusste Rick nicht. Es interessierte ihn nicht. Er ließ sie reden, machte ein aufmerksames Gesicht und nickte zwischendurch. Als er sie dann an der Hand zu dem gemütlichen Loungesofa zog, das in einer Ecke des Clubs stand, ging sie völlig bereitwillig mit und landete beim Hinsetzen praktischerweise direkt auf seinem Schoß… Rick hatte die Chance ergriffen, ihr eine Hand in den Nacken gelegt und sie zu sich gezogen, um sie sanft, dann immer leidenschaftlicher zu küssen. Wow. Das lief genauso, wie geplant… Das Adrenalin schoss ihm in die Adern und Lenden, berauschte ihn mehr als jeder Drink, und seine Lust sprang anscheinend auf Cindy über. Als sie ihn mit leicht verschleiertem Blick fragte, ob er mit zu ihr kommen wolle – unfassbar, er musste sie nicht mal überreden! – küsste Rick sie erneut leidenschaftlich, schmeckte Kaugummi und Caipirinha. „Nein, Süße – ich will dich jetzt!“, knurrte er, die Lippen noch an ihrem Mund. „Hier?“, fragte Cindy und kicherte ungläubig. „Ich weiß da etwas…!“, flüsterte Rick, diesesmal dicht in ihr niedliches kleines Ohr, und leckte leicht über das Ohrläppchen. Cindy erschauerte und kicherte wieder. Rick atmete tief durch und fuhr fort. „Hör zu! Ich bin nicht auf der Suche nach der großen Liebe. Ich will Sex… von mir kriegst du weder einen Heiratsantrag noch meine Telefonnummer…“ – Rick sah Cindy aufmerksam an. Er spielte mit offenen Karten – das hatte er immer getan. Er wollte seinen Spaß, und das mussten die Frauen wissen. Sie sollten wissen, worauf sie sich einließen. Ab und zu hatte er dafür natürlich auch schon mal einen Korb bekommen, aber insgesamt war es ihm lieber so. Er wollte keine Herzen brechen für ein kurzes, nun ja, Tête à Tête… Sie schien kurz nachzudenken, und Rick hielt, ein Stoßgebet gen Himmel sendend, die Luft an. Bitte…! Und anstatt ihn loszulassen und aufzustehen, drängte sie sich nur noch näher an ihn, rieb ihren Po an seiner Erregung, drückte ihre weichen Brüste an seinen Arm und sagte, „Okay!“… Jackpot. Rick riss sie fast vom Sofa hoch, als er mit ihr aufstand. „Verhalt‘ dich ganz unauffällig!“, raunte er ihr zu und ging mit ihr, an der Garderobe vorbei, zum Abstellraum. Mit einem schnellen Blick vergewisserte er sich noch, dass niemand sie beobachtete, dann tastete er auf dem Türrahmen nach dem Schlüssel, öffnete die Tür und schob Cindy vor sich in den dunklen Raum.

Dann war alles ganz schnell gegangen, erinnerte sich Rick, auf seiner Pritsche liegend, und grinste. Er hatte es nicht verlernt… auch wenn er schon eine Weile darauf hatte verzichten müssen.

„Rick“, flüsterte Cindy und warf sich ihm ihn die Arme, noch während er die Tür hinter ihnen abschloss. Wo…? Rick sah sich suchend um, während seine Augen sich bereits ein wenig an das Dämmerlicht gewöhnten. Hinten in einer Ecke sah er ein Sofa. Hmmm… sah alt und unbequem aus, aber es würde wohl gehen. Er hob Cindy hoch und trug sie zum Sofa. Sofort knöpfte Cindy ihre enge Bluse auf und präsentierte ihm ihre weichen, großen Brüste. Rick war mehr als einverstanden… auch er hatte keine Zeit zu verlieren, und so schob er ihr ihren kurzen Rock hoch und das Höschen herunter. Cindy quietschte leise und tastete nach seiner Gürtelschnalle… aber das dauerte Rick bereits viel zu lange. Er öffnete seine Hose, zog sie mit einem Ruck herunter, und berührte Cindy kurz zwischen den Beinen. Zufrieden nickte er. Sie war feucht und bereit für ihn, so wie es sein sollte, und wie er es sich erträumt hatte und so tat er, was er musste. Er zog sich ein Kondom über, kniete sich zwischen ihre Beine, spreizte ihre Knie so weit wie möglich und schob sich mit einer schnellen Bewegung tief in sie. Kurz blieb er unbeweglich, genoss es, das Gefühl, endlich wieder in einer Frau zu sein, hörte auf ihr leises, erregtes Stöhnen, doch dann konnte er sich nicht mehr beherrschen. So lange hatte er darauf verzichten müssen. Er zog sich aus ihr heraus und drang erneut in sie ein, erst langsam, und dann immer schneller, ließ sie immer lauter aufschreien, und stillte seinen Hunger.

Als er sich jetzt daran zurückerinnerte, ging sein Atem schneller, und der Gedanke an den Höhepunkt, den er recht schnell erreicht hatte, machte ihn fast schon wieder bereit. Cindy war echt sehr sexy und sehr heiß gewesen, befand Rick, und am erotischsten an ihr war ihre rote Haarmähne… verdammt. Jetzt, als er sich entspannte, das Adrenalin langsam aus seinem Kreislauf wich und einer angenehmen Schläfrigkeit Platz machte, fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Caroline. Cindys Haare hatten ihn an Caroline erinnert… Was hatte das denn zu bedeuten? Doch dann behielt die Müdigkeit die Oberhand, und Rick glitt in den Schlaf, immer noch ein seliges Grinsen im Gesicht.

Über Nacht, Mr. Zoom?

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