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Vorwort zur Elberfelder Bibel 2020
ОглавлениеSeit 150 Jahren wird die Elberfelder Bibel von vielen Leserinnen und Lesern hoch geschätzt. 1870 wurde die Übersetzung auch des Alten Testaments fertiggestellt, ein Jahr später erschien dann die Gesamtausgabe der Elberfelder Bibel. Die ersten Arbeiten am Neuen Testament hatten bereits 1851 angefangen. Von Beginn an waren Treue zum Grundtext und Genauigkeit Qualitätsmerkmale, die sich im Laufe der Jahre und durch mehrere Revisionen hindurch noch verstärkt haben. Aus Anlass des 150-jährigen Jubiläums übergeben wir die Elberfelder Bibel mit einem neuen, zweifarbigen Druckbild der Öffentlichkeit und der bibellesenden Gemeinde.
Am Bibeltext hat sich in dieser Ausgabe nichts grundlegend geändert – außer den Berichtigungen, die von der ständigen Bibelkommission laufend vorgenommen werden. Sie spiegeln sich in den jeweiligen Textständen wider. Der Textstand (TS) der hier vorliegenden Auflage ist im Impressum auf der gegenüberliegenden Seite mit einer Nummer nachgewiesen. Je höher die Nummer, desto aktueller der Text.
Die Arbeit der Bibelkommission zielt nicht auf eine Modernisierung der Übersetzung. Vielmehr werden zum einen Ausdrücke, die mittlerweile nicht mehr zum üblichen Sprachgebrauch gehören, behutsam durch andere ersetzt. Es soll vermieden werden, dass der Bibeltext durch bestimmte Ausdrucksweisen für eine nachwachsende Generation nicht nur fremdartig, sondern auch unnötig unverständlich klingt. So verwendet die Elberfelder Bibel z. B. seit einigen Jahren nicht mehr das Wort »Gottseligkeit«, sondern stattdessen »Gottesfurcht«. Zum anderen ergeben sich im Laufe der Zeit neue Erkenntnisse im Blick auf sprachwissenschaftliche und kulturhistorische Gegebenheiten. Gelegentlich wird auch im zeitlichen Abstand festgestellt, dass sich die einmal gewählte Übersetzung noch präzisieren lässt.
Grundlage der Verbesserungsarbeit sind nach wie vor die Prinzipien der Übersetzungsarbeiten von 1974/1985 bzw. 1992. Daher sind auch die Vorworte zu diesen vorausgegangenen Ausgaben im Folgenden abgedruckt.
Ein besonderes Merkmal der Übersetzung ist die sogenannte »gemäßigte Konkordanz«. »Konkordanz« bedeutet in diesem Zusammenhang: Bestimmte Wörter des hebräischen und griechischen Grundtextes sollen möglichst mit jeweils demselben deutschen Wort wiedergegeben werden. Auf diese Weise ist im deutschen Text weitgehend erkennbar, wo sich biblische Autoren etwa einer wiederholt gleichbleibenden Ausdrucksweise bedienen oder wo sie den Ausdruck variieren. Die Bestimmung »gemäßigt« hält fest, dass das Prinzip der Konkordanz nicht mechanisch durchgeführt wurde. Dies ist sprachwissenschaftlich auch gar nicht möglich, denn die Bedeutungsbreiten vieler hebräischer und griechischer Wörter stimmen weder untereinander (hebräisch / griechisch) noch mit denen entsprechender deutscher Wörter überein. Doch wo immer es ohne Sinnverzerrung möglich ist, folgt die Elberfelder Bibel dem Grundsatz der gemäßigten Konkordanz und ist so an bemerkenswert vielen Stellen in der Lage, die feinen Nuancen und Schattierungen der biblischen Texte im Deutschen abzubilden. Ein charakteristisches Beispiel dafür ist Joh 21,15-23 mit der Unterscheidung der Wörter »lieben« und »lieb haben«.
Die Grundtexte, die von der Elberfelder Bibel übersetzt werden, sind die jeweils besten erreichbaren wissenschaftlichen Textfassungen. Für das Alte Testament ist das dazu Wissenswerte im Vorwort zur Revision von 1974/1985 ausgeführt. Dem Neuen Testament liegt der aktuelle Text des Novum Testamentum Graece von Nestle-Aland zugrunde, wobei die Herausgeber nicht jeder einzelnen textkritischen Entscheidung gefolgt sind, sondern sich in Einzelfällen die Freiheit zu eigenen Bewertungen von Grundtextvarianten erhalten haben. Insbesondere sind die Änderungen in der Textfassung von der 27. zur 28. Auflage des Nestle-Aland-Textes sorgfältig untersucht, aber aus wohlabgewogenen Gründen nicht in jedem Fall in den Bibeltext übernommen worden. Gleichwohl kann man sagen, dass mit dem Nestle-Aland-Text die in der internationalen Bibelwissenschaft anerkannte wissenschaftliche Textfassung Grundlage der Elberfelder Bibel ist.
Von der Arbeit der Bibelkommission zu unterscheiden sind die größeren Revisionen, die bereits erwähnt wurden. Die jüngste von ihnen geschah 2006. Hier wurde der Text auf die – damals – neue Rechtschreibung und das Druckbild auf zweispaltigen Satz umgestellt. Im Gegensatz zur Zurückhaltung in früheren Zeiten wird der Begriff »Elberfelder Bibel« seitdem mit Überzeugung herausgestellt. Dahinter steht die Einsicht, dass in der Vielfalt deutscher Bibelübersetzungen die besondere Qualität und das Übersetzungskonzept der Elberfelder Bibel erkennbar und benennbar sein sollte. So wurde der gute Name »Elberfelder Bibel« bewusst als Markenzeichen verstanden. Die weiterhin breite Aufnahme dieser Bibel bei Lesern und Gemeinden scheint dieser Entscheidung recht zu geben.
Seit 2006 werden die meisten Ausgaben der Elberfelder Bibel zudem in Zusammenarbeit zweier Verlage herausgegeben, von SCM R.Brockhaus und der Christlichen Verlagsgesellschaft, Dillenburg. Es waren die gemeinsamen historischen Wurzeln sowie die gemeinsame Grundausrichtung im Bibelverständnis und in der Bibelverbreitung, die beide Verlage veranlasst haben, intensiver zu kooperieren. Die Bibelkommission wird daher von beiden Verlagen gemeinsam verantwortet und – sofern im Einzelfall nicht anders bezeichnet – auch die einzelnen Bibelausgaben. Dabei ist zu vermerken, dass das Urheberrecht für die Verwertung der Texte, das Copyright, bei SCM R.Brockhaus verbleibt.
Eine wichtige Ergänzung der Übersetzung sind die Fußnoten. Sie enthalten an bestimmten Stellen andere Übersetzungsmöglichkeiten, Hinweise auf andere Lesarten in wichtigen Bibelhandschriften oder die Angabe einer wörtlichen Übersetzung, die aber aufgrund von sprachlichen Härten nicht in den Haupttext der Übersetzung aufgenommen wurde. Auf diese Weise werden einzelne Übersetzungsentscheidungen nachvollziehbar gemacht und sachkundige Leser können sich an den betreffenden Stellen ein eigenes Urteil bilden.
Eine weitere Besonderheit der Elberfelder Bibel soll nicht unerwähnt bleiben. Neben der Texttreue der Übersetzung zeichnet sich diese Bibel auch durch die Beigabe von über 26 000 biblischen Verweisstellen aus. Sie finden sich in den mittleren Spalten und wollen die unendlich reichen innerbiblischen Bezüge nachvollziehbar machen. Die reformatorische Erkenntnis, dass die Schrift ihre eigene Auslegerin ist (so Martin Luther), dass man also Bibel mit Bibel auslegen solle, kann durch die Verweisstellen ganz unmittelbar angewandt werden. Wer die geringe Mühe des Nachschlagens nicht scheut, findet mithilfe der Stellenangaben schon eine Art Bibelkommentar in der Bibel vor. Dabei geben die Verweise meist sachliche oder theologische Sinnzusammenhänge an. Wo eine Schriftstelle aus dem Alten Testament im Neuen direkt zitiert wird (oder wo sich eine unverkennbare Anspielung findet), sind die betreffenden Angaben jeweils markiert (schwarzer statt farbiger Druck).
Wir wünschen uns, dass die Elberfelder Bibel auch nach 150 Jahren allen ihren Leserinnen und Lesern zum Segen wird und dass sie weiterhin wichtige Impulse für das geistliche Leben der Christen im deutschsprachigen Raum liefern kann.
August 2020
SCM R.Brockhaus, Witten
Christliche Verlagsgesellschaft, Dillenburg