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„DER AUSERWÄHLTE“

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Dass der 18-Jährige LeBron direkt von der Highschool in die NBA gehen wird, ist so klar wie das Meerwasser auf Bora Bora. Der NBA-Draft 2003 wird bekannt als die „LeBron Lottery“. Die Cleveland Cavaliers gewinnen das große Los mit dem ersten Pick. „Der Auserwählte“ soll der Retter der Franchise werden. Noch ist „The Chosen One“ nicht einmal alt genug, um auf seiner eigenen Draft-Party einen Drink zu ordern.

Wegen LeBron stehen die ehemals miesen Cavaliers gleich 13 Mal im Sendeplan der nationalen TV-Anstalten. Alle sehen die seltene Kombination aus Point-Guard-Skills und muskelbepackter Athletik, die ihn zum Magic Johnson der WWW.-Generation machen. Es ist sein Trikot, das sich die Kids zum Preis von bis zu 400 Dollar kaufen und es so zum zweitbeliebtesten der Liga (nach Jordans) machen. Und es ist LeBron, den Nike, Sprite und Upper Deck für 90, 12 bzw. 6 Millionen Dollar unter Vertrag nehmen.

Den fetten Schuhvertrag, die Werbespots, den Hype, das Talent, das Geld, den Hummer von General Motors, die Autogrammjäger, die Medienmeute – schon vor seinem ersten Spiel als Profi hat LeBron all das, was im NBA-Alltag die Stars von den Rollenspielern unterscheidet. Er ist das neue Gesicht der NBA, bevor klar wird, für welchen Verein er überhaupt spielen würde.

Alles hängt davon ab, wie LeBron mit seinem neuen Superstar-Dasein und den riesigen Erwartungen umgeht – und mit einem Medienhype, neben dem Yao Mings Rookiesaison wie ein entspanntes Schaumbad bei Kerzenlicht aussieht. Der aufsehenerregende Hype um seine Person gehört zu ihm, seit er sich rasieren muss. Eigentlich kann LeBron in der NBA nur verlieren.

Allen Unkenrufen zum Trotz hält LeBron dem Erfolgsdruck stand. Nicht nur, dass er mit Führungsqualitäten überzeugt, Rückschläge steckt er weg wie Kleingeld. „Er hat einen Airball geworfen, ihm wurde in die Fresse gedunkt, doch es hat ihn kein bisschen aus dem Spiel gebracht“, zeigt sich Gegenspieler Sean Colson nach der ersten Begegnung mit James beeindruckt. „Das ist ungewöhnlich für einen Rookie. Das zeigt seine Charakterstärke.“

Neben seinem Allroundspiel mit Punkten, Rebounds und Assists sind die Reife und Disziplin des 18-Jährigen mindestens genauso beeindruckend. Denn er hat den amerikanischen Traum im Zeitraffer gelebt. Innerhalb weniger Jahre wurde aus einem kleinen Jungen, der mit seiner Mutter von Wohnung zu Wohnung zog, ein Multimillionär.

Sein NBA-Körper ist kein Zufall, sondern das Resultat langer Stunden im Kraftraum, eingeschoben zwischen Training, Interviews und Hausaufgaben. Noch kein Highschooler vor ihm war körperlich so bereit für die NBA wie James. Mit seinen 2,03 Meter und 108 Kilogramm sieht er schon mit 18 aus wie ein gestandener Power Forward. Dass einer mit solchen körperlichen Merkmalen und frisch von der Highschool kommend als Rookie den Job als Point Guard übernimmt, ist einzigartig.

Was LeBron ebenfalls einmalig macht, ist jedoch nicht nur sein Körper und sein Game, sondern die Umstände, unter denen er lebt, spielt, trainiert. Jeder will ein Stück vom King. Er hat Medienanfragen und Sponsorentermine wie kein anderer NBA-Profi. James hat den Hype gesehen und überlebt und er spielt trotz Erfolgsdruck angesichts riesiger Erwartungen eine Fabelsaison.

„Ich dachte, die Erwartungen an ihn wären so riesig, dass er sie im Leben nicht erfüllen könnte“, sagt selbst Liga-Boss David Stern. Wer schon als Highschooler von Magazin-Titelseiten der ganzen Welt ins Gesicht lächelt, wer schon vor dem ersten NBA-Korbleger von „King“ über „Messias“ bis „Next MJ“ jeden Ehrentitel hört, der kann eigentlich nur scheitern. Und doch hat James gewonnen. „Ich lag wohl falsch“, schiebt Stern nach.

Weder Kobe Bryant, Tracy McGrady, Al Harrington oder Kevin Garnett, die wie LeBron den direkten Weg von der Highschool in die NBA gegangen sind, können mit den Statistiken von James mithalten. James schockt die NBA in seiner ersten Saison mit 20,9 Punkten, 5,5 Rebounds und 5,9 Assists – die kompletteste Rookiesaison seit Michael Jordan – und der war drei Jahre auf dem College und demnach drei Jahre älter. LeBrons Repertoire ist größer als Paris Hiltons begehbarer Kleiderschrank. Er ist der jüngste Spieler, der je die 40-Punkte-Marke knackte. Die ganze Stadt Cleveland profitiert von ihrem neuen Superstar und dem „LeBron-Effekt“.

LeBron geht oft und gern in die Zone. Sein erster Schritt ist in dieser Sparte das Beste, was die Welt zu bieten hat. Seine Kombination aus Geschwindigkeit und Kraft erlaubt es ihm, Kontakt mit dem Gegenspieler aufzunehmen, während er trotzdem per Dunk oder Leger zum Erfolg kommt. Lediglich der Schuss aus der Ferne ist von allen Offensivwaffen in James‘ Arsenal die schwächste.

Schon im dritten NBA-Jahr überbietet der König die 30-Punkte-Marke im Saisondurchschnitt (31,4) und wird Zweiter des MVP-Votings (hinter Steve Nash). Ein Jahr später führt er seine Cavaliers bis ins NBA-Finale – im Conference-Finale gegen Detroit liegt Cleveland bereits 0-2 zurück, gleicht aus und übernimmt in Spiel fünf die Führung dank der 48 Punkte von LBJ – 25 davon in Serie, also ohne dass ein Teamkollege gepunktet hätte.

Basketball: Die größten Legenden

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