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Kapitel 8

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Ich starre derzeitig auf das Aufgabenblatt der Mathe-Klausur. Bei den ersten drei Aufgaben habe ich bereits Ansätze im Kopf. Über die anderen vier mache ich mir Gedanken, sobald ich die ersten drei Aufgaben hinter mir habe. Ich lege die Klausur beiseite, nehme meinen Füller in die Hand, schlage mein Schulheft auf und fange an die Klausur zu bearbeiten.

Mittlerweile ist etwa die Hälfte der Zeit verstrichen. Es ist merklich ruhiger geworden im Klassenraum. Man hört vereinzelte Seufzer, könnte diese aber auch als angestrengtes Stöhnen verstehen, dazu ab und an einen Tintenkiller, der hektisch über das Papier kratzt. Ansonsten ist es sehr still. Ebenso draußen auf den Gängen.

Das es auch draußen sehr still ist, liegt an der Tatsache, dass unser Klassenraum gleichzeitig der überaus beliebte ‚Klausurraum’ ist. Er befindet sich in der dritten Etage. Der Gang zum Treppenhaus kann mit einer Rauchschütztür geschlossen werden. Ingesamt befinden sich zwei Klassenräume auf dieser Etage.

Ich lege meinen Stift kurz beiseite und schaue aus dem Fenster. Eines ist angekippt. Es dringen leise Geräusche von der Straße hinein. Ich nehme meinen Stift wieder auf und schreibe weiter. Plötzlich dringt ein Geräusch in unseren Klassenraum, das ich eigentlich sehr gute kenne, es aufgrund meiner Konzentration nur mit halbem Ohr wahrnehme und dadurch nicht richtig einordnen kann. Allerdings bin ich durch das Geräusch in meiner Konzentration gestört worden, sodass ich den Laut, der auf das merkwürdige Geräusch folgt, umso klarer höre. Dort draußen schreit ein Mädchen. Plötzlich verstummt der Schrei, da erneut das Geräusch aufgetreten ist. Nun kann ich es einordnen. Mit einem Schlag bin ich hochkonzentriert. Bei dem Geräusch handelte es sich um einen Schuss. Ich blicke mich in der Klasse um und sehe in fragende Gesichter. Unsere Aufsicht steht auf, geht an ein Fenster, öffnet es komplett und schaut hinaus.

Ungefähr zehn Minuten nachdem Herr Laubinger uns die Klausuren verteilt und auf eventuelle Fragen gewartet hat, wurde er von einer, mir unbekannten, Lehrerin abgelöst. Als er ging, warf er mir einen weiteren strengen Blick zu. Ich kann mir denken, warum er uns alleine ließ. Es gibt noch eine Person, um welche er sich kümmern muss.

Sie will gerade etwas unternehmen, da schreit sie erstickt auf. Kurz darauf explodiert ihr Hinterkopf in einer rosa Wolke. Sie verliert den Halt und fällt aus dem dritten Stock hinunter auf den Schulhof.

Nun bricht bei uns in der Klasse die Hölle los. Einige meiner Mitschüler springen auf, Tische und Stühle fallen um. Wildes Geschrei. Reine Panik. Mehrere Schockzustände. Ich sehe mich geschwind um. Suche den Schlüssel unserer Aufsicht. Zum Glück hängt er noch an ihrer Tasche.

„Hey!“

Ich rufe so laut ich kann. Versuche so die Aufmerksamkeit auf mich zu lenken. Es funktioniert einigermaßen.

„Bleibt ruhig! Bleibt von den Fenstern weg! Tür abschließen und am besten verbarrikadieren!“

Ich werfe Alex den Schlüssel zu, drehe mich um, ziehe die Tür hinter mir zu und stürze mich Kopfüber ins Chaos.

Nun, wo ich auf dem Flur stehe, höre ich die Schüsse ganz deutlich. Dazu wildes Geschrei und panische Schritte, untermalt von mehreren Hilferufen. Ich taste meine Hosentaschen ab und stelle fest, dass mein Handy im Klassenraum liegt. Sicher verstaut in meiner Schultasche.

„Na, ganz toll.“

Um keine weitere Zeit zu verschwenden, laufe ich schnellen Schrittes die Treppe in den zweiten Stock hinunter. Ich höre weiterhin Schüsse, allerdings muss ich bestürzt feststellen, dass die Schüsse aus zwei verschiedenen Richtungen kommen. Zudem sind es zwei verschiedene Waffen, welche hier benutzt werden.

Als ich den Korridor der zweiten Etage betrete, stoße ich mit einem jungen Mädchen zusammen. Ich schätze sie auf sechste bis siebte Klasse. Sie schaut mich panisch an und hat Tränen in den Augen.

„Lauf nach oben und versteck dich irgendwo.“

Ich weiß nicht, ob sie meine Worte registriert hat oder ob sie einfach nur einen Ausweg suchte, auf jeden Fall rappelt sie sich wieder auf und läuft nach oben. Ob sie meinen Rat befolgt ist ungewiss.

Auf der Treppe zum Erdgeschoss kommen mir vereinzelt Schüler jeder Klasse und Altersgruppe entgegen.

„Colin?!“

Ich suche den Rufer. Es ist Herr Laubinger. Er steht einen Treppenabsatz unter mir. Er kommt auf mich zu, packt mich an den Schultern und zieht mich mit sich in den Korridor der zweiten Etage. Ich kann mich seinem Griff entziehen.

„In den nächsten Klassenraum!“, rufe ich ihm zu. Er schaut mich panisch an. Unschlüssig, was er machen soll. Ich füge hinzu: „Ich weiß, was ich mache. Los! Verschwinden Sie!“

Ich stoße ihn in den Korridor hinein. Ungelenk stolpert er den Korridor entlang.

Ich bewege mich zügig zurück zur Treppe. Panische Gesichter blicken mich an. Tränenüberströmte Wangen und blanke Angst kommen mir entgegen. Mein weiterer Weg, wird mich in die Aula im Erdgeschoss führen, so wie es aussieht, direkt in die Arme des Amokläufers.

Auf dem Treppenabsatz kommt mir ein Schüler meines Alters entgegen. Ich sehe die Panik in seinen Augen. Plötzlich knallt es viermal. Der Schüler bricht vor meinen Füßen tot zusammen. Ich werfe einen schnellen Blick über das Geländer, erblicke eine Gestalt mit Waffe. Ich mache auf dem Absatz kehrt und stürme zurück in den zweiten Stock. Es knallt mehrmals. Die Projektile verfehlen mich allesamt und schlagen in die umliegenden Wände ein. Schlechter Schütze Ich werde von Gesteinsplittern getroffen. Mein Ziel ist eine offen stehende Klassenzimmertür.

Als ich durch die Tür stürme, pralle ich mit jemandem zusammen. Es ist Herr Laubinger. Ich sehe mich in dem Raum um. Es befinden sich ungefähr fünfzehn Schüler sämtlicher Klassenstufen hier. Alle schauen mich panisch an. Einige haben Tränen in den Augen.

„Weg von der Tür!“

Als ich die Tür zuschlage trifft ein Schuss den Türrahmen und reißt ein Loch hinein.

„Nein! Nicht abschließen!“

Ich mache eine scheuchende Handbewegung und versuche so, die Versammelten in den hinteren Teil des Raumes zu bekommen. Dann wird die Tür von mehreren Schüssen durchlöchert.

Nah an die Wand gepresst warte ich. Dann öffnet sich die Tür. Der Amokläufer kommt in vorbildlicher Actionfilmmanier in den Raum gestürmt. Er hält die Waffe nur mit seiner rechten Hand. In dem Moment, wo er über die Schwelle tritt, schreite ich ein. Mit einem schnellen, gezielten und brutalen Griff wird er entwaffnet. Seine Pistole fällt mit einem Scheppern zu Boden. Bevor er weiß wie mit ihm geschieht, hat er meinen linken Ellenbogen im Gesicht. Ich kann merken wie sich die Knorpel in seiner Nase nicht zu seinem Vorteil bewegen. Als nächstes ein Griff an seinen Hinterkopf, dabei gleichzeitig das rechte Knie in seine Magengrube stoßen. Er krümmt sich und stößt pfeifend Luft aus. Ich greife mir seinen rechten Arm. Ziehe ihn weiter in den Raum. Er stolpert nach vorne, genau in einen Armhebel hinein. Mit einer ruckartigen Bewegung breche ich ihm den rechten Unterarm. Er schreit schmerzerfüllt auf. Ich trete hinter ihn. Zum Abschluss macht sein Kopf mit einer Tischplatte Bekanntschaft, schlage ihm dadurch ein paar Zähne aus. Benommen sackt er vor mir zusammen.

Ich greife in sein Haar, hebe seinen Kopf an und flüstere ihm ins Ohr: „Du hast Glück, dass wir nicht alleine sind …“

Wäre ich alleine mit ihm in einem Raum, wäre er nicht lebend wieder herausgekommen.

„Ist er … tot?“, fragt mich Herr Laubinger.

„Nein, obwohl ich kurz darüber nachgedacht habe …“

Ungläubig starrt er mich an.

„Das meinst du doch nicht ernst!?“

‚Doch!’, denke ich mir antworte aber mit: „Nein.“

„Colin, was ist heute los mit dir?“

„Ich habe Ihnen vorhin gesagt, ich weiß was ich tue.“

Ohne die weiteren Sätze von ihm wahrzunehmen suche ich die Waffe. Ich finde sie unter einem Gruppentisch.

Als ich sie aufhebe, schreit er mich an: „Was wird das? Bist du noch ganz bei Sinnen?! Lass das da liegen!“

Ich schaue Herr Laubinger mit ernstem Blick an, während ich die Waffe zerlege. Mit zwei schnellen Handgriffen ist das Magazin aus der Waffe genommen, die Patrone aus der Kammer befördert und der Schlitten abmontiert. Alle drei Sachen landen an unterschiedlichen Stellen im Raum.

„Ich weiß gar nicht, warum Sie sich so aufregen. Ist doch alles gut gegangen.“

Ich tätschele dem Lehrer die Schulter. Dieser schaut mir sprachlos hinterher als ich den Raum verlasse.

Draußen auf dem Flur merke ich, wie die Tür hinter mit geschlossen und der Schlüssel im Schloss gedreht wird. Außerdem vernehme ich den beruhigenden Klang von mehreren Polizeisirenen.

Ich mache mich wieder auf den Weg zu meiner Klasse um sie sicher aus dem Gebäude zu geleiten, da ich mir sicher bin, dass es noch einen zweiten Täter gibt. Ich laufe erneut die Treppe zum dritten Stock hoch und wende mich zu meiner Klassenzimmertür. Im Augenwinkel sehe ich, dass die Tür des zweiten Klassenraumes sperrangelweit geöffnet und blutverschmiert ist. Ich schaue auf den Boden und sehe die Leiche des Mädchens, mit welchem ich vor kurzem zusammengestoßen bin, dort liegen.

„Verdammte Scheiße.“

Ein vorsichtiger Blick in den Klassenraum. Kein Schütze. Ich mich drehe um und eile zu meiner eigenen Klassenzimmertür. Ich betätige die Klinke. Die Tür ist nicht verschlossen. Sehr leichtsinnig. Vorsichtig öffne ich die Tür.

Dem Schlag mit dem Stuhl kann ich nur um Millimeter entgehen.

„Aufhören! Ich bin’s!“

„Colin! Ich dachte du …“

Alex stellt den Stuhl auf den Boden. Ich ziehe ihn weiter in den Raum hinein. Meine restlichen Klassenkameraden kauern in einem toten Winkel der Tür. Ich sehe wie die Knie von Alex am zittern sind.

„Schon gut. Ihr seid in Sicherheit.“

„Colin, hinter dir!“, Alex’ Stimme überschlägt sich fast.

Blitzschnell drehe ich mich um und schaue in den Lauf einer neun Millimeter Sig-Sauer.

„Das glaube ich nicht.“

Ich schaue in das Gesicht des zweiten Amokläufers. Er formt ein Lächeln und ich kann in seinen Augen sehen, dass er abdrücken will.

Einen schnellen Schritt nach links vorne. Keine Sekunde zu früh. Das Projektil trifft Alex und verletzt ihn schwer. Ich drücke mich mit dem rechten hinteren Fuß ab und springe ihn regelrecht an. Noch bevor er reagieren kann, stoße ich ihm mit aller Gewalt meinen rechten Ellenbogen ins Gesicht. Er taumelt angeschlagen nach hinten. Mein rechter Fuß trifft auf, schnelle Drehung und er bekommt meinen linken Fuß durchs Gesicht gezogen. Er beginnt zu fallen. Während er fällt, ein schneller Griff zu seiner Waffe. Ein Dreh der Waffe und ich habe sie sicher in der Hand. Ich drehe mich um und schaue Alex an. Das Projektil ist zwischen linkem Schulterblatt und Brustbein eingeschlagen. Schwer atmend ist er auf einem Stuhl zusammengesackt.

Plötzlich ruft es hinter mir: „Vorsicht!“

Geistesgegenwärtig eine schnelle Drehung, in die Hocke gehen und die Waffe auf den Amokschützen richten. Ich habe einen Fehler begangen. Ausgehend von dem ersten Schützen habe ich gedacht, diese zwei harten Treffen würden ausreichen, den Täter Matt zu setzen. Leider ist dieser wesentlich athletischer als der erste. Im Moment des Aufschlagens, muss er noch eine zweite Waffe gezogen haben. Diese ist auf die Stelle gerichtet, an welcher sich vor kurzem mein Kopf befand. Er drückt ab und schießt ein Loch in die Decke. Ich drücke ab und schieße ihm ein Loch in seine Stirn, verteile sein Hirn, mit seiner eigenen Waffe, großflächig in dem Raum.

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