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Kapitel 10

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„Unter diesen Umständen bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als mit Ihnen einverstanden zu sein. Verzeihen Sie mir bitte die Unannehmlichkeiten.“, der Kripo-Beamte wirkt nun ein bisschen kleinlaut.

„Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen. Sie haben nur Ihren Job gemacht und den haben Sie gut gemacht. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag.“

Ich stehe auf, nehme meinen Ausweis und meinen Rucksack und reiche dem Beamten die Hand. Er ergreift sie rein aus Höflichkeit. Ein Uniformierter öffnet die Tür und ich trete hinaus in die Polizeiwache. Ein Polizist begleitet mich hinaus. Wir gehen einen kurzen Gang bis zum Treppenhaus und anschließend eine Etage tiefer ins Erdgeschoss. Kaum bin ich unten angekommen, stürmen meine Eltern auf mich zu. Sie haben im Wartebereich gesessen.

„Geht es dir gut? Ist alles in Ordnung?“, meine Mutter ist total aufgewühlt.

„Ja, mir geht es gut und ja, es ist auch alles in Ordnung.“, ich versuche sie zu beruhigen.

„Ich glaube es ist besser, wenn wir erst mal nach Hause fahren.“, ich wende mich an meinen Vater, „Ich werde euch alles während der Fahrt erzählen.“

Ich gehe mit meinen Eltern zu unserem Auto. Als wir alle eingestiegen sind, legt meine Mutter auch schon los.

„Kannst du dir vorstellen, was für ein Gefühl das war, als bei uns zu Hause das Telefon geklingelt hat und die Polizei dran war?“

„Nein, kann ich nicht. Brauchst es mir auch nicht zu erläutern. Soll ich nun erzählen?“

Meine Mutter antwortet mir: „Ich weiß zwar nicht, ob ich es hören will, aber erzähl.“

Die Fahrt reicht für meinen Bericht Punktgenau aus. Als ich fertig bin, biegen wir bei uns in die Garageneinfahrt ein. Ich konnte meine Eltern während der Erzählung einigermaßen beruhigen. Obwohl sie es eigentlich gewöhnt sein müssten, dass ich mich als Eagle des Öfteren in Lebensgefahr begebe, waren sie bei dem heutigen Vorfall extrem gestresst.

Als wir vor unserer Haustür stehen, kramt mein Vater nach seinem Schlüssel, schließt auf und wir alle gehen hinein.

„Du lenkst dich jetzt ab, indem du das Mittagessen kochst.“, sage ich zu meiner Mutter.

Sie guckt mich verdutzt an, da mein Ton sehr befehlend war und es für unsere Verhältnisse sehr früh ist für ein Mittagessen, nickt aber. Ich kann sehen, dass sie mit ihren Nerven noch immer völlig am Ende ist. Ich nehme sie in den Arm und drücke sie fest an mich.

„Hey, es ist alles in Ordnung. Mir ist nichts passiert. Mir geht es gut. Es ist vorbei. Vergangenheit. Du weißt doch, dass ich auf mich aufpassen kann. Ich habe schon schlimmeres durchmachen müssen. Und jetzt tu mir einen Gefallen, denk nicht drüber nach was hätte passieren können. Das ist der größte Fehler, den du jetzt machen kannst.“

Ich drücke sie noch einmal fest an mich, drücke ihr dabei einen Kuss auf die Wange. Ich kann verstehen, warum sie so aufgelöst ist. Ich konnte bisher Gedanken an Tobias vermeiden.

„Alles gut?“, frage ich sie. Sie nickt einmal kurz.

Mein Vater steht derweil in der Wohnungstür und guckt seine Frau liebevoll an. Ich gebe ihm ein Zeichen. Er übernimmt meine Mutter und führt sie in die Küche. Mein Vater hat den Vorfall wesentlich besser verkraftet.

Nachdem ich Schuhe und Jacke ausgezogen habe, setze ich mich erst einmal in mein Zimmer. Jetzt, wo ich hier so allein sitze, kann ich einmal in Ruhe über den heutigen Vorfall nachdenken. Ich lasse die Ereignisse wie einen Film vor meinem inneren Auge ablaufen. Ich mache quasi eine Einsatz-Nachbesprechung. Dabei achte ich auf nichts bestimmtes, sondern betrachte es einfach als einen Film. Als ich den Film einmal komplett gesehen habe, schalte ich meinen Rechner ein und warte bis er hochgefahren ist. Dann starte ich ein Textverarbeitungsprogramm und beginne zu tippen. Als ich gerade den ersten Amokläufer außer Gefecht gesetzt habe, ruft meine Mutter aus der Küche, dass das Essen fertig sei. Also speichere ich die Datei und mache mich auf den Weg in die Küche. Das Aufschreiben meiner Einsätze hilft mir diese besser zu verarbeiten. Somit kann ich die belastenden Dinge dem Papier anvertrauen. Jede Einsatzkraft, egal ob Polizei, Feuerwehr oder Soldat, weiß wovon ich rede. Irgendwann hat man genug Elend gesehen. Um diesen Zeitpunkt so weit wie möglich herauszuzögern, schreibe ich. Ich stelle mir dann immer vor, dass die wirklich schlimmen Dinge über meine Finger in die Tastatur und auf das Papier fließen und sie somit aus meinem Kopf heraus sind. Danach versuche ich möglichst wenig über die Einsätze nachzudenken um zu verhindern, dass ich mir ausmale, was alles hätte passieren können. Ich habe mir immer geschworen, sobald ich mir darüber Gedanken mache, quittiere ich den Dienst bei den Eagles. Aber bis jetzt ist es noch nicht so weit und ich hoffe, dass das noch eine ganze Weile so bleibt.

In der Küche steht das Essen bereits auf dem Tisch. Mein Vater betritt kurz nach mir den Raum. Gemeinsam setzen wir uns an den Küchentisch und beginnen zu essen. Es wundert mich nicht, dass wir während des Essens erneut über den Amoklauf sprechen, diesmal aber den Schwerpunkt auf die Zeit danach legen, sprich zu dem Zeitpunkt, als ich innerhalb des Verhörraums saß. Ich merke, dass sich meine Eltern mittlerweile wieder beruhigt haben. Sie können sogar über die Reaktion des Polizisten lachen, als er beim studieren meines Ausweises immer kleiner im Stuhl wurde.

Nach dem Essen mache ich mich daran, mein Textdokument zu beenden. Um zu Robin zu fahren, ist es noch zu früh. Er hat erst in circa zwanzig Minuten Schulfrei. Nachdem ich früher als erwartet mit meinem Text fertig bin, muss ich noch etwas Zeit totschlagen. Ich entscheide mich für eine schnelle Runde Multiplayer in „Battlefield“. Während des Spiels amüsiere ich mich über den Krassen Unterschied zwischen Videospiel und Realität.

Um kurz nach vierzehn Uhr, mache ich mich auf den Weg zu Robin. Er würde es mir Übel nehmen, sollten wir uns heute nicht sehen. Er will mir schließlich noch persönlich gratulieren.

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