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Austritt aus der Loge … und dann?

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Ehe ich in meine Initiation einwilligte, hatte ich ein wenig besorgt gefragt, ob es leicht wäre, die Loge wieder zu verlassen. Anstelle einer Antwort verwies man mich mit ausdrücklichem Wohlwollen auf Artikel 12 der Allgemeinen Regeln, der diese Frage behandelt: »Jeder Austritt muss dem Präsidenten der Loge vorgelegt werden. […] Der Austritt wird am Tag der Verlesung des Austrittsschreibens im Rahmen einer Festarbeit akzeptiert und wirksam. […] Der Austritt aus den blauen Johannisgraden zieht den Austritt aus den Hochgraden der Loge nach sich.«

Der Freimaurerei den Rücken zu kehren ist scheinbar kein Problem.

Genau deshalb können die Freimaurer übrigens auch behaupten, dass die Freimaurerei nicht sektiererisch ist. Etliche Brüder vertreten den Standpunkt, dass die Aufnahme in eine Freimaurerloge – im Unterschied zu einer Sekte – sehr schwierig, der Austritt hingegen laut Statuten eine reine Formalität sei.

Also brachte ich noch am selben Abend, sobald ich wieder zu Hause war, meine Entscheidung zu Papier. Ich begann mein Schreiben mit der üblichen rituellen Anrede: »Ehrwürdiger Meister10 und ihr alle, meine Schwestern und meine Brüder in all euren Graden …«

Dann fuhr ich fort: »Ich möchte heute […] mit dem nötigen Abstand, den ich brauchte, um über mein freimaurerisches Engagement nachzudenken […] ein grundlegendes Problem ansprechen. […] Ich bin mit meinem Vorgehen nicht auf einem falschen Weg. […] Es ist für mich richtig, wenn ich zur Freimaurerei auf Distanz gehe […]. Deshalb erkläre ich hiermit meinen Austritt aus der Loge und dem Internationalen Freimaurerorden für Männer und Frauen ›Le Droit Humain‹.«

Es war spät am Abend des 9. Oktober 2013. In dieser mitternächtlichen Finsternis war der Herbst an der Aude schon ein wenig frostig.

Am 15. November erhielt ich von meinem Meister vom Stuhl eine derart unterkühlte und lakonische Antwort, dass ich mich in meiner Entscheidung bestätigt fühlte: »Lieber Serge, die Loge hat deinen Austritt nach Verlesung deines Schreibens in der Festarbeit am 14. November dieses Jahres zur Kenntnis genommen.«

Es folgten eine Höflichkeitsfloskel und die Unterschrift, die das Ende eines stets loyalen freimaurerischen Engagements, das immerhin 24 Jahre gedauert hatte, bedeuteten. Wenn ein Austrittsgesuch eingereicht wird, sehen die Regeln ein Treffen zwischen dem austrittswilligen Freimaurer und einem oder mehreren Meistern vor. Um sicherzugehen, wie es heißt. Tatsächlich jedoch – das kann ich bezeugen – in der Absicht, ihn von seinem Entschluss abzubringen. Vor allem dann, wenn es sich um jemanden handelt, der schon seit vielen Jahren dabei oder gar Mitglied der Hochgrade ist. Das war auch in meinem Fall nicht anders. Doch die beiden Schwestern, die sich mit mir trafen – und die es im Übrigen wirklich gut meinten und meine Entscheidung ernsthaft bedauerten –, begriffen rasch, dass ich für die Organisation »verloren« war: Ich war gläubig geworden!

Nur diesem Glauben habe ich es zu verdanken, dass ich imstande war, meinem Aufstieg in den innersten Zirkel der Freimaurerei ein Ende zu setzen. Wie die meisten Freimaurer, die oft aufrichtige Menschen sind, war ich von der Philosophie der Gruppe, der ich meinen Eid geschworen hatte, derart »absorbiert«, dass ich die Tragweite dieses Initiationsprozesses nicht hatte einschätzen können.

Als ich im Februar 1989 den Freimaurern beigetreten war, hatte ich mich von der List des bösen Feindes täuschen lassen und ihm, ohne mir dessen überhaupt bewusst zu sein, die Schlüssel zu meiner Seele ausgehändigt. »Praktiken, die auf die Entfaltung okkulten Wissens oder okkulter Fähigkeiten abzielen, sind immer stillschweigende Pakte, Verträge mit dem Dämon.«11 Tatsächlich ist die Freimaurerei ein Werkzeug des Teufels und zieht einen Pakt mit dem Bösen nach sich, der oft unbewusst geschlossen wird. Ich sage dies nicht, um die zahlreichen Freimaurer an den Pranger zu stellen, denn auch sie sind in aller Regel unfreiwillige Opfer: »Heute benutzt er [der Teufel] die Freimaurerei, um unter dem Vorwand, sie der göttlichen Autorität zu entziehen, möglichst viele Seelen in seinen Netzen zu fangen. Dieser erbitterte Krieg gegen die Kirche, den man im 18. Jahrhundert im Namen der Aufklärung geführt hat und der heute im barbarischen Namen des Laizismus geführt wird, lässt sich nur mit dem Einfluss des Geistes der Bosheit erklären.«12

Wie wir im Verlauf dieses Buches sehen werden, ist das Vorgehen Luzifers durch die Freimaurerei so gefährlich, weil es nicht explizit zutage tritt. Wer sich um die Teilnahme am freimaurerischen Abenteuer bewirbt – und bereits der allgemeinen Entchristianisierung verfallen ist –, ahnt nichts von seiner tatsächlichen Wirksamkeit. Wie die meisten anderen hatte auch ich das »Licht« gesucht, ohne zu wissen, dass es in der Liebe Christi schon längst an meiner Seite war. 300 Jahre der »Entkatholisierung« Frankreichs – eine direkte Folge freimaurerischer Umtriebe – hatten mich, so wie viele meiner Logenbrüder und -schwestern, von der Kirche entfernt. Und in diesem spirituellen Vakuum, in dem ich mich befunden hatte, war ich aufrichtig davon überzeugt gewesen, dass die Freimaurerei sich für das »Glück der Menschheit« einsetzte. Wer würde sich daran nicht beteiligen wollen? Doch die freimaurerischen Worte waren raffinierte Tricks, hinter denen sich andere, weniger lobenswerte Ziele verbargen: Geschäftemacherei, politische Intrigen, das Knüpfen vorteilhafter Beziehungen – und vor allem Zugang zu den Mächtigen durch die Einführung durch Bekannte. Am Ende begriff ich, dass das »Glück« nach freimaurerischem Verständnis nichts mit dem »Heil« zu tun hat, das Jesus uns gelehrt und zu dem er uns den Weg gewiesen hat. Den Freimaurern ging es um eine andere Art von »Glück«. Ein »Glück«, das sie mit der sofortigen und uneingeschränkten Verwirklichung ihres persönlichen Vergnügens verwechselten: Das, was die Freimaurerei für echte Freiheit hält, ist in Wirklichkeit blanker Individualismus.

Mein Weg als Freimaurer

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