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Freimaurer … sein oder nicht sein?

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Ein Wort schoss mir plötzlich durch den Kopf: »Mummenschanz!«

Danach schweifte ich wieder ab, bis mich der letzte Satz des Rituals aus meinen Gedanken riss. Der Meister eröffnete nun offiziell die Arbeit:

»Meine Schwestern und meine Brüder, wir sind nicht mehr in der profanen Welt, wir haben unsere Metalle an der Pforte des Tempels abgelegt. Erheben wir unsere Herzen in Brüderlichkeit und mögen sich unsere Blicke dem Licht zukehren. Nehmt Platz, meine Schwestern und meine Brüder

Sodann begann die Tempelarbeit mit dem Rechenschaftsbericht über die letzte Sitzung, der Tempelarbeit des ersten Grades, den Abstimmungen und der Durchführung der Tagesordnung.

Meine Abzeichen waren für mich zu dem geworden, was sie de facto auch waren: Dekoration, nichts weiter! Nichts, was auch nur die geringste spirituelle Bedeutung besessen hätte! Und dasselbe galt auch für dieses Ritual, diese Atmosphäre, diese Symbole, die mich bisher ausgefüllt und getragen hatten: Dies alles hatte in meinen Ohren einen zunehmend falschen Klang.

Inzwischen wusste ich, welche Realität sich hinter der Maske der guten Absichten verbarg, die die Freimaurerei zur Schau trug. Ich hatte schon seit einiger Zeit geahnt, was sich unter diesem Deckmantel verbarg. Doch es hatte noch eine Weile gedauert, bis ich mir endlich darüber im Klaren war. Mit sanfter, aber unwiderstehlicher Gewalt hatte unsere heiligste Mutter mich zu ihrem geliebten Sohn geführt: »Um zu richten, bin ich in diese Welt gekommen: damit die nicht Sehenden sehen und die Sehenden blind werden« (Joh 9,39).

Zunächst hatte ich noch gehofft, dass ich meinen Schwestern und meinen Brüdern helfen könnte, die Liebe des Herrn kennenzulernen: Ich wollte in der Loge bleiben, um von meinem Weg der Befreiung zu erzählen. Doch dann musste ich mir mein Scheitern wohl oder übel eingestehen: Meine Brüder und meine Schwestern waren wie »gefesselt«, gefangen. Sie, die von »Freiheit« sprachen, waren in Wirklichkeit Sklaven und durch das freimaurerische Ritual und Lehrgebäude schlichtweg »konditioniert«. Sie, die von »Gleichheit« sprachen, wachten eifersüchtig über ihre Geheimnisse und bildeten eine Welt für sich, von der die armen »Profanen« ausgeschlossen waren. Sie, die sich in der Loge so gern auf die »Brüderlichkeit« beriefen, waren nur untereinander in ihrem exklusiven Bereich Brüder und Schwestern. Ich hingegen hatte soeben entdeckt, dass wir alle ohne Ausnahme Brüder und Schwestern in Christus sind. Ich begriff endlich, dass die wahre Liebe keine Schranken kennt.

Mir war wohl bewusst, dass der Dialog kompliziert war. Dass ich seit fast eineinhalb Jahren kein wirklich gewissenhaftes Mitglied der blauen Loge und der Hochgrade mehr war. Dass ich immer öfter betend vor unserem Herrn oder vor Maria kniete. Schon stieg eine gewisse Ungeduld in mir auf. Ich spürte sie sogar physisch: Ja, ich musste gehen!

An jenem Abend begriff ich plötzlich, dass dies meine letzte Tempelarbeit war, dass ich zum letzten Mal am Brudermahl7 teilnahm: mein letztes Essen mit den Eingeweihten! Ich war ein gläubiger Mensch geworden und ertrug die Heimlichkeiten nicht mehr. Als ich spät in der Nacht nach Hause kam, beschloss ich, meinen Austritt zu erklären. Ich wollte nicht länger warten.

Unwillkürlich stieg die Erinnerung an mein Initiationsritual8 in mir auf: Nachdem ich mich damals allen Prüfungen, die mich zum Eingeweihten machten, blind unterzogen hatte, hatte man mir die Augenbinde abgenommen. Geblendet hatte ich mich einer Gruppe von Freimaurern gegenüber gesehen. Sie waren mit Schwertern bewaffnet, deren Spitzen auf mein Herz gerichtet waren. Gerade erst hatte ich schwören müssen, dass ich das Geheimnis der Freimaurer bewahren würde. Jetzt klang mir die feierliche Stimme des Meisters vom Stuhl in den Ohren, während ich blinzelte und meine Augen die feindselig auf mich gerichteten Waffen entdeckten:

»Neuling, die Schwerter, die Sie hier sehen, bedrohen nur die Verräter und die Meineidigen. Ihnen verkünden Sie im Gegenteil, dass alle Freimaurer Ihnen in der Not zu Hilfe eilen werden. Mögen diese Schwerter Schutz, Liebe und Züchtigung zugleich versinnbildlichen!«9

Mir war klar, dass man mich nun für einen Verräter halten würde.

Und das machte sich, wie ich bitter erfahren sollte, vor allem in meinem alltäglichen Leben bemerkbar.

Personen, die über ein rundes Dutzend Jahre hinweg meine Schwestern und meine Brüder – und teilweise sogar enge und vermeintlich echte Freunde – gewesen waren, mieden mich plötzlich, wenn wir einander auf der Straße begegneten. Türen verschlossen sich, ich wurde nicht mehr zum Aperitif oder zum Abendessen eingeladen. So verlor ich alle meine »Freunde«, und zwar genau deshalb, weil sie meine Schwestern und Brüder gewesen waren!

In meinem beruflichen Umfeld arbeiteten etliche Brüder, und einige waren sehr hochrangig. Auch dort war es nicht einfach!

Ganz zu schweigen von den öffentlichen Beschimpfungen und den indirekten Drohungen, die ich nach Erscheinen meines ersten Buches erhielt, mit dem ich mich aus Sicht der Freimaurer einer primitiven »Intoleranz« oder schlimmer noch, einer Freimaurerfeindlichkeit schuldig gemacht hatte! Einfach deshalb, weil ich die Wahrheit geschrieben hatte!

Mein Weg als Freimaurer

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