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Körperliche Beschwerden werden deutlich spürbar

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„Hat doch auch positive Seiten, wenn man fähig ist, sein Alter mit seinen Beschwerden zu verdrängen“, meint Max. „Meinem Freund gelingt das prächtig und er macht einen zufriedenen Eindruck. Ich verstehe nicht, warum Verdrängen so verteufelt wird.“

„Irgendwann tritt das Problem mit umso größerer Wucht zutage. Die betreffende Person ist unvorbereitet und kann dann noch schwerer damit fertig werden“, antwortet Kiri darauf.

„Und das trifft ebenso zu, wenn man die Krankheit des Partners ignoriert“, ergänzt Lisa. „Manch einer fällt dann aus allen Wolken. Eine Frau erzählte mir, ihr Vater sei mit 79 gestorben. Er war bereits zuvor ziemlich krank, doch ihre Mutter wollte seinen Verfall nicht wahrhaben. Schwer krank kam er nach einer Behandlung aus dem Krankenhaus und blieb daher morgens länger im Bett liegen. Ihre Mutter befahl: ‚Los, aufstehen, Holz hacken, das hast du doch immer gemacht.‘

Als er dann nach ein paar Wochen tot war, jammerte sie: ‚Das kann doch nicht wahr sein, wir wollten doch nächsten Monat den 80. Geburtstag feiern.‘“

„Früher oder später macht jeder die schmerzliche Erfahrung von deutlichen körperlichen Beschwerden.“ Max wirkt in sich gekehrt. „Die Möglichkeiten der aktiven Lebensgestaltung schränken sich sukzessive ein. Als man noch beruflich arbeitete, war ein bestimmtes Leiden vielleicht auch schon da, wurde aber durch die täglichen Herausforderungen überspielt.“

„Bei einem auftretenden Leiden sagt man sich zunächst: ‚Das ist vorübergehend, vergeht aber auch wieder‘, denn diese Erfahrung hat man schließlich in jüngeren Jahren gemacht.“ Kiri seufzt.

„Es wird aber nicht gut. Das Leiden lässt sich oft lindern, verschwindet jedoch nicht. Die Beschwerden bleiben und nehmen allmählich zu.“

„Ich bemerke an mir, wenn ich irgendein Zipperlein habe, es vielleicht an einer bestimmten Stelle juckt oder beim Auftreten wehtut – was sich als Hühnerauge herausstellte –, dass ich dann sofort die Befürchtung habe, ob es auch nichts Bleibendes ist. Diese Gedanken habe ich erst neuerdings“, sagt Lisa kummervoll.

Kiri hat sich noch einen Kaffee bestellt. „Eine verbreitete Methode ist, es zu leugnen. Daher gehen viele nicht zum Arzt, obwohl sie spüren, dass da etwas nicht in Ordnung ist. Viele Menschen wollen einfach nicht akzeptieren, dass sie alt geworden sind.“ Bei diesen Worten wippt Kiri mit der Fußspitze. „Zumindest sollen es die anderen nicht merken. Die Alten zeigen heute durch ihre Kleidung, ihre Mobilität und Aktivität: Ich gehöre nicht zum alten Eisen.“

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