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Positive Perspektiven für das Leben im Alter

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„Heute stehen alten Menschen viel mehr Möglichkeiten offen als früher.“ Man sieht Lisa ihre Befriedigung darüber an. „Ich kenne inzwischen mehrere Leute, die in eine Seniorenresidenz gezogen sind. Sie sind des Lobes voll. Stets fallen die Worte: ‚Warum habe ich so lange damit gewartet und mich an meine Wohnung, an mein Haus geklammert. Hier habe ich Gesellschaft, soweit ich das möchte. Es wird saubergemacht, mittags wird mir ein warmes Essen serviert. Es ist für alles rundum gesorgt.‘ Mich erstaunt es schon, wie oft ich das höre. Ich kenne niemanden, der diesen Schritt bereut hat.“

„Hier existiert doch wirklich eine Perspektive für ein Leben im Alter, wenn vieles nicht mehr geht“, bestätigt Max. „Ich bewundere meine Mutter. Sie hat immer in großen schönen Wohnungen gelebt. Als sie mit 90 ins ‚Betreute Wohnen‘ zog, nur noch anderthalb Zimmer hatte, sagte sie: ‚Ist das eine schöne Wohnung, in der ich nun leben darf.‘“

„Wenn mir solch eine lebensoffene Haltung bis ins hohe Alter gelänge, wäre ich sehr dankbar“, sagt Golo beeindruckt.

„Entscheidend ist doch immer: Wie fühle ich mich? Ist das so in Ordnung für mich?“, fügt Alma hinzu. „Man kann auf verschiedene Art das Alter leben. Innere Ausgeglichenheit und Zufriedenheit kann ich jedoch erst erreichen, wenn ich mein Altsein anzunehmen vermag.“

„Das Altsein annehmen!“, wiederholt Golo nachdenklich.

„Ich habe kürzlich meine alte Tante besucht“, fährt Alma fort. „Sie freut sich jedes Mal, wenn ich komme, und verfügt mit ihren 94 Jahren noch immer über eine uneingeschränkte geistige Lebendigkeit. Sie sagt: ‚Die Einsamkeit ertrage ich im Alter besser als früher. Ich spüre einen starken inneren Halt. Ich weiß, was mir wirklich wichtig ist, was weniger. Und ich bin nicht darauf angewiesen, was andere denken. Mir einen Hund oder eine Katze anzuschaffen, seitdem mein Mann tot ist, habe ich nie in Erwägung gezogen. Ich mag Menschen, ich brauche kein Tier, das mich besser versteht.‘“

„Eine bemerkenswerte alte Dame!“

„An allem, was um sie herum geschieht, ob es sich um die kleinen oder die großen Probleme dieser Welt handelt, nimmt sie regen Anteil. An manchen Tagen geht es ihr gesundheitlich schlecht. Dann höre ich: ‚Vergleichen macht unzufrieden. An schlechten Tagen hänge ich mehr am Leben als an guten.‘

Ich frage sie: ‚Was ist am Alter positiv?‘ und erhalte die Antwort: ‚Ach, so vieles. Ich bin zwar alt, aber innerlich spüre ich, ich könnte mich noch verlieben.‘“

„Sie scheint in innerem Frieden mit sich selbst zu leben“, sagt Golo nachdenklich.

„Das bezeichnet man wohl als Altersweisheit“, bemerkt Lisa.

Alle schweigen bewegt.

Mit dem Altern wachsen

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