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Vorstellungen vom Ruhestand – und wie die Realität aussieht

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„Der Ruhestand wird unweigerlich kommen. Viele Menschen haben Vorstellungen von dem, was sie dann tun wollen“, sagt Alma. „Und ich meine jetzt nicht, was ich von Frauen bisweilen höre: ‚Endlich habe ich dann Zeit, alle Schränke mal so richtig aufzuräumen.‘“

„Schränke aufräumen!“, wiederholt Kiri, „und dann? Meine Freundin Susanne redete seit Jahren davon, mit ihrem Mann – wenn sie erst mal in Rente sind – in den Süden Deutschlands zu ziehen. Dort sei es wärmer, die Kleinstädte so schnuckelig mit schönen Boutiquen und gemütlichen Cafés. Dort mache das Leben so richtig Spaß.“

„Was ist Spaß? Und macht Spaß zufrieden?“ Lisa wirkt etwas ungehalten. „Susanne ist sich sicher nicht darüber bewusst, was sie aufgeben würde. Heimat, sie lebt doch seit 50 Jahren in unserer Stadt. Vertrautheit mit der Stadt, den Menschen, der Landschaft.“

„Ganz zu schweigen von den Freunden und Bekannten“, betont Kiri und schüttelt den Kopf. „Ich empfinde die Zugehörigkeit zu meiner Stadt als gewisse Geborgenheit. Hier fühle ich mich wohl und ich möchte im Alter nicht in eine fremde Stadt ziehen. Übrigens ist Susanne nie weggezogen.“

Nun meldet sich Golo zu Wort: „Manche Leute haben wirklich falsche Vorstellungen von der Realität des Alters. Dazu gehört meine ehemalige Kollegin, die erklärte: ‚Also, wenn ich im Ruhestand bin, dann reise ich in andere Länder und werde dort vor allem wandern.‘

Und was war? Sie buchte eine Wanderreise nach Kreta. Dort merkte sie, dass sie die Hitze nicht vertrug. Am nächsten Tag brach man zur Wanderung auf. Die Knie taten ihr bald schrecklich weh. Sie weiß noch heute nicht, wie sie überhaupt wieder zurück in ihr Quartier gekommen ist. Danach saß sie nur noch im Café, während die anderen wanderten. Sie war total niedergeschmettert.“

„Das kann ich mir gut vorstellen“, wirft Max ein.

„Sie war ganz verzweifelt und meinte: ‚Mein Leben lang habe ich mich im Beruf engagiert, kaum Freizeit gehabt. Ich habe auf den Ruhestand gewartet, um endlich Zeit für Bergtouren zu haben. Das ist immer mein Traum gewesen. Ich bin zu alt, ich schaffe es nicht mehr.‘ Dann brach sie in Tränen aus.“

„Ihre Vorstellung vom Leben nach dem Ende der beruflichen Tätigkeit war also zerbrochen.“

„Ja, so ist es, wenn man sein Leben aufschiebt.“ Golos Stimme klingt gelassen.

„Nicht selten sprechen Menschen über 50 vom Ruhestand als einer schönen Zeit, die ihnen bevorsteht“, sagt Alma. „Ich antworte dann jedes Mal: ‚Ist ja alles gut und schön, aber du bist dann auch alt.‘ Sie machen dann ein irritiertes Gesicht.“

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