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Der Eintritt ins Rentenalter

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Lisa beißt in ihr Schweinsohr. „So kann man es machen: Meine Mutter legte sich in den Liegestuhl und schaute in die Wolken. Mein Vater erledigte den Haushalt, einkaufen, kochen, waschen, sich um die Handwerker kümmern. Er musste einfach alles machen und war förmlich am Ausflippen. Nach drei Tagen stand meine Mutter auf, wusste nun, was sie wollte, und klinkte sich wieder ins Leben ein.“

„Ist doch eine starke Frau!“ Aus Kiris Stimme ist Bewunderung zu hören.

„Der Eintritt ins Rentenalter ist nun mal die größte Veränderung im Leben eines Menschen“, sagt Alma. „Ich trete in eine neue Lebensphase ein, die sich gravierend von der vorhergehenden unterscheidet. Man schaut nicht mehr neugierig und erwartungsfroh in die Zukunft. Eher beschleicht einen das Gefühl, nun sei das perlende Leben vorbei. Ich trete meine letzte Reise an.“

Alma setzt das Gespräch fort: „Während viele total zufrieden sind, dass der Ruhestand da ist, haben andere damit Schwierigkeiten. Meine Freundin spricht davon, sich nun neu definieren zu müssen.

Sie meint: ‚Ich fühle mich nicht alt, das Alter wird mir aufgedrängt. Da hat mir neulich eine Fünfzigjährige ihren Platz im Bus angeboten. Ich habe innerlich gekocht und dankend abgelehnt‘.“

„Ich verstehe, was sie meint“, sagt Kiri. „Stellt euch vor, im Café bestelle ich mir drei Stück Kuchen. Sagt doch die Bedienung zu mir: ‚Drei Stück, das ist zu viel für Sie!‘“

„Bei meiner Nachbarin im Chor habe ich seit ihrem Berufsausstieg sogar eine gewisse Verzweiflung bemerkt“, sagt Lisa und macht dabei ein trauriges Gesicht. „Sie erzählte mir voller Stolz, eine Maus im Haus zu haben: ‚Jeden Tag stelle ich ihr Milch und Süßigkeiten hin. Gesehen habe ich die Maus noch nicht, aber in der Wand höre ich es knabbern und raspeln.‘

Auf meinen Hinweis, sie würde bald ganze Mäusekolonien beherbergen, die ihr Haus zerstörten, reagierte sie achselzuckend: ‚Mein Haus kann ruhig zerfressen werden, es muss nur noch fünf Jahre halten. Kinder habe ich schließlich nicht.‘“

„Manch einer hat das Gefühl, wenn das Berufsleben vorbei ist, dann gibt es nur noch ein Dahinvegetieren.“ Max sieht verständnislos seine Freunde an

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