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Listige Listen

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Ich liebe es, Listen zu schreiben, und ich führe sie für praktisch alle Lebensbereiche. Unter dem Punkt »Wohnung« steht aktuell: »Bettwäsche aussortieren, Nachttischlampe kaufen, Wand auf der Terrasse himmelblau streichen«. Sehr gern mag ich die Liste »Wünsche«. Ohne zu sehr in die Details zu gehen, hier einige der unverfänglichen Stichworte: »Drehbuchkurs in New York besuchen, Gleitschirm-Tandemflug buchen, Haare dunkelbraun färben«. Ihnen fällt sicher auf, dass die Machbarkeit auf beiden Listen eine andere ist. Ist die Erfüllung der Punkte auf der Wohnungsliste quasi ein Kinderspiel, wird es mit jenen auf der Wünscheliste schwieriger. Erstens, Drehbuchkurs: Bin ich nicht zu alt? Ist mein Englisch gut genug? Zweitens, Gleitschirm-Tandemflug: Geht das auch mit Höhenangst? Drittens, Haare braun färben: Mein Mann sähe das sicher entspannt, meine Freundin Jasna, die mir regelmäßig blonde Strähnchen färbt, weniger. »Nur über meine Leiche!«, warnte sie mich. »Du bist und bleibst eine Blondine.« Und bekanntlich sollte man der Coiffeuse seines Vertrauens nicht widersprechen, will man sich nicht eines Tages mit hennarotem Schopf aus dem Salon schleichen. Doch zurück zum Thema: Die Liste, die ich am wenigsten mag, heißt »To do«. Englisch ausgesprochen, tönt es irgendwie netter als der beinahe militärische Befehl: »Muss gemacht werden!« Und die Liste ist lang. Genauer gesagt umfasst sie 16,5 Punkte. Der halbe Punkt bezieht sich übrigens auf den halb gefüllten Wäschekorb, der noch weggebügelt werden müsste.

Der größte Genuss am Listenführen ist, Erledigtes durchzustreichen. Und zwar mit einem pinkfarbenen Stift, damit der Erfolg, den inneren Schweinehund überwunden zu haben, optisch sofort ins Auge fällt. Einfach fallen mir folgende Erledigungen: »den neuen Roman von Joël Dicker kaufen, Zitronenkuchen für den Geburtstag meines Neffen backen, Pediküre buchen«. Das Anforderungsprofil steigt, wenn es darum geht, den Kofferraum des Autos aufzuräumen, das Altglas zu entsorgen oder Rechnungen zu schreiben. Aber irgendwann sind auch diese Aufgaben erledigt, und mein schweinchenrosa Filzstift kommt zum Einsatz. Juhee! Die Erleichterung hält aber nur so lange an, bis ich realisiere, dass wieder einmal die gleichen Punkte auf meiner Liste stehen geblieben sind: »Badezimmer putzen, Wintermäntel in die Reinigung bringen, Kaffeemaschine entkalken, Zuckerkonsum reduzieren«.

Alle Bemühungen, diese Punkte endlich anzugehen, haben bis vor kurzem nicht gefruchtet. Deshalb habe ich sie an die oberste Stelle gesetzt. Ein Trick, der ja zum Beispiel bei politischen Listen funktioniert: Wer oben steht, hat bekanntlich die weitaus größeren Chancen, gewählt zu werden, als die Schlusslichter. Bei mir blieb die Maßnahme erfolglos. Auch mir selbst versprochene Belohnungen halfen nicht: Ein Punkt erledigt gleich eine Glace. Funktioniert nicht, weil ich ja vermehrt auf Zucker verzichten möchte.

Aber dann hatte ich eine geniale Idee: Ich tauschte meine ungeliebten Aufgaben mit denen meines Mannes. Das Badezimmer ist jetzt blitzsauber, der Kaffee schmeckt endlich wieder kalkfrei, und die Wintermäntel sind weg. Dafür habe ich unsere Velos geputzt, die Steuererklärung erledigt und die Medikamente nach Verfallsdatum sortiert.

Das nennt man wohl eine Win-win-Situation. Nur die Sache mit der Zuckerreduktion bleibt noch ein bisschen länger auf der Liste. Der Sommer ist schließlich noch lang. Und meine Lust auf Glace noch lange nicht gestillt.

Sind denn alle guten Männer schon vergeben?

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