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The Man in Black

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Mein Mann trägt Schwarz. Ausschließlich. Im Sommer höchstens mal Grau, eine »fröhliche Sommerfarbe«, wie er das bezeichnet. Das war schon vor zweiundzwanzig Jahren so, als ich ihn kennen lernte, und es hat sich im Lauf der Zeit nicht geändert. Er ist und bleibt: the Man in Black. Auch wenn ich selber Farben liebe, habe ich seine Überzeugung nie infrage gestellt. Ich finde diese klare Linie auch ziemlich cool. Jedenfalls solange er nicht von mir erwartet, dass ich mich als schwarze Witwe herausputze.

Ich erzähle dies, weil ich vor ein paar Tagen einen Artikel gelesen habe, in dem es darum ging, inwiefern man versuchen sollte, seinen Partner nach seinen Wünschen zu verändern. Der romantische Vorsatz, seinen Liebsten so zu nehmen, wie er ist, überstehe kaum jemals die ersten zwölf Monate – also die Zeit der größten Verliebtheit. Sei diese vorbei, dürfe man den Partner verändern, und man müsse es sogar!

Dieser provokanten Meinung ist Christian Thiel. Der Philosoph und Beziehungsexperte hat das Buch »Liebe ist, den Partner nicht so zu nehmen, wie er ist« geschrieben. Er ist überzeugt, dass, wer seine Wünsche ständig zurückstelle, mit der Zeit total frustriert werde. Und dass dies in der Regel nicht zu mehr Zweisamkeit, sondern zu Entfremdung führe. »Solange nicht versucht wird, den Charakter eines Menschen umzubiegen, sondern lediglich sein Verhalten, ist das im grünen Bereich«, sagt Thiel. Nun frage ich mich: Kann man das Verhalten eines Menschen von seinem Charakter trennen? Zeigt sich nicht gerade im Verhalten oder im Auftreten der Charakter eines Menschen?

Mir sind jedenfalls die Männer und vor allem Frauen, die ihre Partner ständig »optimieren« wollen, ein Graus. Warum soll ich Dinge am anderen, die mir am Anfang gefallen haben oder mich nicht störten, zu ändern versuchen?

Ich komme zurück zu meinem Mann. Seine Liebe zu Schwarz ist eine tief verwurzelte Überzeugung. Er würde aus Liebe zu mir sicher auch mal ein weißes Hemd anziehen. Aber was bringt es mir, wenn er sich darin nicht wohlfühlt? Natürlich sollte man Wünsche äußern können, solange es nicht auf ein Umerziehen des Partners hinausläuft. Doch wenn mich wirklich etwas stört oder ich mir etwas Bestimmtes wünsche, dann äußere ich dies auch. Und entweder mein Gegenüber ändert dies oder eben nicht. Mir ist jedenfalls ein Mann mit »eigenem« Kopf tausendmal lieber als einer, der alles macht, nur um mich zufriedenzustellen.

PS: Bei unserer Strandhochzeit im letzten Sommer hätte ich meinem Mann allerdings ein helleres Tenue gewünscht. Bei über dreißig Grad im Schatten wäre ein weißes Hemd vielleicht doch angenehmer gewesen.

Sind denn alle guten Männer schon vergeben?

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