Читать книгу Sind denn alle guten Männer schon vergeben? - Silvia Aeschbach - Страница 22
Mehr Zeit fürs stille Örtchen
ОглавлениеVielleicht werden Sie die folgende Kolumne in der Kategorie »unnützes Wissen« einordnen. Ich bin allerdings der Meinung, dass solches durchaus seine Berechtigung hat. Sei es, um bei einem langweiligen Small Talk mit überraschenden Fakten zu punkten. Sei es, weil es im besten Fall lehrreich ist oder uns amüsieren kann.
Aber ich erzähle Ihnen das jetzt einfach einmal. Kürzlich habe ich gelesen, dass Männer durchschnittlich mehr Zeit auf der Toilette verbringen als Frauen. Gern auch in Begleitung einer Zeitung, eines Buches oder des Smartphones. Aus meiner bisherigen Erfahrung im Zusammenleben mit männlichen Partnern – Hund Louis ausgeschlossen – kann ich nur bestätigen, was das deutsche Marktforschungsinstitut GfK in einer repräsentativen Umfrage herausgefunden hat. So sitzen Frauen maximal fünf Minuten auf dem WC, Männer hingegen bis zu fünfzehn Minuten. Der Grund dafür liege darin, dass Männer auf der Toilette die Ruhe genießen würden. Laut einer von der britischen Zeitung »Independent« zitierten Studie seien das durchschnittlich siebzig Stunden pro Jahr. Und darin sind schwierigere »Sitzungen«, wie zum Beispiel im Krankheitsfall, nicht mitberechnet.
Sind Sie nicht auch ein bisschen neugierig, welche Gründe sich hinter diesem männlichen Rückzug verbergen? Vor allem, weil laut gängigen Klischees der Gang zur Toilette meistens mit Frauen in Verbindung gebracht wird. Etwa, wenn sie diese im Restaurant oder Klub am liebsten mit einer oder mehreren Freundinnen aufsuchen.
Das ist bei den Männern definitiv anders: Dreiundzwanzig Prozent suchen auf dem WC nicht den sprachlichen Austausch, sprich Klatsch, sondern empfinden die Toilette – oder auch das Badezimmer, wenn sich diese dort befindet – als »sicheren Zufluchtsort«. Etwas ungläubig nahm ich die Aussagen von vierzehn Prozent der Befragten zur Kenntnis, dass ihnen dieser intime Ort nicht nur »Schutz« biete, sondern auch, dass sie die freie Zeit hier »so gemütlich« wie möglich verbringen möchten. Dazu gehöre auch, hin und wieder gewisse Nahrungsmittel zu verstecken, um sie dann in aller Ruhe zu genießen. Aber meine Herren, wo bleibt da die Hygiene?
Dass eine Ruhepause auf dem WC durchaus gesundheitsfördernde Aspekte hat, erfuhr ich in einem weiteren Artikel: Da sich fünfundachtzig Prozent aller deutschen Arbeitnehmer im Job gestresst fühlen würden, helfe der Gang auf die Toilette, um sich bewusst zu entspannen. Dieser Meinung ist der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Mann und Gesundheit e.V., Professor Doktor Frank Sommer. Und die sogenannte Pipipause solle eben nicht im Eiltempo durchgeführt oder gar unterdrückt werden. Sich den Toilettengang vor lauter Stress zu verkneifen, könne dem Körper schaden. Dann fülle sich nämlich die Blase immer mehr und leiere am Ende geradezu aus, was zu einer sogenannten »lazy bladder« (faulen Blase) führen könne.
Mit dieser Erkenntnis ist mein Reservoir an unnützem Wissen für heute gut gefüllt. Aber bitte vermeiden Sie beim nächsten Small Talk das Thema »lazy bladder«! Es eignet sich suboptimal in Verbindung mit Prosecco und Häppchen.