Читать книгу Reise Know-How Wohnmobil-Tourguide Portugal - Silvia Baumann - Страница 23
Essen
ОглавлениеDie Gastronomie ist in Portugal ebenso abwechslungsreich wie die Landschaften. In den Bergregionen des Nordens dominieren Fleischgerichte auf Basis des Mirandesischen oder Barrosã-Rind. Im Minho kommen zudem Aalgerichte und Flussfische auf den Tisch, rund um Porto sind francesinhas (Fleischsandwich) und tripas (Kutteln) beliebt. Im Zentrum isst man gern Spanferkel (leitão), im Alentejo das schwarze Schwein porco preto (in Spanien als pata negra oder porco ibérico bekannt), an der Algarve locken frischer Fisch und Meeresfrüchte vor allem in Form von gegrillten Sardinen und in diversen Versionen als Eintopf aus der lokaltypischen cataplana, einer Art Kupferwok mit Deckel, in dem Fisch, Langusten und/oder Muscheln, seltener auch Fleisch, zusammen mit dünnen Kartoffelscheiben und Zwiebeln in einem aromatisch gewürzten Sud langsam geschmort werden.
Das Nationalgericht in diesem Land des Südens ist kurioserweise ein Fisch aus dem hohen Norden. Kabeljau wird in Grönland gefischt und ist den Portugiesen der fiel amigo (treue Freund). Kein anderer Fisch erfährt so viel Aufmerksamkeit und es gibt wohl kaum einen Menschen im Land, der keinen bacalhau mag.
Er ist überall präsent, in regionalen und lokalen Variationen, und so kann man sich leicht vorstellen, dass es zwischen 400 und 1000 bacalhau-Rezepte geben soll. Der Kabeljau wird gesalzen und getrocknet, und wenn er so plattgedrückt und wenig appetitlich riechend im Supermarkt liegt, glaubt man kaum, dass daraus sehr leckere Gerichte entstehen können. Dazu muss man ihn erst 24 Stunden lang einweichen und mehrmals wässern, um das Salz auszuspülen. Dann erhält der Fisch die richtige Konsistenz und ist bereit zur Verarbeitung. Gekocht wird traditionell mit azeite (Olivenöl) und zu einem kompletten Essen gehören Suppe, Brot, Oliven oder Käse als Appetitmacher. Gewürze wie Oregano, Koriander, Knoblauch und Petersilie spielen eine wichtige Rolle in jeder portugiesischen Küche.
Als Appetitanreger (entradas) werden in jedem Restaurant ungefragt diverse Schälchen mit gesalzener Butter (manteiga com sal), Oliven (azeitonas), Sardinenpastete (pasta de sardinha) und ein Korb Brot (pão) auf den Tisch gestellt. Diese sind jedoch kein „Angebot des Hauses“, sondern werden einzeln berechnet. In einfachen oder lokaltypischen Lokalen liegen die Preise für diese Häppchen zwischen ein und zwei Euro pro Portion. In teureren Restaurants können sie die Rechnung allerdings leicht verdoppeln. Wer dies nicht möchte, kann auch gleich höflich verneinen und die entradas dankend zurückweisen.
Mittagessen (almoço) und Abendessen (jantar) sind normalerweise komplette Menüs mit Suppe, Brot, Hauptgericht, Dessert und Café. Dazwischen gibt es oft noch einen kleinen Snack am Nachmittag (lanche). Das Frühstück (pequeno-almoço) fällt dagegen eher spärlich aus und besteht meist nur aus einem Café und einem süßen Teilchen.
Suppen sind generell sehr beliebt und fast immer stehen Grünkohlsuppe (caldo verde), Gemüsesuppe (sopa de legumes) oder eine sämige Fisch-/Meeresfrüchtecreme (creme de marisco) auf der Speisekarte. Dazu passen salzige mit Huhn, Shrimps oder Schweinefleisch gefüllte Pastetchen oder die überall präsenten bolos de bacalhau (frittierte Röllchen aus einer Kabeljau-Kartoffel-Masse) als schnelles Fingerfood.
Was die Desserts angeht, gibt es wohl kaum ein anderes Land, das so viele unterschiedliche Nachtischversionen hat. Die Portugiesen sind ausgesprochene Leckermäuler. Klassiker sind arroz doce (Milchreis), pudim caseiro (Karamellpudding), creme de leite (Milchcreme). Aber das ist nur der Anfang, allein die auf überlieferten Klosterrezepten basierenden Kuchen, Sahne- und Mandeltörtchen und süße Teilchen füllen einen Jahreskalender. Für die schlanke Linie ist das portugiesische Essen nicht unbedingt förderlich, es sei denn, man konzentriert sich auf Fisch und Früchte.
Die Restaurants servieren in der Regel Mittagessen zwischen 12 und 15 Uhr und Abendessen zwischen 19 und 22 Uhr. In den Großstädten gibt es auch durchgehend warme Küche. Traditionelle Lokale bieten oft Tagesgerichte (prato do dia) zu günstigen Preisen, manchmal auch komplette Menüs mit Suppe und Kaffee. In besseren Restaurants wartet man, bis der Kellner einen Tisch zuteilt. Wenn man nach einem Platz sucht, heißt es in Portugal nicht „Ist hier noch frei?“, sondern „Ist der Platz besetzt?“ (Está ocupado?).
Die Rechnung erfragt man mit „A conta, por favor!“ Sie wird normalerweise auf einem Tellerchen oder in einem Mäppchen gebracht. Man zahlt entweder mit Bargeld oder Kreditkarte. Im Idealfall sollte Letztere am Tisch oder im Beisein des Kunden am Tresen eingesetzt werden. Generell sollte man die Kreditkarte nie außer Sichtweite benutzen lassen.
Als Trinkgeld läßt man in der Regel 5 bis 10 % des Gesamtbetrags auf dem Tellerchen zurück. Wenn man mit Service und Qualität nicht zufrieden war, kann das Trinkgeld auch entfallen. Ansonsten macht sich ein zusätzliches „Muito obrigado!“ immer gut.