Читать книгу "Alljährlich im Frühjahr schwärmen unsere jungen Mädchen nach England" - Simone Müller - Страница 5
ОглавлениеIn ihren Wohnungen hängt das Bild der Queen neben einem geschnitzten Holzlöffel aus der Käserei Trubschachen, und auf dem Kaminsims steht ein kleiner Bergkristall aus Davos neben einer bunten Postkarte der Kathedrale von Canterbury.
Sie leben seit mehr als sechzig Jahren in England. In ihren Biografien treffen zwei Kulturen und zwei Sprachen aufeinander, was sich auch in ihren Doppelnamen spiegelt: Bruce-Weber; Gibbs-Schwaninger; Webb-Eggen.
Wie Tausende von jungen Schweizerinnen gingen sie in den Dreissiger-, Vierziger- und Fünfzigerjahren als Hausangestellte oder Au-pairs nach England, weil sie Englisch lernen wollten. Anders als viele, die nach ein oder zwei Jahren in die Schweiz zurückkehrten, sind die in diesem Buch porträtierten Frauen jedoch in England geblieben. Einige zögern am Telefon und sagen, sie wüssten nicht, ob sie das noch könnten: Schweizerdeutsch. Wie Myrtha Parsons-Biedermann zum Beispiel – sie versteht dann doch jedes Wort. Über dem Kamin in ihrem Wohnzimmer in Shepperton hängt eine Kopie des Bundesbriefes.