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Elmer Gantry machte immer Witze über Dr. Bruno Zechlin. Manchmal nannte er ihn »alter Fußelkopf«. Manchmal sagte er: »Der alte Idiot muß ja Hebräisch lehren, er sieht selber aus wie 'ne Seite Jiddisch.« Elmer verstand sich auf solche Dinge. Der Beifall Eddie Fislingers, der in Korridoren und Toiletten gesagt haben sollte, Zechlin fehle es an Idealismus, ermutigte Elmer zu seinem Meisterstück.

Vor der Exegese-Vorlesung schrieb er mit verstellter Schrift an die schwarze Tafel:

»Ich bin der Fußelkopf Zechlin, der Obergescheite, der mehr weiß als Gott. Wenn Jake Trosper dahinter käme, was ich wirklich über die Offenbarung der Schrift denke, würde er mich bei meinem dreckigen deutschen Genick packen und hinausschmeißen.«

Die versammelten Studenten wieherten, sogar Bruder Karkis, der Hinterwäldler-Calvin.

Dr. Zechlin kam lächelnd in den Kollegsaal getrottet. Er las die Inschrift auf der Tafel. Er sah ungläubig aus, dann erschrocken, er starrte seine Klasse an wie ein alter Hund, nach dem Rohlinge Steine geworfen haben. Er drehte sich um und ging hinaus, begleitet vom Gelächter der Brüder Gantry und Karkis.

Wie dieser Zwischenfall Dekan Trosper zu Ohren kam, ist nicht bekannt.

Er ließ Elmer holen. »Ich habe den Verdacht, daß Sie das auf die Tafel geschrieben haben.«

Elmer dachte zu leugnen, dann platzte er heraus: »Ja, ich war's, Dekan. Ich sage Ihnen, es ist eine Schande – ich will durchaus nicht behaupten, ein Stadium christlicher Vollkommenheit erreicht zu haben, aber ich geb' mir schwer Mühe, und es ist meiner Ansicht nach ein Skandal, wenn jemand vom Lehrkörper es darauf anlegt, uns unsern Glauben durch versteckte Andeutungen und Spötteleien zu nehmen; das ist meine Meinung.«

Dekan Trosper antwortete bissig: »Ich glaube nicht, daß Sie sich um irgend jemand bekümmern müssen, der Ihnen neue Möglichkeiten des Sündigens vor Augen führt, Bruder Gantry. Aber es ist einiges berechtigt an dem, was Sie sagen. Jetzt gehen Sie hin und sündigen Sie nicht mehr. Ich glaube noch immer, das Sie eines Tages vielleicht zu Verstand kommen und aus Ihrer Lebenskraft ein Gnadenmittel für Viele, eventuell auch für Sie selbst, machen. Ist gut.«

Dr. Bruno Zechlin wurde zu Ostern plötzlich pensioniert. Er zog zu seiner Nichte. Sie war arm, spielte gern Bridge und wollte ihn nicht haben. Er verdiente etwas Geld durch Übersetzungen aus dem Deutschen.

Bevor zwei Jahre um waren, starb er.

Elmer Gantry erfuhr nie, wer ihm dreißig Nickel, eingepackt in ein Traktätchen über Frömmigkeit, geschickt hatte, noch warum. Aber er fand die Gedanken im Traktätchen nützlich für eine Predigt, und die dreißig Zehncentstücke gab er für lustige Photographien von Operettendämchen aus.

Sinclair Lewis: Die großen Romane

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