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Die Beziehungen zwischen Bruder Gantry und Bruder Shallard waren um die Weihnachtszeit nicht die glänzendsten, nicht einmal während des engen Beieinanderseins auf der Draisine.

Während sie sich nach der Kirche in Schoenheim auf der Strecke abmühten, klagte Frank:

»Hören Sie, Gantry, es muß etwas geschehen. Ich bin mit Ihnen und Lulu nicht zufrieden. Ich hab' euch dabei erwischt, wie ihr einander anseht. Außerdem hab' ich den Verdacht, daß Sie mit dem Dekan über Dr. Zechlin gesprochen haben. Ich fürchte, ich werde zum Dekan gehen müssen. Sie sind nicht geeignet ein Pastorat zu bekleiden.«

Elmer hörte auf zu pumpen, starrte vor sich hin, rieb sich die in Fäustlingen steckenden Hände an seinen Schenkeln und sagte ganz ruhig:

»Darauf hab' ich gewartet! Ich bin impulsiv – sicher; ich mach' böse Fehler – jedem Mann, der Blut in den Adern hat, geht's so. Aber wie steht's mit Ihnen? Ich weiß nicht, wie weit Sie in Ihren teuflischen Zweifeln gegangen sind, aber ich hab' gehört, wie vorsichtig zögernd Sie die Fragen in der Sonntagsschule beantworten, und weiß, daß Sie anfangen zu wanken. Sie werden recht bald ein Erzliberaler sein. Gott! Planen, die christliche Religion zu schwächen, kraftlosen, suchenden Seelen ihre einzige Hoffnung auf Erlösung zu stehlen! Der ärgste Mörder, den es je gegeben hat, ist kein solcher Verbrecher wie Sie!

»Das ist nicht wahr! Ich würde eher sterben als irgend jemand seinen Glauben nehmen, wenn er ihn nötig hat!«

»Dann haben Sie ganz einfach nicht genug Verstand, um zu wissen, was Sie tun, und keine christliche Kanzel hat Platz für Sie! Ich bin's, der zu Pop Trosper gehen und sich beschweren sollte! Erst heute, wie das Mädel zu Ihnen gekommen ist und darüber geklagt hat, daß ihr Pa die Familiengebete eingestellt hat, da haben Sie sich benommen, als ob nichts daran läge. Es ist möglich, daß Sie diese arme junge Dame auf die mit Zweifeln gepflasterte Straße geführt haben, die zur ewigen Hölle führt!«

Und den ganzen Weg nach Mizpah gab Frank sich Mühe und erklärte.

In Mizpah gestattete Elmer ihm huldvoll, auf sein Amt in Schoenheim zu verzichten, und gab ihm den Rat, zu bereuen und sich vom Heiligen Geist führen zu lassen, bevor er es je wieder mit einem Pastorat versuchen sollte.

Elmer saß in seinem Zimmer und flammte vor evangelistischem Triumph. Es war ihm so ernst damit, daß er sich erst nach einigen Minuten einfallen ließ, Frank bedeute jetzt in seinen Beziehungen zu Lulu Bains kein Hindernis mehr.

Sinclair Lewis: Die großen Romane

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