Читать книгу Die Rabenringe - Gabe (Band 3) - Siri Pettersen - Страница 22
Blut von meinem Blut
ОглавлениеDraußen tosten die Wellen. Ein Geräusch, das sie beinahe vergessen hatte.
Das Meer.
Wo bin ich?
Hirka schlug die Augen auf. Sie lag auf der Seite und starrte gegen eine Wand. Sie war eingesperrt.
Kalte Angst überkam sie. Sie stemmte die Hände gegen die Wand. Die knarrte, ohne nachzugeben. Der Raum begann zu schwingen. War sie auf einem Boot?
Sie setzte sich auf. Kein Käfig. Kein Boot. Sie saß in einem Bett. Was sie für eine Wand gehalten hatte, war eine hohe Umrandung. Es war, als würde man in einem geflochtenen Korb sitzen. Er schaukelte vor und zurück. Hing an Seilen, die hinauf zur Decke liefen.
Hirka fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. Kam sich wie ein Dummkopf vor.
Sie rutschte zu einer Öffnung am Fußende und setzte die Füße auf einen kühlen Steinboden. Stand auf. Die graue Tunika hatte sich um ihren Körper gewickelt, während sie schlief. Wer hatte sie zu Bett gebracht?
Der Raum war groß. Schwarz. Aus Stein gehauen. Die Wände waren rau und uneben, wie in einer Höhle, aber Decke und Fußboden waren blank poliert. Ein offenbar beabsichtigter Kontrast. Sie blickte hinunter auf ihre Füße und sah ihr Spiegelbild. Als ginge sie auf einem dunklen See.
Es hätte kälter sein müssen. Woher kam die Wärme? Hier waren keine Feuerstellen. Keine Lampen, die brannten. Das bleiche Licht fiel durch eine Glaswand herein. Sie war aus mehreren kleinen Scheiben zusammengesetzt, die sich leicht nach außen wölbten. Sie waren in den Ecken dunkler, mattiert mit etwas, das an Asche erinnerte. Das gab ihr das Gefühl, durch Vogelaugen zu blicken.
Hirka ging zu der Wand und legte die Hand ans Glas. Dann erkannte sie, wo sie war. Sie blickte auf einen Krater. So groß, dass sie fast einen ganzen Tag brauchen würde, um ihn einmal zu umrunden. Seine Wände führten schräg hinab ins Felsgestein, durchlöchert von Häusern.
Sie befand sich ganz oben am Rand. Direkt unter dem Eis. An mehreren Stellen zogen sich Spalten durch die Eisschicht bis hinunter in den Fels. Schluchten. Straßen. Wie die, durch die sie am Abend zuvor gegangen war.
Ginnungad. Die erste Stadt. Die Hauptstadt der Blinden.
Windstöße peitschten Schnee vom Gletscher gegen das Fenster und heulten den Krater hinab. Das war das Geräusch, das sie geweckt hatte. Von dem sie gedacht hatte, es sei das Meer.
Jemand klopfte an. Hirka zuckte zusammen, sich jäh zweier Dinge bewusst: Sie sollte ihre Familie treffen und sie sollte jemanden zum Tode verurteilen.
»Ja?« Sie räusperte sich.
Ǫni kam durch eine Schiebetür herein, die fast nicht von der Wand zu unterscheiden war. Sie wirkte verändert, jetzt, da sie sich hatte zurechtmachen können. Das braune Haar bauschte sich um ihr Gesicht. Sie trug eine Schale mit Brühe, die nach Fisch roch.
Ihre Wangengrübchen vertieften sich. »Du musst uns verzeihen, wir haben nicht gewusst, wie groß dein Bedarf an Essen und Wärme ist.« Hirka nahm die Schale entgegen und trank sie sofort aus. Ǫni wirkte peinlich berührt, und Hirka erinnerte sich. Man nahm vor anderen Leuten keine Nahrung zu sich. Sie wurde rot.
Ǫni zeigte auf eine Regalreihe neben der Tür. »Dort drüben findest du Kleidung. Sachen, die Skerri gehört haben. Natürlich nur, bis wir neue für dich haben anfertigen lassen.«
Hirka sah Skerri in engem Leder mit Schnüren und Spangen vor sich. Sie schüttelte den Kopf. »Danke, aber … ich kann meine eigenen Sachen anziehen.«
Ǫni schürzte die Lippen ein klein wenig. »Kraft und Schönheit soll man sehen. Du kannst dir von den Sachen selbst etwas aussuchen. Das Bad ist dort.« Sie zeigte auf eine Schiebetür direkt gegenüber vom Bett. Dann drehte sie sich um und wollte gehen.
»Ǫni, wie ist das entstanden? Das Loch?« Hirka nickte zum Fenster.
»Da war immer ein Loch, aber es wurde größer, als sie nach der Gabe gegraben haben«, antwortete Ǫni. »Du solltest dich lieber beeilen, sie warten schon alle. Du bist die Jüngste in Modrasmes Haus und keiner von ihnen hat dich bisher zu Gesicht bekommen.«
Ǫni verschwand auf demselben Weg hinaus, auf dem sie gekommen war. Hirka schob die Tür zum Bad auf. Vor ihr führte eine Treppe direkt hinunter ins Wasser. Eine Grube im Boden, groß genug, um ausgestreckt darin zu liegen. Und das Wasser war warm.
Den Göttern sei Dank!
Sie riss sich die Tunika vom Leib und ließ sich genüsslich hineingleiten. Falls es das letzte Bad in ihrem Leben sein sollte, dann wollte sie es jedenfalls richtig auskosten.
Hirka zog an dem Strickhemd, aber es war immer noch zu kurz. Weigerte sich, den Nabel zu bedecken. Es war sehr locker gestrickt, aus einem glänzenden Garn, das es wie eine unbrauchbare Kettenbrünne wirken ließ. Was für ein nutzloses Kleidungsstück. Aber sie musste ihr Bestes tun, um sich anzupassen.
Sie ging dem Stimmengeräusch nach. Der Korridor hatte Wände, die sich nach innen neigten, wie ein umgestürztes Boot. Er mündete in einen rechteckigen Saal, an dessen Ende sich die Decke öffnete. Durch die Eisschicht darüber fiel blaugrünes Licht auf eine Gruppe von Leuten. Zu vielen Leuten. Ǫni stand ein Stück abseits von den anderen an einer Wand. Hirka merkte, wie ihr der Atem stockte. Sie zog wieder an dem Strickhemd. Fuhr sich mit den Fingern durchs Haar, ohne große Hoffnung, dass es half.
Die Familie. Ihre Familie. Blutsbande.
Sie hatten sie entdeckt. Die Gespräche verstummten. Es wurde so still, dass Hirka das Geräusch ihrer Sohlen auf dem Steinfußboden hörte. Den Wind hörte, der über die Fenster fegte. Endlose Reihen von gewölbten Glasscheiben. Würde sie all diesen Blicken entgehen, wenn sie einfach durch das Fenster sprang und sich in den Krater stürzte? Wohl kaum … Nach dem Unwetter zu urteilen, hielt das Glas eine Menge aus.
Sei stolz. Furchtlos. Sei eine Dreyri.
Hirka straffte die Schultern und hob das Kinn. Ǫni kam zu ihr und stellte sich wie ein Schatten hinter sie. Bereit zu helfen. Zu übersetzen. Zu unterstützen. Hoffte sie wenigstens.
Sie waren alle so fremd. Hirka wurde bewusst, dass sie allein in einem Raum mit Totgeborenen war. Starken, tierischen Wesen mit Klauen und Milchglasblick. Sie holte tief Luft, bebend.
Ein Mann kam auf sie zu. Ein starker Mann, wie durch das enge schwarze Strickhemd gut zu erkennen war. Er trug einen kurz geschnittenen Vollbart und langes Haar, das herzergreifend rot war. Rot … Wie ihr eigenes Haar. Es wallte ihm auf die Brust hinunter. Hirka straffte die Lippen, damit sie aufhörten zu zittern.
Er blieb vor ihr stehen. Breitschultrig, aber mit schmalen Hüften. Sie hob den Blick. Die Stille verlangte nach Taten. Sie musste etwas sagen. Kein anderer sagte etwas. Alle warteten auf ihn. Dass er sie abschätzte. Sie verstieß oder aufnahm.
Er drehte sich zu den anderen um und breitete die Arme aus. »Haaaah!«
Hirka zuckte zusammen. Das war halb Lachen, halb Ausruf. Er warf den Kopf zurück und lachte noch einmal. »Haaaah!« Dann drehte er sich wieder zu ihr um. Sagte etwas, das sie nicht verstand.
»Sie spricht miserabel Umǫni«, sagte Skerri und verschränkte die Arme vor der Brust. Der Mann ließ sich nichts anmerken. »Sie hat mein Haar!«, sagte er auf Ymsländisch. »Die Tochter meines Sohnes!«
»Und Augen wie ein Tier«, kam es von Skerri.
Hirka wünschte, sie wüsste, was sie Skerri getan hatte. Außer dass sie ein Herz mitgebracht hatte, das Skerri nur zu gern selbst herausgeschnitten hätte.
»Mein Haar …«, flüsterte er. Dann kämmte er mit den Klauen durch ihr Haar. Hirka presste die Arme an den Körper. Kämpfte gegen den Drang, ihn zu berühren.
»Seht!«, sagte er halb erstickt. »Seht, wie jung sie ist! Seht sie euch an!«
Er schlang die Arme um sie. Ihr Gesicht wurde gegen eine steinharte Brust gedrückt. Sie spürte, wie seine Finger sich um ihren Kopf legten. Sein Bart stach auf ihrer Kopfhaut. Er sog ihren Geruch ein. »Die Tochter meines Sohnes. Blut von meinem Blut.«
Er zog sich wieder zurück, ohne sie loszulassen. Sein Blick wanderte über ihr Gesicht.
»Ich bin Raun«, sagte er. Der Name grub sich in ihr Herz und begann zu wachsen. Machte es ihr beinahe schwer, zu atmen.
»Ich bin Hirka«, antwortete Hirka.
»Und ob du das bist. Und ob du das bist«, erwiderte er, als hätte sie gerade gesagt, sie sei eine Göttin.
Der Moment wurde durch ein schneidendes Frauengelächter zerstört. »Das da? Das sollen wir Hods Haus präsentieren?«
Modrasmes Haus war eine siebenköpfige Familie, die Dienerschaft nicht mitgerechnet. Raun, der Rothaarige, war freundlich und gut aussehend. Seine Frau Uhere hatte kurzes schwarzes Haar und einen leichten Unterbiss. Der verlieh ihr etwas Grimmiges, als würde sie die ganze Zeit die Zähne zusammenbeißen. Raun und Uhere. Graals Vater und Mutter. Ihre Großeltern. Hirka wiederholte es in Gedanken immer wieder, aber es blieb trotzdem unwirklich.
Im Haus lebte auch Uheres Vater, Lug. Ein magerer Mann mit glattem Haar, das ihm ins Gesicht hing wie eine dunkle Gardine. Er hatte eine jüngere Frau, Cirra. Die beiden hatten eine gemeinsame Tochter, Vana, mit ihren 298 Jahren die Jüngste in der Familie. Bis Hirka aufgetaucht war natürlich.
Vana lag wie hingegossen in einem Sessel voller Tierfelle und spielte mit einer Halskette, die sie sich um den Finger wickelte. Sie hatte braunes, lockiges Haar und volle Lippen, die zu groß für das Gesicht wirkten.
Modrasme war das Oberhaupt der Familie. Über 3700 Jahre alt, aber ohne eine einzige Falte im Porzellangesicht. Sie würdigte niemanden eines Blickes. Saß nur auf einem hochlehnigen Stuhl da und starrte ins Leere. Ihr Silberhaar wallte bis hinunter zur Taille.
»Lasst mich sie sehen«, sagte sie schließlich. Raun führte Hirka zu ihrem Stuhl. Hirka wäre beinahe vor ihr auf die Knie gefallen, konnte sich aber gerade noch zurückhalten. Sie lehnte sich etwas vor, auf Modrasmes erhobene Hand zu. Auf dem Gesicht der Frau, die dem Haus ihren Namen gegeben hatte, lag ein müder Ausdruck. Nicht erschöpft, eher so, als könnte nichts sie jemals beeindrucken. Sie legte eine kühle Hand an Hirkas Wange. Betrachtete sie eine Weile, dann seufzte sie und wedelte mit der Hand, als wollte sie alle wegscheuchen.
Das schien Skerri und Vana zu erheitern, denn sie lächelten einander zu. Auf welche Weise Skerri der Familie angehörte, blieb unklar für Hirka. Aber sie sprach, als wäre sie der Mittelpunkt. Hirka hatte Mühe, den Gesprächen zu folgen, bekam aber mit, dass sie sich offen über Hirkas Mängel unterhielten. Die Sprache. Die Augen. Die stockdürren Ärmchen. Die fehlenden Klauen … Hirka hasste es langsam, dass sie keine hatte. Die anderen sprachen über sie, als wäre sie nicht anwesend.
Ǫni übersetzte ihr alles. Sie flüsterte Hirka ins Ohr, sich offenbar nicht bewusst, wie weh die Worte taten.
Wie war es dazu gekommen? Wie war sie in eine Situation geraten, in der sie eine Art Rettung für eine totgeborene Familie war? Das waren Fremde! Mit fremden Leben und fremder Lebensart, und was ihnen wichtig war, zählte für Hirka nicht. Weder Haus noch Ehre. Für sie gab es nur eins, was zählte, und das war die Gabe. Das Wissen dieser Leute war der einzige Weg, den Schnabel zu verstehen.
Hirka beugte den Kopf zu Ǫni. »Sag ihnen, dass ich einen Seher treffen muss. Sag, dass es wichtig ist.«
Ǫni schüttelte den Kopf. »Andere Dinge sind viel wichtiger.«
Hirka bestand darauf. »Sag es.«
Ǫni übersetzte. Die anderen sahen sich an, als verstünden sie die Bitte nicht. Vana lachte hochmütig in ihrem Sessel, aus dem sie sich immer noch nicht erhoben hatte. Seltsam für eine Dreyri, nach allem, was Hirka gelernt hatte.
Es war Uhere, die antwortete. Ihre Großmutter, die aussah, als wäre sie um die dreißig Winter alt, und so sah sie sicher schon seit einer ganzen Ewigkeit aus. Das schwarze Stirnhaar hing ihr vor den Augen. Ein Anflug von Sorge streifte ihr Gesicht. Sie trug einen Halsschmuck, der erdrückend eng aussah.
»Kein Seher kann dir helfen bei dem, was du jetzt tun musst. Die Zeit ist knapp. Hods Haus weiß, dass du hier bist, und sie werden dich bald sehen wollen. Wenn wir Glück haben, kannst du bis dahin einen Satz auf Umǫni zustande bringen. Und wenn wir noch mehr Glück haben, kannst du dich bewegen und kleiden, wie es sich gehört. Bis dahin ist kein Platz für etwas anderes.«
Hirka blickte zu Boden.
Raun hob ihr Kinn mit einer Klaue an. »Kleinigkeiten. Sie wird bereit sein. Sie ist unser Blut. Unser jüngstes Blut.« Hirka bemerkte, dass Skerri und Vana sich Blicke zuwarfen.
»Du bist die beste Nachricht seit …« Raun vollendete den Satz nicht.
»Nicht für ihn«, kam es schnippisch von Vana, die zum anderen Ende des Raums nickte.
Ein glatzköpfiger Diener, den Hirka bisher noch nicht gesehen hatte, kam mit Kolail im Schlepptau herein. Der Gefallene blieb ein Stück vor ihnen stehen. Er machte ein Gesicht, als langweilte er sich. Nicht, als hätte er nur noch wenige Augenblicke zu leben.
Hirka merkte, wie es ihr kalt über den Rücken lief. Sie hatte so etwas wie einen Plan gehabt. Eine Idee, die sie noch vor einer Weile ganz brauchbar gefunden hatte. Jetzt zerrann sie wie feiner Sand.
»Keskolail! Komm!« Raun winkte ihn näher heran. Kolail gehorchte. Er vermied es, Hirka anzusehen.
»Skerri sagt, du hast einen Pfeil abgeschossen, es habe nicht viel gefehlt und du hättest eine Dreyri getroffen. Stimmt das?«
Kolail nickte. Hirka fiel die Kinnlade herunter. Hätte sie dichter bei ihm gestanden, hätte sie ihm einen Fußtritt versetzt. Konnte er nicht wenigstens versuchen, die Sache zu erklären?
»Und du hast es bei schlechter Sicht getan, in vollem Bewusstsein des Risikos?«
Kolail nickte wieder. Sein stahlgraues Haar stand in alle Richtungen ab, was von dem Wetter draußen zeugte. Hirka machte einen Schritt auf Raun zu. »Er musste. Er hat getan, was ihm befohlen worden war.«
»Ja, das will ich doch sehr hoffen«, erwiderte Raun. Skerri lächelte schief. Hirka war wie gelähmt. Wut und Verzweiflung brauten sich in ihr zusammen. Es fiel ihr schwer, ruhig zu bleiben, aber sie musste. Wenn sie ihren Gefühlen nachgab, hatte sie verloren.
Raun sah sie an. »Dies ist Dreysíl. Er wusste, was er tat, er kennt die Regeln. Aber du bist diejenige, die er belästigt hat. Wie also ist dein Urteil, Hirka?«
Hirka atmete tief ein, um ihren Herzschlag zu beruhigen. »Er hat sein Ziel getroffen. Im Schneesturm und aus großem Abstand«, sagte sie. »Das beweist, dass ich nie in Gefahr war. Er ist ein hervorragender Schütze, und wo ich herkomme, bestraft man die Leute nicht dafür, dass sie ihr Handwerk verstehen.«
Raun nickte und strich sich über den Bart, als würde er nachdenken. Skerri stöhnte resigniert. Öffnete den schwarzen Mund, um etwas zu sagen. Hirka sprach weiter, um ihr keine Möglichkeit zu geben, alles kaputt zu machen.
»Aber ich verstehe, dass Regeln befolgt werden müssen. Deshalb habe ich mir überlegt …« Sie schloss einen Moment die Augen. Unsicherheit war jetzt fehl am Platz. Sie musste deutlich werden. »Meine Strafe ist, dass er mir dienen soll. Er soll mich alles über das Leben und die Leute hier lehren. Alles, was ich wissen muss.«
Raun verschränkte die Arme vor der Brust. »Ǫni ist die beste Lehrerin, die du dir wünschen kannst. Du brauchst niemand anderen.«
Hirka hob das Kinn ein wenig an. »Ǫni kann mich über das Leben an der Spitze unterrichten. Ko… Keskolail kann mich über das Leben am Boden unterrichten. Nur ein Dummkopf würde eins von beiden ignorieren.«
Raun zog eine Augenbraue hoch. »Einer der Gefallenen hat dein Leben in Gefahr gebracht und du willst ihn bestrafen, indem du ihm das Leben schenkst?«
Hirka zuckte die Schultern. »Nach dem, was ich gehört habe, ist es sowieso kaum lebenswert. Warum es also nicht für etwas Nützliches verwenden?«
Raun warf den Kopf zurück. »Haaaah!« Sein Lachen war ein Siegessignal. Hirka versuchte, ihre Erleichterung zu verbergen. Sie wusste, dass sie gewonnen hatte.
»So, Keskolail«, sagte Raun. »Ich nehme an, wir brauchen mit diesem Urteil nicht vor den Rat zu treten. Nimmst du es an?«
Kolail nickte wieder. Das war alles, was er getan hatte, seit er gekommen war.
»Gut! Du kommst, wenn du gerufen wirst, und tust, was sie dir sagt, bis sie es für gut befindet, dich gehen zu lassen. Andere Gelegenheitsarbeiten darfst du weiterhin übernehmen, solange sie dich nicht braucht. Du darfst jetzt gehen.«
Kolail warf Hirka einen Blick zu. Er schüttelte kaum merklich den Kopf. Sie wusste, was er ihr zu sagen versuchte. Sie war eine Närrin. Sie hatte gewonnen, aber sie hatte Skerri getrotzt.
Dafür würde sie bezahlen müssen. Mochten die Götter wissen, womit.