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Ruth: Die Entdeckung

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Es regnete und ich langweilte mich gelinde gesagt furchtbar. Der Kaminofen brannte und ich hatte eine CD von Enya in den Player geschoben. Normalerweise war dies das perfekte Ambiente für ein gutes Buch und die Couch. Aber dafür war ich nicht in Stimmung.

Lisas Probleme machten mir Kopfschmerzen. Ich wollte nicht, dass sie weiterhin jeden Monat da hinfuhr. Irgendwann erwischte der Saukerl sie, und dann bekam sie auch noch eine Anzeige.

Lisa war immer sehr direkt, manchmal auch knallhart. Aber in ihr drinnen sah es ganz anders aus. Sie hatte so geschwärmt von ihrem Gabriel, während wir komplett vom Glauben abfielen. Was wollte sie denn in ihrem Alter mit einem Kerl über sechzig?

Aber sie strahlte über das ganze Gesicht, war glücklich. Rauchte viel weniger. Alle hatten befürchtet, dass der große Absturz kommen würde. Und leider hatten wir recht behalten.

„Was will die mit dem, der kriegt doch bestimmt schon keinen mehr hoch“, hatte Jens gesagt.

„Wohl doch. Sonst würde sie nicht strahlen wie ein Honigkuchenpferd“, meinte ich und wunderte mich. In fünf Jahren war Jens ja schließlich auch sechzig. Ob er noch einen hochbekam, konnte ich am allerwenigsten beurteilen. Es lief ja nichts mehr im Bett.

Dass Lisa so litt, tat mir weh. Vielleicht konnte ich ja etwas finden, das sie ihm schicken konnte. Das ersparte ihr wenigstens eine dieser Weltreisen.

Ich ging also in Jens` Arbeitszimmer und stellte seinen Computer an. Ich benutzte den eigentlich nie. Aber vielleicht musste ich etwas für Lisa ausdrucken. Außerdem konnte ich dann auch gleich Staub wischen.

Das tat ich auch und räumte auf. Der Papierkorb lief über, es lagen kleine Zettelchen herum und ein Haufen von Broschüren. Ich war schon ewig nicht mehr hier drinnen gewesen.

Ich setzte mich in Jens‘ bequemen Chefsessel und suchte nach Rachemöglichkeiten. Aber viel fand ich nicht und was ich fand, war zu gemein. Und strafbar. Oder aber nicht durchführbar. Wie sollte Lisa den Kerl denn eifersüchtig machen, wenn sie ihn nicht mehr erreichte?

Ich schloss den Browser nach ein paar Minuten wieder. Aber wenn ich schon hier war, konnte ich meine E-Mails kontrollieren.

Ich öffnete das Abrufprogramm für unsere E-Mailkonten. Ich hatte nicht viel, nur einen Link von Silke für ihr neues Video. Aber bei Jens hatte sich einiges angesammelt. Hoffentlich nichts Dringendes, was das Geschäft betraf. Die Mails bekam er zwar auf sein Smartphone, aber er hatte tagsüber nicht so viel Zeit.

Ich sah in seinen Posteingang. Tatsächlich war da eine Mail vom Finanzamt, darum musste er sich gleich kümmern, wenn er nach Hause kam. Und noch mehr, meistens von Firmen, die ihm Werkzeug, Nägel, Schrauben und Teile verkaufen wollten. Auch das musste er selbst ansehen.

Gegen Ende war eine komische Nachricht. Ich dachte im ersten Augenblick, es wäre Spam und hätte sie fast gelöscht.

Im Betreff stand: Du hast eine neue Bewertung für deinen Bericht erhalten.

Ich öffnete die Mail. Klimperte mit den Augen. Das musste doch ein Missverständnis sein?

„Hallo Jens9966, du hast eine neue Bewertung für deinen Bericht über Hani, PLZ-Bereich 51, erhalten. Log dich gleich ein, um sie zu sehen! Viel Spaß weiterhin wünscht dir dein Hurizontal-Team.“

Hurizontal? War das ein Tippfehler, oder ... aber horizontal wäre nicht unbedingt besser gewesen! Mit zittrigen Fingern klickte ich auf den Link.

Der Browser öffnete eine Seite. Testberichte über Prostituierte, und darüber Anzeigen mit praktisch nackten Damen mit Details über ihre Dienstleistungen. Fassungslos las ich den Bericht.

„Hi, liebe Hengste. Gestern war ich wieder mal im Charmeur und habe mich dort ganz gut amüsiert. Die fünfzig Euro Eintritt waren angemessen. Saunalandschaft, Pool, Bar und ziemlich gutes Essen. Alles auch sehr sauber. Habe mich erst einmal geduscht, gestärkt und mir dann die Mädels angeschaut. Hani aus Jamaica, wenn`s denn stimmt, war meine erste Wahl.

Hübsches Gesicht mit braunen Mandelaugen. Sehr schöner, draller Körper mit Riesenhupen. Eine halbe Stunde kostet bei ihr sechzig Euro, Aufpreis für Spezielles. Sie hat mir erst einmal so richtig schön die Eier gelutscht, bevor ich sie dann Doggy Style genommen habe. Küssen macht sie nur bei Sympathie, aber ich knutsche sowieso nur mit Lena. Hani war eine schöne Abwechslung für zwischendurch, aber nichts gegen Lena. Hani hat einen supertollen Arsch, den ich ausgiebig bewundern konnte.

Sie hat mich dann noch ordentlich geritten, bis ich kam. Nach einer Pause ging es dann erst einmal auf Spanisch weiter, dann Missionarsstellung bis zum Schuss. Sehr empfehlenswert. Morgen werde ich mich wieder bei Lena ankuscheln und Sonntag noch einen Frühschoppen, äh Frühpoppen im Charmeur einlegen, bevor ich wieder zu meiner Alten fahre. Montage ist doch was Schönes.

Bis bald dann, der Jens9966.“

Der Boden öffnete sich, und ich stürzte in einen Abgrund.

Wechselbad und Scherbenhaufen

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