Читать книгу Gefährliche Elemente - Sonja Wuthrich - Страница 7
Leyla erlebt eine böse Überraschung
ОглавлениеLeyla war zusammen mit ihrer Mutter zum Flughafen gefahren, um Gregory abzuholen.
Sie hatte ihre beste skinny Jeans angezogen und ihr bauchfreies T-Shirt mit der Aufschrift SWAG. Ihre Zahnspange war verschwunden und sie hatte sich geschminkt, ihre Haare gezähmt und sich mit ihrem besten Parfum von Victoria’s Secret eingesprüht. Sie war innerlich völlig aufgelöst. Das letzte Mal, als sie sich gegenüber gestanden hatten, war mehr als drei Jahre her. Sie war noch fast ein Kind gewesen und er ein aufmüpfiger Teenager, aber sie hatte sich noch nie so gut mit einem Jungen verstanden. Sie hatte ihn von Anfang an angehimmelt. Er war so süss!!! Sie hatte ihn als 15-Jährigen in Erinnerung.
Gross und stark mit dunkelblonden Haaren, in welchen goldene Lichter zu tanzen schienen, was sie immer an eine lodernde Flamme erinnert hatte.
Und er hatte die blauesten Augen, die sie jemals gesehen hatte. Unendlich wie das Meer.
Er hatte sie immer verteidigt, wenn andere sie beleidigt hatten und war immer für sie da gewesen.
Die letzten drei Jahre hatte sie ihm sehr viele Mails und Textnachrichten geschrieben und ab und zu sogar eine Antwort erhalten. Sie war gespannt, wie er jetzt aussah und ob sie ihn für sich begeistern konnte.
Bisher hatte sie leider noch keinen Freund gehabt, da sich immer die falschen Kerle für sie interessierten und wenn sie ehrlich war, wollte sie nur Gregory.
Die Ankommenden strömten in Scharen an ihnen vorbei. Ihre Mutter verrenkte sich den Hals und hielt nach Gregory Ausschau. Leyla gab sich betont uninteressiert. Das war ihre neue Masche. Allerdings konnte sie ihrer Mutter nichts vormachen. Sie wusste genau, wie sehr Leyla Gregory mochte.
Da, ihre Mutter winkte wie wild. Leylas Herz setzte aus und sie schaute auf. Sie traute ihren Augen kaum, da war er. Gregory! Grösser als vor drei Jahren, schlaksig, mit vom Flug zerzaustem Haar und strahlend blauen Augen. Aber, aber, was sollte dieses arrogante Lächeln? Das hatte sie bisher noch nie bei ihm gesehen und zudem war er nicht alleine!!!!! Eine albern geschminkte und gepiercte Schwarzhaarige hatte sich bei ihm untergehakt. Er schien es zu geniessen und lachte gerade über eine ihrer Bemerkungen.
Ihre Mutter ging auf ihn zu und umarmte ihn herzlich, Leyla hielt sich bewusst im Hintergrund.
Gregorys Blick streifte sie desinteressiert. Dieser Scheisskerl!!!!
Die Schwarzhaarige verabschiedet sich und küsste Gregory links und rechts auf die Wange. Die beiden schienen sich ja schon verdammt nahe zu stehen.
„Wir sehen uns dann in der Schule, Bro, kann es kaum erwarten.“ Sie zwitscherte wie ein Kanarienvogel und rauschte mit einem vagen Kopfnicken in Richtung Leyla und Leylas Mutter davon.
Das konnte ja noch heiter werden! Ihr Traumprinz war wohl doch nicht so toll, wie sie gedacht hatte.
Naja wenigstens war das gepiercte Pferd, auf dem er angeritten war, wieder weg.
Sie lachte böse und warf Gregory einen genervten Blick zu. Sie hatte kaum ein Wort mit ihm gesprochen auf der Rückfahrt und desinteressiert aus dem Fenster gesehen, während ihre Mutter locker mit ihm plauderte.
Sie hatte nach seinem Auftritt keine Lust mehr verspürt, sich mit ihm zu unterhalten. Sie murmelte etwas von Kopfschmerzen und verzog sich möglichst schnell auf ihr Zimmer.
Leyla wurde unsanft von ihrem dröhnenden Radiowecker aus wirren Träumen gerissen. One Direction sangen gerade von der 'Story of my life'. Gerade gestern hatte sie eine Kurzgeschichte auf Wattpad gelesen, in der eine gewisse Scarlett wegen der Musik von One Direction aus dem Bett gefallen war. Nun konnte sie das wirklich verstehen. Sie gähnte herzhaft und rappelte sich mühsam auf. Die hatten gut singen! Keine Ahnung hatten die Typen von der Story of her life. Sie schleppte sich ins Bad und hätte beinahe aufgeschrien, da sie als erstes nach dieser unruhigen Nacht mit dem zum Albtraum mutierten leicht zerzausten Gregory zusammenprallte. Er schien heute um einiges besser drauf zu sein und strahlte sie aus seinen blauen Augen an.
“ Hey Schlafmütze! Auch schon unterwegs?“ Sie grummelte etwas Unverständliches und schlug ihm die Badezimmertüre vor der Nase zu.
Sie hörte ein Klopfen an der Badezimmertüre und ein leises „Hey Lela? Redest du nicht mehr mit mir?“
Sie hatte keine Lust, mit ihm zu reden und liess den Wasserhahn laut rauschen, um seine Stimme zu übertönen. Lela, so hatte er sie früher immer genannt. Tja, dass schien schon lange her zu sein und sie hatten mit Sicherheit nicht mehr den gleichen Draht zueinander, das war ja wohl klar seit gestern. Sie hatte die Enttäuschung noch nicht überwunden, ihren Held aus Kinderjahren so desinteressiert zu erleben. Sie seufzte, griff nach der Brause und fing an zu singen: „Bang, bang he shot me down, bang, bang I hit the ground“. Da hörte sie ein unterdrücktes Lachen auf dem Flur und hörte auf zu singen. Sie sah auf ihre Uhr. Scheisse…. sie war viel später dran, als sie gedacht hatte. Warum sagte ihr das niemand? Sie trocknete sich eilig ab und zog sich so schnell es ging an. Es war ein etwas verwegenes, düsteres Outfit. Schwarze Leggins, schwarzes T-Shirt, schwarzes Kapuzenshirt. Was solls, dachte sie. Schwarz ist womöglich das neue Weiss. Machte das überhaupt irgendeinen Sinn? Nein, das tat es nicht, aber um sich umzuziehen war es jetzt auch zu spät.
Fünf Minuten später rauschte sie an ihrer Mutter vorbei und wollte schon mit einem kurzen Tschüss das Haus verlassen, aber ihre Mutter hielt sie am Riemen ihrer Schultertasche zurück. „Halt, halt immer langsam, meine Liebe.“ Leyla sah sich um. Was war denn heute bloss los! Ihr Vater sass mit Gregory am Frühstückstisch und niemand schien in Eile zu sein. Leyla sah genervt auf ihre Uhr.
„Leute, ich muss in einer Dreiviertelstunde in der Schule sein und ich muss die Subway unbedingt in 5 Minuten noch kriegen.“
„Ich fahre euch heute zur Schule, da es Gregorys erster Schultag ist und ich noch mit dem Rektor sprechen will“, sagte Leylas Vater.
Leyla schüttelte den Kopf. „Ganz sicher nicht, auf keinen Fall, ich habe keine Lust, wegen dieses Freaks zu spät zu kommen.“ Sie deutete auf Gregory, warf ihre wirre Haarmähne zurück und stürmte aus dem Haus. Ihre Eltern und Gregory blieben sprachlos zurück.
Leyla rannte die kurze Strecke zur Main Street Subwaystation. Sie schaffte es gerade noch und erwischt den Zug. Völlig ausser Atem sank sie auf einen freien Sitzplatz und bereute ihre schwarze Kleidung. Es war früh am Morgen und schon so warm. Wie würde es erst am Mittag sein? Sie schwitzte alleine schon nur bei dem Gedanken. Gegenüber von ihr sass ein verdreckter Typ mit einer Rasta-Frisur und sah sie lüstern von unten bis oben an. Na, ihm jedenfalls schien ihre Symphonie in schwarz zu gefallen.
Sie wollte schon aufstehen und weiter nach vorne gehen, als an der nächsten Station Victoria Park ihre beste und einzige Freundin aus der Gucci-Freaks-Klasse, Brooklyn, zusammen mit Coat Hanger Babe Melissa, die wild gestikulierend auf Brooklyn einredete, einstiegen. Brooklyn hatte Leyla gesehen und kam zu ihr mit Melissa im Schlepptau. Der Rasta Typ sah nun in eine andere Richtung, wahrscheinlich hatte er keine Lust, es mit drei Weibern gleichzeitig aufzunehmen. Brooklyn grinste Leyla an, Leyla bewunderte einmal mehr ihre gutaussehende Freundin und ihren unvergleichlichen Modestil. Sie sah immer aus, als sei sie einem Modemagazin entstiegen oder als komme sie direkt von einer Shoppingtour. Ihre Eltern waren unglaublich reich und versnobt. Ihr Vater war irgendein Banker aus der Chefetage und ihre Mutter war ein total verrücktes Huhn. Brooklyn selbst war, was man bei ihrem Aussehen nicht vermuten würde, ein völlig bodenständiger Mensch und man konnte sich immer auf sie verlassen. Völlig egal, in welchem Schlamassel man steckte.
Sie war gross und schlank, hatte langes gelocktes blondes Haar und grüne Mandelaugen, welche sie meist mit Eyeliner leicht betonte. Heute hatte sie einen blassrosa Lipgloss aufgetragen und trug einen weissen Schal. Dies, obwohl heute mindestens dreissig Grad angesagt waren, ebenso unpassend wie ihr schwarzes Outfit, aber wenigstens hatte sie einen guten Grund. Ein Typ, der sie verwirrte. Leyla wollte Brooklyn auf ihren Schal ansprechen, aber Melissa plapperte ohne Pause und es war schwierig, sie zu unterbrechen.
Als Melissa endlich mal Luft holen musste, sagte Leyla zu Brooklyn: „Was soll der Schal?“
Brooklyn beugte sich zu Leyla und flüsterte drei Worte: „Knutschfleck, Jason, Idiot.“
Leyla kicherte leise und Melissa wollte unbedingt wissen, was los war. Inzwischen waren sie bei der Haltestelle Scarborough Center angekommen.
Die Scarborough High befand sich zwei Blocks weiter und die drei Girls trafen auf Jason und seinen wie immer grimmig dreinblickenden Freund Aiden.
Jason versuchte, sich bei Brooklyn einzuhaken, aber sie entwand sich ihm geschickt und streifte dabei Aiden leicht.
Die beiden entfernten sich und Leyla sagte zu Brooklyn: „Dieser Aiden macht mir Angst, ein richtig grimmiger Muskelprotz mit einem Aggressionsproblem.“ Sie schüttelte sich. Brrrh.
Brooklyn schien unbeeindruckt. „Also, ich finde ihn sexy!“
Melissa kicherte. „Brooklyn findet einfach alle Jungs sexy!“ Sie gluckste dämlich, und Leyla gab ihr einen Stoss in die Rippen. „Was immer noch besser ist, als alte Männer wie meinen Vater zu belästigen.“
Melissa rieb sich beleidigt die Rippengegend. „Aua, du bist ja so gemein.“
Sie liess die beiden zurück und ging schnellen Schrittes auf eine Gruppe herumlungernder Mädchen zu.
Brooklyn schaute Leyla fragend an; „Was ist mit deinem Superheld Gregory, wo ist er denn?“
Sie schaute sich um: „Ich muss doch den geilsten Typen des Universums endlich mal zu Gesicht kriegen.“
Leyla seufzte: „Mir scheint, dass er leider vom geilsten Typen zum Albtraum mutiert ist in den letzten drei Jahren.“
Ein dunkelblauer Van fuhr mit quietschenden Reifen vor und die beiden Mädchen sahen gleichzeitig auf.
Es war der Van von Leylas Vater. Die Tür wurde geöffnet und ihr Traum bzw. Albtraum stieg aus.
Er warf ihr einen höchst irritierenden Blick zu und ging, ohne weiter auf sie zu achten, in Richtung Schulgebäude.
Brooklyn flüsterte: „Oh mein Gott, Leyla, war er das etwa?“ Leyla nickte geknickt und Brooklyn sah sie von der Seite an. „Meine Liebe, ich denke deine ruhigen Tage an der High School sind nun definitiv vorbei.“
Sie hasteten zu ihrem Spind und dort wartete die nächste unerwünschte Begegnung auf Leyla. Greyson, der schon seit ewigen Zeiten auf sie stand, kam lächelnd mit einer Schachtel auf sie zu. Er faselte etwas von einem Schulprojekt, bei dem sie ihm helfen sollte und strich ihr eine ihrer widerspenstigen Strähnen aus der Stirn. Genau in diesem Augenblick kam Gregory zu seinem neuen Spind, der sich natürlich genau gegenüber befand und er war wieder einmal nicht alleine. Seine Begleitung war niemand anderes als das schwarzhaarige Mädchen von gestern am Flughafen, das nun aufgeregt auf ihn einredete.
Er sah interessiert zu Leyla und Greyson und ihre Blicke trafen sich kurz.
Leyla sah schnell wieder weg. Er verstaute seine Sachen im Spind und verschwand mit dem Mädchen lachend im Klassenzimmer.
Leyla blieb zurück und schäumte innerlich vor Wut. Sie hatte kein Wort von dem mitgekriegt, was Greyson zu ihr gesagt hatte.