Читать книгу Grenzen - Sorin Mirel Constantin - Страница 12

Im Bauch der blinden Kuh

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Nach fünf Stunden durften sie die Grenze passieren. Es war schon Nacht, sie wollten Geld wechseln, alle Wechselbuden waren bereits geschlossen, oder man konnte sie gar nicht sehen in der tiefen Dunkelheit dieser Nacht, in der man kein einziges Licht sehen konnte.

Sie fuhren weiter, sie waren sich nicht sicher, ob sie der Straße folgten oder ob sie auf steinhartem Acker fuhren. Waren die Nächte immer so dunkel gewesen, als sie noch in diesem Land gelebt hatten? Sie hatten das Gefühl, als befänden sie sich im Bauch einer blinden Kuh auf einer holprigen Straße, voller Schlaglöcher, die man nicht meiden konnte, und als drängen sie tiefer und tiefer in den Bauch dieser blinden Kuh. Immer stärker befiel sie das Gefühl, dass dieser Weg nirgendwohin führen konnte, so wie sie damals dachten, dass ihr Leben in einem dunklen Tunnel verlaufen würde, in dem es ab und zu kleine Lichter gab, Glühwürmchen in ihrem Leben. Sie wollten aber kein Würmchen sein, sie wollten raus aus diesem Käfig. Alexandru war aber überzeugt, dass er sein Leben lang nicht aus diesem Land fliehen könnte, dass er nie das Land von Voltaire und Diderot, dessen Sprache er studiert hatte und liebte, dass er nie das Globe Theatre, von dem er oft beim Lesen von Shakespeares Stücken geträumt hatte, jemals besuchen würde. Er hatte sich manchmal gefragt, ob diese Namen, diese Bilder – Tour Eiffel, Buckingham Palace, New York City –, ob sie überhaupt als ein Turm, oder ein Schloss oder eine riesige Stadt existierten, oder ob sie nur Erfindungen eines Regimes waren, die den Eindruck erwecken sollten, dass es auch etwas anderes gebe als die Lüge und den Staub und die Dunkelheit, in der sie lebten. Aber warum sollten sie das?

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