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Die Tragik des Perfektionisten

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Einer der berühmtesten Perfektionisten war wohl Steve Jobs (Flurry 2017). Er bezeichnete sich selbst mit großem Stolz als Perfektionisten. Sein Erfolg gründete auf seinen Visionen, die er mit aller Macht und zuweilen ohne Rücksicht auf Verluste umsetzen wollte. Seine Visionen waren so lebendig und stark, dass sie alles andere überstrahlten. Als 2001 das iPod der Weltöffentlichkeit präsentiert wurde, hatte es noch sechs Wochen zuvor einen Bildschirm, der aus Plastik bestand. Kurzfristig kam Jobs zu der Überzeugung, dass Plastik zu leicht zu zerkratzen wäre und es daher besser sei, den Bildschirm aus Glas zu fertigen. Du kannst dir vorstellen, welche Schockwelle dies im Unternehmen zur Folge hatte und welcher immense Druck dadurch auf die zuständigen Abteilungen ausgeübt wurde. Jobs waren die Konsequenzen und die Kosten gleichgültig, es ging ihm um seine Vision und sein Streben nach Perfektion. In diesem Fall war das Streben nach Perfektion ein positiver Antreiber, etwas Einzigartiges zu erschaffen.

Steve Jobs hat mit seinem Perfektionismus ein Imperium aufgebaut und die Welt verändert. Ich bin der festen Überzeugung, er hat die Welt ein Stückchen besser und einfacher gemacht. Aber dafür musste er auch einen Preis bezahlen. Menschlich war er umstritten. Wie er sein Umfeld, seine Mitarbeiter, sein Team behandelte, war sicher nicht vorbildlich. Vermutlich sind viele Fragen zu dem Sinn des Lebens, auf die er wahrscheinlich Antworten gesucht hat, unbeantwortet geblieben. War er wirklich glücklich? Ich glaube nicht. Sein Streben nach immer mehr Perfektion ließ ihn wohl nie zur Ruhe kommen. So geht es vielen Perfektionisten. Sie finden innerlich keine Ruhe, sie finden nicht zu sich selbst, weil sie nie mit sich selbst und mit anderen Menschen zufrieden sind. Darin liegt aus meiner Sicht die Tragik vieler Perfektionisten.

Auf der einen Seite sind solche Perfektionisten Menschen, ohne deren penetrante Zielstrebigkeit viele Entwicklungen und Fortschritte nicht möglich gewesen wären. Wenn wir uns jedoch berühmte Perfektionisten ansehen, fällt mir niemand ein, der von sich sagen kann bzw. konnte, dass er ein erfülltes Leben gehabt hätte und glücklich gewesen wäre. Ist das aber nicht das, was wir am Ende unseres Lebens von uns sagen sollten? Und sagen möchten? Diese Frage muss letztendlich jeder für sich selbst beantworten. Am Ende musst du für dich entscheiden, ob dir dein Perfektionismus so viel wert ist, dass du bereit bist, dafür auf ein Stück gelebtes Leben zu verzichten. Ich befürchte: Alles Geld, aller Ruhm, aller Einfluss, über das oder den Steve Jobs verfügen konnte, haben ihm letztendlich nicht zu einem erfüllten Leben verhelfen können.

Scheiß auf perfekt!

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