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Das Lust-Prinzip

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Nun könnte Günter fordern: »Ist doch super, dann brauche ich nur möglichst oft eine Belohnung, damit ich mich bewege!« Klingt verlockend. Doch wenn Günter so tickt, denkt er meist nur kurzfristig. Er will ein schnelles Leckerli – leider ohne darauf zu achten, was ihm (uns) auf lange Sicht wirklich guttut. Im Gehirn wird dabei der sogenannte »Nucleus Accumbens« stimuliert, eine Art Lustknopf in unserem limbischen System, also den Nervenbahnen im Hirn, die Gefühle verarbeiten. Immer wenn der Lustknopf gedrückt wird, erlebt Günter einen kurzen emotionalen Kick – nicht aber anhaltendes Glück. Bedürfnisbefriedigung quick and dirty.

Beispiel: Sie sitzen am Schreibtisch und arbeiten, sind also gerade in einem Gleichgewichtszustand. Dann kommt ein Kollege ins Büro und hat – wie fast jeden Tag – eine leckere Schwarzwälder Kirschtorte mitgebracht. Augenblicklich sagt Günter nun: »Los, steh auf und hol dir ein Stück!« Und schon ist der Gleichgewichtszustand verlassen und ein Tortenstück verdrückt. Ganz unabhängig vom guten Vorsatz, sich gesünder zu ernähren und ein wenig schlanker zu werden. Uuups! Daran ist dann wohl der innere Schweinehund schuld. Typisch Lust-Prinzip eben.

Sie bemerken das Dilemma? Selbst wenn das Erleben schöner Gefühle erst mal gutzutun scheint, ist noch lange nicht gesagt, dass es uns langfristig auch wirklich guttut. Außerdem lenken uns kurzfristige Kicks zwar für einen Moment von unseren Routinen und Gleichgewichtszuständen ab, dann aber landen wir meist wieder dort, wo wir zuvor waren. Egal, ob wir wollen oder nicht. Denn: »Der Kick ist vorbei, wann kommt der nächste?«, meint Günter nun – und wartet auf das nächste Mal lecker Fressen, Saufen, Sex oder Faulenzen. Darauf hat er schließlich immer Lust.

Demotivation durch Belohnung Nun ist zwar gegen vereinzelte Belohnungen in Form von schönen Gefühls-Kicks nichts zu einzuwenden – schließlich machen sie wirklich Spaß. Blöd allerdings wird es, wenn wir es damit übertreiben: Dann bewegt sich Günter nämlich bald nicht mehr freiwillig – so ganz ohne Belohnungs-Kick. Warum sollte er auch die gemütlichen Routinen und Gleichgewichtszustände verlassen, wenn es dafür nicht mal etwas gibt?

Und so entwickelt sich oft eine Art Belohnungssucht – ohne Kicks fehlt uns (Günter) nun etwas. Und das demotiviert! Denn die meisten Dinge des Alltags sollten wir hinkriegen, ohne extra etwas dafür zu erwarten: ein gewisses Maß an Anstrengung bei der Arbeit, dem Partner im Haushalt helfen, regelmäßig Sport machen – alles eigentlich Selbstverständlichkeiten! Doch was, wenn Günter ohne Belohnung keinen Finger mehr rührt, weil er sie für sein gutes Recht hält? Wenn wir für jede extra Anstrengung im Job ein fettes Lob vom Chef brauchen? Oder besser noch einen Bonus auf dem Konto! Was, wenn wir für jede kleine Gefälligkeit unserem Partner gegenüber besondere Anerkennung erwarten? Und wenn wir ohne die Aussicht auf ein Weißbier hinterher erst gar nicht mehr zum Sport gehen? Dann hat sich unser lustgesteuertes Motivationssystem ins Knie geschossen. Wir werden zu emotional Bedürftigen, die freiwillig keinen Finger mehr krümmen. Au weh.

Das Günter-Prinzip

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