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Geschichten und Abenteuer treiben uns an

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Übrigens sind Abenteuer ja immer ähnlich aufgebaut – sei es in Kino, TV, Roman oder im Computerspiel: Da gibt es Heldin oder Held. Und die leben in eigentlich stabilen Verhältnissen, alles ist okay in ihrem Leben. Dann aber kommt plötzlich eine große Herausforderung: Es liegt eine Leiche im Vorgarten, es stolpert der vermeintliche Traumpartner ins Leben oder jemand ruft zur Suche nach dem Heiligen Gral auf. Und was machen Heldin oder Held dann? Sagen sie »Och, das ist Sache der Polizei!«, »Ich habe doch schon einen Freundin!« oder »Soll jemand Indiana Jones anrufen!«? Natürlich nicht! Sie nehmen die Herausforderung an, verlassen ihre bequeme kleine Welt und begeben sich auf die Piste – mittenrein in die Mordermittlungen, ins Gefühlschaos oder auf Archäologiereisen.

Und schon beginnt eine oft rasante Achterbahnfahrt von einer Veränderung zur nächsten. Ständig passiert etwas, kaum steht mal etwas still. Es wird geliebt und gehasst, gefangen und getötet, gesucht und wieder verloren. Bis das Abenteuer vorbei ist: Der Mörder ist gefasst, der richtige Partner liegt im Doppelbett, der Heilige Gral steht sicher im Museum. Und bis es so weit ist, fühlen wir uns prächtig unterhalten: Wir fiebern ständig mit und wollen wissen, was passiert und wie es ausgeht. Sogar wenn der Film spät nachts kommt und wir eigentlich hundemüde sind! Wir überwinden ein schlechtes Gefühl in dem Bewusstsein, einem höheren Ziel zu folgen. Wie der Olympialäufer beim Training. Alles dank der richtigen Handlung, des richtigen Rahmens, des übergeordneten Sinns.

Es sind also Abenteuer und Geschichten, die uns besonders gut antreiben. Nicht umsonst verpacken auch sämtliche Kulturen dieser Welt ihre Identität und wichtigsten Botschaften in Story-Form. Religionen vermitteln ihre eigene Ethik, Märchen die jeweiligen Werte ihrer Zeit. Und Zeitungen vermitteln Märchen – je nachdem, wo sie gedruckt werden: in Hamburg, Washington oder Pjöngjang. »Der Struwwelpeter« zähmt widerspenstige Kinder. Hollywood vermittelt den Glauben an ein Happy End. Und der Hundertmeterläufer sagt sich eben: »Ich will bei Olympia gewinnen.« Genau so, wie sich der Unternehmer sagt, er will Marktführer werden. Oder wie die Fußballnationalmannschaft die EM oder WM gewinnen will. Sobald die Story steht, beginnt die freiwillige Leistung – selbst wenn es zwischendurch mal anstrengend wird. Wir konstruieren unsere eigene Wirklichkeit. Wir erschaffen uns unsere eigene Welt, unseren Rahmen, der bestimmt, was wir nun tun.

Das Günter-Prinzip

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