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NICHTSTUN
MACHT
NICHT
GLÜCKLICH

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Schlechte Nachricht für alle Fans des dauerhaften Füßehochlegens: Der berühmte amerikanische Psychologieprofessor Mihály Csikszentmihályi (sprich: »Tschik-sent-mihayi«), einer der wichtigsten Glücksforscher, fand heraus, dass aktives Handeln Menschen glücklicher macht als faules Nichtstun. Warum? Weil wir uns, wenn wir ganz in eine Aufgabe versunken sind, so fühlen, als seien wir selbst gar nicht da! Was zählt, ist dann einfach nur die Aufgabe. Wir selbst, die Welt um uns herum, unsere Sorgen, Nöte, Wünsche – alles egal, alles wie aufgelöst. Sogar die Zeit vergeht, ohne dass wir es noch wahrnehmen! Und dabei fühlen wir uns wie im Fluss. Unbeschwert. Einfach gut. Wie in Trance. Und irgendwann mal schauen wir auf die Uhr und sind überrascht: »Was? So spät ist es schon?«


Einer der wichtigsten Faktoren für dieses von ihm »Flow«-Empfinden genannte Phänomen ist die begrenzte Verarbeitungskapazität unseres Nervensystems. Unser Bewusstsein kriegt nämlich nur etwa 110 Bits Informationen pro Sekunde auf die Reihe. Alles darüber hinaus müssen wir zwangsläufig ausblenden. Um zum Beispiel diesen Text hier zu lesen, müssen Sie ungefähr 60 Bits pro Sekunde verarbeiten. Läuft nun nebenher auch das Radio, können Sie zwar noch gerade so »mit einem Ohr« den Nachrichten folgen. Will sich nun aber auch noch jemand mit Ihnen unterhalten, sind Sie überfordert. Um das hinzukriegen, legen Sie entweder das Buch weg oder Sie schalten das Radio aus. Das gleiche Phänomen kennen Sie übrigens auch vom Autofahren. Was macht man da, wenn man sich plötzlich auf die Straße konzentrieren muss? Richtig: erstmal das Radio aus.

Das bedeutet aber auch, dass wir selbst Unangenehmes oder Lästiges nicht bewusst wahrnehmen, während wir voller Leidenschaft etwas tun, das unsere ganze Aufmerksamkeit erfordert. Der Fußballspieler fühlt während eines wichtigen Angriffs keine Erschöpfung. Der Autor vergisst während des konzentrierten Schreibens den Kaffee auf seinem Tisch, der langsam kalt wird. Und selbst schlechtes Wetter kann uns nichts anhaben, wenn wir unsere Aufmerksamkeit etwas wirklich Relevantem widmen.

Umgekehrt bedeutet das aber, dass wir immer dann, wenn wir im Leben unterfordert sind, auch unwichtige Lästigkeiten wahrnehmen: den Kratzer im Lack, die Regenwarnung für übermorgen und einen leicht mürrischen Partner am Frühstückstisch. Was wohl der Lackierer verlangt? Ob wir wieder Schnupfen kriegen? Und wann uns der nächste Krach droht? Insofern kann ein vermehrtes Wahrnehmen von Problemen oder häufiges Grübeln über drohendes Ungemach auch ein Symptom von Unterforderung sein! Wir faulenzen uns unglücklich.

Das Günter-Prinzip

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