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Männer und Frauen unter Doping

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Mittlerweile dürfte klar sein, wie wichtig Sinn und Grund für aktives Handeln sind. Ohne fällt handeln immer schwer. Aus gutem Grund hingegen machen wir Menschen die absurdesten Handlungen freiwillig. Warum machen wir eine Steuererklärung? Weil wir vielleicht Geld zurückbekommen. Warum lesen Männer den Playboy? Weil man bei den gut recherchierten Artikeln etwas lernen kann.

Okay, sorry, blöder Witz. Also ein anderes Beispiel: Schicken Sie mal eine Gruppe Männer bei einem echten Sauwetter auf eine Wiese. Dort sollen sie wild herumrennen, schwitzen, stinken, sich ab und zu hinschmeißen, sich gegenseitig in die Hacken treten und Knochenbrüche riskieren. Na, wie groß wäre wohl die Begeisterung? Dann aber bringen Sie einen Fußball mit ins Spiel, teilen zwei Mannschaften ein und verlegen die Aktion auf einen Bolzplatz. Augenblicklich werden Sie in leuchtende Augen gucken und Ihre lustlose Männertruppe wird zu begeisterten Spielkindern. Sogar die alten Herren, also die Ü30-Fraktion, gibt nun freiwillig Vollgas. Selbst wenn sich Einzelne hinterher tagelang halbtot mit Muskelkater durch die Gegend schleppen, berichten sie noch voller Stolz: »Fast hätte ich ein Tor geschossen!«


Der Gerechtigkeit wegen auch ein Beispiel für die Damen: Liebe Leserin, stellen Sie sich vor, ich schicke Sie auf einen dreistündigen Fußmarsch. Sie kriegen ein Gewicht an den rechten Arm und ein Gewicht an den linken. Und Sie werden dabei die ganze Zeit Geld verlieren. Na, haben Sie Lust darauf? Klar: Sie sind auf Shoppingtour! Na, erkennen Sie auch hier die Motivationsprinzipien wieder, die in Ihrem Kopf angeschaltet sind? Abenteuer pur! Sie sehen einen Sinn in Ihrer Handlung, Sie laufen, laufen, laufen sich Blasen in die Füße, kommen zufrieden grinsend zu Hause an und sagen: »Schatz, guck mal: Tüte eins, zwei, drei – ich war auf der Jagd!«

Sie merken: Obwohl Fußballspielen und eine Einkaufstour streng genommen keine angenehmen physischen Handlungen sind, machen sie dennoch Spaß. Wegen ihres Sinns. Warum? Die Antwort heißt Dopamin. Das ist ein Überträgerstoff unserer Nervenzellen, der immer dann angeschaltet wird, wenn wir auf Abenteuertour sind. Wenn wir also eine spannende Story erleben, wenn wir neugierig lernen, wenn wir wissen, warum wir etwas tun. »Dopamin« – das klingt zwar ähnlich wie Doping, hat aber nichts mit Radsport zu tun. Oder mit chinesischen Gewichtheberinnen. Dennoch hat Dopamin ganz ähnliche Effekte: Es macht wach, ausdauernd und leistungsstark. Es macht, dass wir Schmerzen nicht so sehr spüren. Es ist eine Art Doping für unseren inneren Schweinehund, das Leistungsfähigkeit überhaupt erst ermöglicht, weil es Anstrengungen ausblendet. Sprich: Dopamin macht uns gute Gefühle, wenn wir auf Mission sind – sogar wenn die Mission selbst nicht nur angenehme Effekte hat.

Stellen Sie sich mal einen Park voller Tiefschnee vor. An dem laufen Sie mit Günter vorbei und sagen ihm: »Weißt du was? Komm, lass uns da reingehen!« Wie wird Ihr innerer Schweinehund wohl reagieren? Klar: »Bist du bekloppt? Viel zu kalt und viel zu anstrengend!« Höchstens wenn uns ein Tiger in den Park hineintriebe, gäbe Günter seine Verweigerungshaltung kurzzeitig auf. Was aber, wenn Günter in der einen Ecke des Parks etwas zu fressen bekommt? Wenn da jemand extra eine Fressbude für innere Schweinehunde hingestellt hat? Klar, nun würde Günter hoch motiviert sagen: »Los, rein da! Dort hinten gibt es lecker Fressen!« Und randvoll mit Dopamin ginge es in den Park. Schritt für Schritt durch den tiefen Schnee in Richtung Fressbude. Dass es immer noch anstrengend und kalt ist – geschenkt! Denn schließlich sieht Günter nun einen Grund für seine Handlung. Er ist voll drin im Abenteuermodus.



Fressbude 1: Der motivierte Gang in den Tiefschnee – dank Fressbude. Einmal in Schwung gekommen, geht es leicht und macht Spaß.

Das Günter-Prinzip

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