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Das volle Potenzial einer Gruppe nutzen lernen

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Zu Beginn einer Gruppe richten sich die Teilnehmer fast ausnahmslos an Sie, den Gruppenleiter. Das ist völlig normal, schließlich bringen sie damit zum Ausdruck, dass sie Ihre Autorität als Gruppenleiter akzeptieren. Ich erachte es als ein wichtiges Lernziel einer Gestaltgruppe, dass die Teilnehmer das volle Potenzial dieser einzigartigen Gruppe nutzen lernen, um diese Lernerfahrung dann auf andere Gruppen übertragen zu können.

Die Interventionen des Gestaltgruppenleiters schaffen die Kultur einer interaktiven Gruppe. Ein Großteil meiner Aufmerksamkeit und meiner Interventionen richten sich auf das Hier-und-Jetzt des Gruppengeschehens, allerdings nicht mit der strengen Ausschließlichkeit einer interaktiven Gruppentherapie, wie zum Beispiel bei Bud Feder (Feder 2006: 57 ff.).

Mit meinen Interventionen lade ich die Gruppenteilnehmer immer wieder ein, ihre Aufmerksamkeit nicht nur auf sich selbst zu richten, sondern auch auf das, was zwischen einzelnen Gruppenmitgliedern und in der Gruppe als Ganzes geschieht. Dies bedeutet für viele eine ganz neue Schulung der Aufmerksamkeit. Auf dieser Basis können Teilnehmer miteinander in Kontakt gehen, sich in unterschiedlichen Konstellationen ausprobieren, experimentieren, sich neu erfinden und wachsen (vgl. Anhang: »Vorschläge für Experimente und Gruppenaktivitäten«; vgl. Kapitel »Arbeit mit der Gruppe als Ganzes« und »Das kreative Potenzial der Gruppe nutzen«).

Hier geht es mir zunächst um wichtige Kriterien bei der Auswahl, bzw. Erfindung von Gruppenaktivitäten und Experimenten. Grob gesprochen, lassen sie sich in zwei Gruppen aufteilen:

• Experimente/Aktivitäten, die eher aktivieren, stimulieren und Prozesse in Gang setzen, die weiter verfolgt und vertieft werden können. Offene Gestalten werden bewusst, beanspruchen Aufmerksamkeit und drängen nach Vervollständigung.

• Experimente/Aktivitäten, die eher eine beruhigende, nährende, heilende, spielerische Qualität haben und eine Ruhephase einleiten.

Beide Arten von Aktivitäten sind wichtig im Leben einer Gruppe und entsprechen dem natürlichen Rhythmus von Kontakt und Rückzug. Als Gruppenleiter achten Sie auf Ausgewogenheit. Es gibt Gruppen, in denen immer hart gearbeitet wird und in denen es immer Konflikte gibt. Oder es gibt Gruppen, die sich ausschließlich mit schwierigen Problemen und Schicksalsschlägen einzelner Teilnehmer beschäftigen. Natürlich sind Gruppen auch und gerade dafür da – aber nicht nur.

Leicht kann es zu einer Fixierung kommen und harte Arbeit und schwierige Probleme werden zur Gruppennorm. Der Gruppe fehlen dann Leichtigkeit, Sinnes- und Lebensfreude, Zuversicht und Harmonie, Qualitäten, die das Leben lebenswert und die Gruppe zu einem attraktiven Ort machen.

Hier können Sie als Gruppenleiter durch das Angebot entsprechender Aktivitäten gegensteuern und den Teilnehmern durch alternative Erfahrungen aus der Fixierung helfen und sie auch bewusst werden lassen.

Umgekehrt gibt es natürlich auch Gruppen mit eher gegenteiligen Normen, in der die Teilnehmer sehr auf Harmonie bedacht sind und allen Konflikten aus dem Weg gehen. Sie scheuen davor zurück, sich anderen Gruppenteilnehmern mit ihren Problemen zuzumuten. Demonstrativ wird Lebensfreude und Kompetenz proklamiert, auch angesichts großer Probleme und offensichtlicher Überforderungssituationen.

Hier wird der Gruppenleiter Aktivitäten und Experimente wählen, die stimulieren und Raum geben für die entgegengesetzten Erfahrungen. Sei es, dass Teilnehmer ausprobieren können, wie es ist, wenn sie sich jemandem in der Gruppe zumuten oder sich trauen, mit einem Mitglied offen einen Konflikt auszutragen. Sei es, dass sie in der Gruppe ihre Unsicherheit und Lebensangst zeigen können, ohne dafür ausgegrenzt oder verachtet zu werden.

Gestalttherapie mit Gruppen

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