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Die Erregung in spontanes Handeln einfließen lassen
ОглавлениеWenn beiden Seiten des inneren Konflikts zwischen Erregung einerseits und Angst andererseits genug Raum gegeben wurde und der Klient sich mit beiden Seiten ausreichend vertraut machen und identifizieren konnte, ist es an der Zeit für ihn, sich zu entscheiden. Dafür sind Druck oder Manipulation von außen unnötig, denn dies macht er bereits selbst zur Genüge. Allerdings kann ich als Gruppenleiter mit ihm erforschen, welche Unterstützung er noch braucht, um den nächsten Schritt in eine unbekannte, aufregende und angstbesetzte Daseinsweise zu nehmen.
Wir könnten zusammen ein Experiment erfinden, quasi als Probehandlung. Ich könnte auf der energetischen körperlichen Ebene Interventionen erfinden die helfen, die Erregung in Ausdruck und Handlung fließen zu lassen (vgl. »Vertiefung der Selbsterfahrung durch Körperarbeit«, Kapitel »Mitten drin – einige allgemeine Prinzipien«). Dabei kann ich die gesamte Gruppe mit einbeziehen, was auch den Vorteil hat, dass mehrere Gruppenteilnehmer gleichzeitig – nebenbei für sich – ihr ähnliches Thema erforschen können, ohne sich auf passives Zuhören reduzieren zu müssen.
Meiner Erfahrung nach handelt es sich dabei aber in den wenigsten Fällen um explosionsartige emotionale Ausbrüche oder große qualitative Sprünge im Verhalten, wie es in der früheren Gestaltliteratur beschrieben wird. Es sind von außen gesehen kleine Veränderungen, die spontan stattfinden und oftmals den Urheber selbst überraschen, da sie anscheinend unwillentlich, nicht forciert passieren.
Gruppenteilnehmer wissen dies oft mehr zu würdigen als ich, wohl weil sie näher dran sind und wissen, wie viel Mut selbst kleine Veränderungsschritte brauchen. Für den Klienten ist es von unschätzbarem Wert, wenn ihr Mut von den anderen Gruppenmitgliedern besonders hervorgehoben wird und sie dafür wohlwollende Anerkennung erhalten. Dieses spontane Lob, oft mit Neid gepaart, spornt den Klienten an, diese kleinen Veränderungsschritte zu wiederholen und auszubauen.