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Maßnahme 2: Der Platz an der Sonne

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Der Top-Quadrant hat für den Start der Scan-Phase besonderes Gewicht. Links oben sollte deshalb natürlich nicht nur das Logo platziert sein, sondern es sollte auch sofort der Blickkontakt mit den Inhalten angebahnt werden. Entsprechend braucht mindestens ein erster Teaserblock eine Schnittmenge mit dieser Fläche und bekommt so den Platz an der Sonne. So weit ist das unproblematisch. Die komplexeren Fragen des Seiten-Layouts stellen sich für die Site-Planung dann, wenn regelmäßig sehr viele Themen auf der Startseite unterzubringen sind.

Ist der Website-Inhalt sehr umfangreich und kann er in all seinen Facetten unmöglich auf einer Bildschirmportion geteasert werden, dann ist für die erforderliche Rollbalkenseite ein Template zu entwickeln, das die verschiedenen Themenbereiche gruppiert und im Grundsatz dauerhaft zueinander ins Verhältnis setzt, sie also hierarchisiert. Das Leitprinzip für dieses Hierarchisieren ist simpel und lautet: Relativ wichtigere Themen(-Gruppen) kommen nach oben. Die weiteren Themen (-Gruppen) folgen in absteigender Wichtigkeit.

Was banal klingt, hat weitreichende Konsequenzen: Es zwingt die verantwortlichen Planer dazu, ein Seiten-Template zu entwickeln oder auszuwählen, das prinzipiell für jedes Thema einen zielgruppenorientiert angemessenen Platz bereitstellt. Aufgabe der Redakteurinnen und Redakteure ist es dann, dieses Template in festgelegten Rhythmen mit frischem Inhalt zu befüllen und jedem Thema eine angemessene Position zuzuweisen. Für journalistische Redaktionen ist das tägliche Praxis, für Kommunikationsabteilungen in Firmen, Verbänden oder Ministerien zuweilen aber eine eher ungewohnte, manchmal heikle Aufgabe. Wenn allerdings schon das Template keine angemessene Hierarchisierung einrichtet, kann die beste Redaktion nichts mehr retten. Da hilft dann nur noch ein Relaunch (siehe Abb. 40 und 41, nächste Seite).


Abb. 39:Glasklare visuelle Hierarchie – durch die Fotogrößen wird vermittelt, welche Inhalte aktuell relativ wichtiger sind. Quelle: wn.de, eigener Screenshot.


Abb. 40:Das Landesportal Hessen im Jahr 2011 – damals war nur mit Mühe zu erfassen, was wichtig ist und was nicht. Quelle: hessen.de, eigener Screenshot.


Abb. 41:Das Landesportal Hessen im Jahr 2020 mit glasklarer Hierarchie. Quelle: hessen.de, eigener Screenshot.

Hierarchisieren muss also sein, damit die Nutzer schon in den ersten Sekunden wissen, wo sie hinschauen sollen. Die Antwort auf die Frage, welche der eigenen Inhalte-Angebote relativ wichtiger und welche relativ weniger wichtig sind, entscheidet in der täglichen Content-Produktion darüber,

 was auf die erste Bildschirmportion gestellt wird,

 was auf die weiteren Portionen der Rollbalkenseite gestellt wird und

 in welcher Reihenfolge dies geschieht.

Zu berücksichtigen sind für die Template-Entwicklung auch die typischen, positionsgebundenen Klickwahrscheinlichkeiten – und die können in Abhängigkeit von der Länge einer Startseite durchaus unerwartet variieren. Für lange Rollbalken-Startseiten ab etwa drei Bildschirmportionen ist der Fall aus Forschungssicht klar: Hier nimmt die Klickwahrscheinlichkeit im Normalfall nach unten hin linear ab, die Klick-Chancen sinken mit jedem weiteren Pixel. Wichtiges gehört also nach oben, weniger Wichtiges gehört nach unten. Für relativ kurz gehaltene Startseiten mit bis zu zwei oder drei Bildschirmportionen ist in Usability-Studien allerdings auch beobachtet worden, dass die Klickchancen am Seitenkopf hoch sind, im mittleren Teil absinken, zum Seitenende aber wieder signifikant ansteigen. Wer also eine relativ kurze Startseite zu bauen hat, sollte wichtige Themen auch ans Seitenende stellen. Gängige Tools zeigen die Werte für jede Seite heute in Echtzeit an.

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