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Mittwoch, 4. Mai 1994

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Ich stand sehr früh auf. Obwohl ich wenig geschlafen hatte, war ich hellwach. Es kam mir vor, als strömten ungeahnte Energien durch meinen Körper. Eine unbestimmte Kraft zog mich geradezu aus dem Bett.

Selbst die Putzfrau wunderte sich, als ich bereits um viertel vor neun am Morgen fertig angezogen in der Sitzecke der Eingangshalle wartete. Langsam erwachte die Residenz zum Leben. Türen klapperten, Toilettenspülungen und Duschen rauschten.

Kurz nach neun kam Susanne eiligen Schrittes die Treppen heruntergelaufen. Mit einem Lächeln kam Susanne auf mich zu und fiel mir in die Arme. Ich war glücklich, hatte ich doch befürchtet, sie hätte es sich nachts noch anders überlegt.

Sonnenschein und Vogelgezwitscher begleiteten uns auf dem Schulweg. Was für ein herrlicher Tag! Irgendwie lag Musik in der Luft. An welchem Ort sonst hätte es mich erwischen können, wenn nicht in Sevilla? Ich dachte an all die Opern, die Sevilla zu ihrem Schauplatz hatten: Mozarts Hochzeit des Figaro, Beethovens Fidelio, Rossinis Barbier von Sevilla und natürlich Bizets Carmen. So nach dem Motto, die Liebe verleiht dir Flügel, damit du fliegen kannst, und manchmal endet sie auch tödlich, sinnierte ich vor mich hin.

Dieses Kribbeln im Bauch war berauschend, als wir Hand in Hand zur Schule gingen. Ich mußte mich immer wieder von der Schwerkraft überzeugen. Ich hüpfte und tanzte. An diesem Morgen sah die Welt farbiger aus, selbst die alten Häuser wirkten nicht mehr so trostlos. Dieses Gefühl hätte ich am liebsten jubelnd allen verkündet, die mir auf dem Weg entgegenkamen.

Selbst Juan II, so hieß der Studienleiter, der für die grammatikalische Ausbildung zuständig war und nicht mit dem Wirtschafts-Juan zu verwechseln war, bemerkte einen wundersamen Wandel in mir, so als stünde die Botschaft auf meiner Stirn geschrieben. Ich hatte Mühe, mich zu konzentrieren, so sehr ersehnte ich die Pause herbei. Brian gratulierte mir zu meinem guten Geschmack. Er quittierte meine Wahl mit einem Lob.

Nach dem Unterricht kauften Susanne und ich Lebensmittel ein, kochten und erledigten nach dem Essen gemeinsam unsere Hausaufgaben auf der Dachterrasse. Ich konnte kaum den Blick von Susanne abwenden. Mir war fast schwindelig vor Glück.

Suicide

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