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4. Kriminalerzählungen 4.1 Ein Sammelbegriff

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Erzählt wird (fast) immer und überall, der Begriff der Erzählung kann daher zugleich allgemein und spezifischer als Gattungsbegriff der Literatur verstanden werden. Zur Gattung der Erzählung werden in der Literatur alle Erzähltexte gerechnet, die nicht als Roman bezeichnet werden, die in der Regel kürzer als ein Roman sind, aber länger und offener als andere Gattungen wie Novelle, Kurzgeschichte, Märchen, Legende u.a. Eine Erzählung wird bestenfalls dadurch definiert, dass sie keine besonderen Merkmale hat. Die Verwendung von Gattungsbegriffen kann insbesondere bei der Erzählung differieren. Die Begriffe Erzählung und Novelle werden nicht selten synonym verwendet. Bei Novellenzyklen spricht man von Rahmenerzählungen, in die Novellen eingebettet sind. Theodor FontaneFontane, Theodor beispielsweise zog den offeneren Begriff dem der Novelle vor, während sich die Forschung gern, wenn es um Fontanes ‚Erzählungen‘ geht, des Begriffs der Novelle bedient.

Kriminalerzählung wird hier, die Filmerzählungen einschließend, als Sammelbegriff für alle Krimis verstanden, die nicht Detektiverzählung oder Thriller sind. Dass es sich dabei um keine klar festlegbare Grenze handelt, soll am abschließenden Beispiel dieses Kapitels noch einmal gezeigt werden. Krimis kreisen um ein Verbrechen und sie haben Merkmale von Detektiverzählung und / oder Thriller. Während bei SchillerSchiller, Friedrichs Der Verbrecher aus verlorener EhreDer Verbrecher aus verlorener Ehre die Detektion fehlt, spielt sie in FontaneFontane, Theodors Unterm BirnbaumUnterm Birnbaum eine nicht unwesentliche Rolle, auch wenn sie – oder gerade weil sie – vom Täter beabsichtigt zu falschen Ergebnissen führt. In Nele NeuhausNeuhaus, Nele’ Böser WolfBöser Wolf wird die Handlung auch durch die Detektion vorangetrieben, doch entfaltet sich das Geschehen dynamisch und die Ermittler*innen sind oftmals überfordert und hinken der Entwicklung hinterher. Thrillerelemente, verstanden als spannungserzeugendes und auf ‚böse‘ Taten gerichtetes Handeln, gibt es schon bei Schiller und auch bei Fontane und Neuhaus. Sie sind konstitutiv für die meisten Krimis und sie sind wohl nur bei besonderen Detektiverzählungen, die sich auf die Auflösung eines zurückliegenden Falls konzentrieren, zu vernachlässigen.

Freilich bleibt es dabei, dass Krimi der Oberbegriff ist, da er alle Texte und Filme meint, die um ein Verbrechen kreisen. Insofern muss man mit der Unschärfe leben und sich stets fragen, was weshalb im engeren oder weiteren Sinn als Krimi bezeichnet werden kann.

Der Krimi in Literatur, Film und Serie

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