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5 Ehren, wem Ehre gebührt

Wo, wenn nicht in Hamburg, könnte eine Frau aus dem Milieu zu den großen Stadtpersönlichkeiten avancieren? Also ab nach Ohlsdorf, zu Domenicas Grab.

Auf dem größten Parkfriedhof der Welt, im alten Teil nahe der Cordesallee beim verspielten Wasserturm im Look eines Märchenschlösschens, liegt der Garten der Frauen. Hinter wuchernden Rhododendren reihen sich alte Grabsteine, neue Erinnerungssteine und letzte Ruhestätten bedeutender Hamburgerinnen.

Eine von ihnen ist Domenica Anita Niehoff. Auf der Homepage des Ohlsdorfer Friedhofs wird ihr Beruf als »Herz von St. Pauli« angegeben. Sie selbst bezeichnete sich viel weniger verschämt als »Hure«. Das war ein Skandal Ende der 1970er-Jahre. Wie so vieles hielt Domenica auch die öffentliche Empörung aus. Denn sie hatte ein Anliegen. Sie wollte das wirklich Skandalöse an der Prostitution aufdecken: die Arbeitsbedingungen der Frauen. Nach ihrem Ausstieg aus der Sexarbeit setzte sie sich weit über ihre Kräfte hinaus für die Rechte von Prostituierten und für drogensüchtige Mädchen und Frauen ein. Dass sie ihre letzte Ruhe in rein weiblicher Gesellschaft gefunden hat, wäre ihr sicher ganz recht gewesen. Schaut man sich im Garten der Frauen um, staunt man, wie viele Hamburgerinnen sich um die Stadt verdient gemacht haben, sich für das Allgemeinwohl engagierten, pädagogisch betätigten, Widerstand gegen das NS-Regime leisteten, die Kunstwelt und Kulturlandschaft bereicherten. Ihre Leistungen wurden längst nicht immer gewürdigt, ihr Andenken längst nicht so selbstverständlich bewahrt, wie es bei bedeutenden Männern der Fall ist. Die Stadtgeschichte wird im Wesentlichen aus männlicher Sicht erzählt – selbst die der Reeperbahn, die es ohne Frauen gar nicht geben könnte. Auch in dieser Hinsicht war Domenica also eine Vorkämpferin.


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Es gibt über dir keinen Herrn und unter dir keinen Knecht

Dabei hätte Domenica es viel bequemer haben können. Als Muse von Dichtern, Malern und Musikern verehrt, gefragt und gefeiert in Funk und Fernsehen, suchten Prominente wie Politiker ihre Gesellschaft. Und doch entschied sie sich gegen den Glamour und für die harte Arbeit als Streetworkerin. In puncto Pflichterfüllung war die gebürtige Kölnerin hanseatischer als so mancher Pfeffersack von der Elbchaussee. Selbst der Senat scheint allmählich dahinterzukommen, dass das Hamburger Stadtrecht von 1270 auch für Frauen gilt: »Es gibt über dir keinen Herrn und unter dir keinen Knecht.« Das ist der wichtigste Satz für alle Hamburgerinnen und Hamburger. Der, aus dem sie ihr Selbstbewusstsein schöpfen. Den sprichwörtlichen Hanseatenstolz. Aber Vorsicht: Er funktioniert nur im Zusammenspiel mit Bucket Point 6. Sonst kippts ins Arrogante.


Der Friedhof Ohlsdorf war von Anfang an als Großstadtoase geplant.

INFOS

Viele herausragende Hamburgerinnen sind beinahe vergessen. Der gemeinnützige Verein GARTEN DER FRAUEN will ihre Leistungen im gesellschaftlichen Gedächtnis erhalten beziehungsweise zurückrufen. Zwischen historischen Grab- und Erinnerungssteinen kann man Kurzviten in Ringbüchern aus Aluminium nachlesen. Publikationen mit ausführlicheren Versionen liegen an der Märchenbank aus oder im kleinen Gewächshaus. Mehr über das europaweit einmalige Projekt unter www.garten-der-frauen.de

Die ultimative Bucket List für Hamburg

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