Читать книгу Layni - Herrin der Wächter - Stefanie Worbs - Страница 12
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Dáire
Tiefe Atemzüge waren nötig, damit Dáire ruhig blieb. Lady Layni von Thalsee war anstrengend. So viele Jungelfen hatte er schon nach Tau gebracht, doch nicht eine war wie sie gewesen. Obwohl keine von ihnen gewusst hatte, warum genau er sie einlud, das Volk der Elfen zu besuchen, war nicht eine so miesepetrig dahergekommen.
Layni war die Erste, die er sicher nie im Leben ohne diesen Auftrag dazu hätte bringen können, ihm zu folgen. Wo die anderen sofort und ohne viel Überredungskunst Feuer und Flamme gewesen waren, das Elfenvolk besuchen zu dürfen, machte dieses Mädchen hier abwehrend zwei Schritte zurück.
Allerdings glaubte Dáire auch deswegen daran, dass sie es sein konnte. Sie konnte die Eine sein. Sie war so anders als alle vor ihr. Auch von dem, was er von den anderen Botschaftern erfahren hatte, glich sie keiner anderen Jungelfe. Allein schon, weil sie keine Ahnung hatte, dass sie überhaupt eine Elfe war.
Bisher wusste Dáire von keiner, die nicht über ihre Wurzeln Kenntnis hatte. Aber niemand hatte Layni, laut Delians Aussage, je gesagt, dass ein Zauber auf ihr lag. Sie hasste Magier sogar, obwohl sie selbst einem magischen Volk angehörte. Alle vor ihr wussten um ihre Abstammung und teils hatten einige sogar schon mit dem Gedanken gespielt, nach Tau zu reisen. Auch, wenn längst nicht alle es geplant hatten. Lady Layni war nicht mal ansatzweise so weit gewesen und wäre sicher auch nie auf den Gedanken gekommen.
Sie konnte also wirklich die Herrin der Wächter sein. Eben, weil keine vor ihr war wie sie. Sie konnte es sein, das Elfenmädchen aus der Prophezeiung der Königin. Und sie selbst hatte nicht den blassesten Schimmer.
Dáire hätte es ihr sagen können. Oder zumindest, Hinweise geben. Er hätte offen mit ihr reden können, was die Elfen anging und warum er sie wirklich nach Tau bringen wollte. Jedenfalls was den Auftrag der Rekrutierung anging. Über die Prophezeiung-Sache durfte ja nach wie vor niemand sprechen. Also durfte auch Dáire Layni gegenüber nichts davon erwähnen.
Vermutlich wäre sie aber sowieso sofort umgedreht. Allein, wenn er Andeutungen machte, dass er sie zu den Elfen bringen wollte, hätte sie ihm vermutlich eine reingehauen und ihn dann im Dreck liegen lassen, während sie abritt.
Wie recht Delian doch gehabt hatte. Wie gut er sie kannte. Dáire blieb nichts anderes übrig, als bei seinem bisherigen Vorgehen zu bleiben. Layni unter dem Vorwand eines Auftrages nach Tau bringen. Was dann geschah, machte ihm ein wenig Bauchschmerzen.
Sie würde von seiner Verschleierung erfahren. Und sie würde wütend werden. Sehr sogar. Er mochte die Söldnerin aber und wollte nicht, dass sie sauer auf ihn wurde. So zickig und stur sie war, so grob und ungehobelt, Dáire mochte sie. Eben weil sie einfach sie selbst war und sich nicht kümmerte, was andere von ihr hielten.
Gerade unter den Elfen war dies gewöhnlich eine Seltenheit. Die waren alle so von sich eingenommen und hochnäsig. Alle reinen Elfen hatten eine gewisse Arroganz inne. Selbst viele der Halbelfen schauten sich diese Eigenschaft ab. Layni hingegen war ganz anders. Sie verhielt sich wie ein Mensch. Sie war ehrlich und direkt. Wenn auch nicht offen, was ihre Person anging. Sie wog ab und entschied für sich, ohne sich von anderen beeinflussen zu lassen. Sie war nicht neidisch und nahm ihr Gegenüber, wie er oder sie eben war. Würde sie auch Dáire nehmen, wie er war. Als das, was er war?
Sicher hatte sie Vorurteile, die hatte jeder. Aber bestimmt konnte man auch gut mit ihr über Dinge reden und Uneinigkeiten ausdiskutieren. Er schätzte sie zumindest so ein. Wenn er sich ein wenig mehr Mühe gab, würde die Söldnerin vielleicht auch mehr aus sich herauskommen und er hätte die Möglichkeit, die Frau hinter dem Schwert kennenzulernen.
Im Moment fiel es ihm schwer, eine offene Bindung zu ihr zu bekommen, doch mit mehr Fingerspitzengefühl, würde Dáire es schaffen und die harte Schale der Lady Layni knacken. Vielleicht half es ja, sich ihr ein wenig anzupassen.