Читать книгу Layni - Herrin der Wächter - Stefanie Worbs - Страница 14
Оглавление9
Dáire
Mit Wut im Bauch schritt Dáire durch das dichte Unterholz und blieb unnötig oft an Zweigen und Geäst hängen. Er fluchte laut und stieß unschöne Verwünschungen aus. Layni machte ihn wahnsinnig. Natürlich wusste er, dass er in der Schlucht einen Fehler gemacht hatte, er hatte es ja auch zugegeben, aber egal, wie oft er sich entschuldigte, sie ritt immer wieder darauf herum.
Er stieß die Luft in einem tzz aus, weil sie sicher auch jetzt wieder einen Spruch auf seine Gedanken gebracht hätte. Von wegen: „Wenn ich mein Pferd noch hätte, würde ich sicher noch mehr drauf rumreiten.“
Dieses Mädchen brachte ihn ziemlich oft an den Rand eines Ausrasters. Dank seiner guten Kinderstube konnte er es ihr gegenüber aber gut verbergen. Ihre Erziehung hingegen war der reinste Albtraum. Man spürte deutlich, dass der weibliche Einfluss gänzlich fehlte. Wüsste Dáire es nicht besser, würde er behaupten, sie wäre Delians leibliche Tochter. Ihr Benehmen hatte sie sich jedenfalls komplett bei ihm abgeschaut. Sah man sie, sah man tatsächlich eine Lady. Hörte man sie dann reden, war es vorbei.
Nach längerem Suchen fand Dáire endlich, was er brauchte und kniete sich vor den kleinen abgebrochenen Baumstamm. In seiner Mitte war er hohl und Wasser hatte sich darin gesammelt. Er konzentrierte sich und wirkte den einzigen Zauber, den er konnte. Es dauerte lange, bis Königin Sháiné seinen Ruf hörte.
„Meine Königin“, grüßte er sie und neigte ergeben den Kopf.
„Botschafter Dáire. Es ist spät. Warum ruft Ihr um diese Zeit nach mir? Ist etwas geschehen?“
Er schüttelte den Kopf. „Nein, Majestät. Ich bitte um Verzeihung. Ich wollte nicht stören. Ich dachte nur, da meine letzte Meldung so lange her ist, nutze ich diese Gelegenheit. Es bot sich bisher nicht wieder an und ich fürchtete, es könnte erneut so sein, wenn ich es jetzt nicht wage.“
„Wie dem auch sei. Berichtet rasch“, forderte Sháiné und wedelte mit der Hand. Er hatte schon zweimal mit der Königin über Layni gesprochen und auch sie schien zu ahnen, was die Söldnerin sein konnte. Allerdings sagte sie nichts zu dem Thema und verbarg es gut, falls sie Hoffnung hatte.
„Wir haben den Silas überquert. Die Reise geht gut voran“, erklärte Dáire also neutral. „Es gab ein paar kleinere Vorfälle, die aber harmlos waren und geklärt werden konnten. Wenn alles gut geht, sind wir in einem Monat in Tau. Vermutlich sogar früher.“
„Sehr gut. Habt Ihr sie schon über die Rekrutierung in Kenntnis gesetzt? Was sagt sie?“
„Ich fand noch keine Gelegenheit, Majestät.“
„Bitte?! Ihr reist seit Wochen miteinander!“
„Ich weiß. Es ist diesmal nicht ganz so leicht. Lady Layni ist anders, als alle bisher. Sie ist sehr ... charakterstark.“ Er wählte dieses Wort, weil besserwisserisch, zickig und hochnäsig zu lang geworden wäre.
„Ich wünsche, dass Ihr das erledigt, Botschafter. Wenn Ihr hier eintrefft, sollte sie informiert sein. Wenn sie nicht Die ist, sollte sie alsbald entscheiden, welchem Kreis sie beitreten will, damit wir ihre Aufnahme planen können. Und sollte sie doch die Eine sein, müssen wir erst recht viel besprechen. Es würde zu viel Zeit in Anspruch nehmen, sie erst noch über alles in Kenntnis zu setzen. Das ist Eure Aufgabe, Botschafter. Erklärt ihr, warum Ihr sie nach Tau bringt. Ihr wisst natürlich, was ich meine.“
„Ich weiß. Ich werde mich bemühen.“
„Bemüht Euch schneller.“
„Ja, Majestät. Ich werde ...“ Ein Knarzen ließ ihn innehalten und Laynis Stimme brach seine Konzentration. Der Zauber verging und Sháinés Gestalt im Wasserspiegel verschwand.