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Оглавление„Oliver, würden Sie bitte mal in mein Büro kommen?“
Oliver Buchwaldt war der Sohn eines Diplomaten und einer Ärztin, und seine Eltern hatten früh die Entscheidung getroffen, dass er ebenfalls in den diplomatischen Dienst treten würde. Nein, es hatte keine Diskussion darüber gegeben, zumindest nicht mit ihm. Nach dem Abitur an der deutschen Schule in Washington D.C. kam also das Jurastudium in Bonn, London und Paris, Referendariat mit Wahlstation bei den Vereinten Nationen in New York, Vorbereitungsdienst und schließlich der erste Posten an der Botschaft in Addis Abeba.
Aber der Weg dorthin war holprig gewesen, sehr holprig. Jurastudium und Referendariat gerade so gepackt, sechs Punkte, ausreichend, und das auch nur mit viel Unterstützung durch seinen Professor, einen alten Schulfreund seiner Mutter. Aufnahme in den Diplomatischen Dienst, was jedem anderen mit diesem Abschluss unmöglich gewesen wäre, aber sie hatten sich wohl nicht dazu durchringen können, den Sohn eines verdienten Diplomaten abzulehnen. Und seine erste Station in Addis Abeba war eine Katastrophe, bis, ja bis Bettina dort Botschafterin wurde. Die Gräfin. Mit ihr hatte sich alles geändert. Dr. Bettina von der Eltz, schlank, groß, und vor allem verwitwet. Vom ersten Tag an hielt sie ihre schützende Hand über ihn, und zum ersten Mal hatte es für jeden, auch für seine Eltern, den Anschein, als ob er seinen Job gut machte. Okay, während Bettina die eine Hand über ihn hielt, fummelte sie mit ihrer anderen Hand an ihm herum. Aber das war eben der Preis, den gutaussehende Jungs wie er zahlen mussten. Und er zahlte gerne. Als sie ihn gefragt hatte, ob er mit nach Shanghai kommen wollte, hatte er nicht gezögert. Er würde ihr überall hin folgen.
Und seitdem, wenn Bettina rief, ließ er alles stehen und liegen und sprang.
„Schon auf dem Weg, Frau Konsulin“, sagte er und warf den Hörer auf die Gabel.
Ihre Büros lagen auf demselben Flur, nur wenige Meter voneinander entfernt. Im Vorbeigehen schaute er in das Zimmer von Rebecca, der Büroleiterin der Konsulin. Sie ignorierte ihn.
Er klopfte an den Türrahmen.
„Kommen Sie rein, Buchwaldt, und lassen Sie die Tür offen. Das dauert nicht lange.“
Buchwaldt ging hinein und blieb, Notepad in der Hand und ein unsicheres Lächeln im Gesicht, vor ihrem Schreibtisch stehen. Etwas stimmte nicht. Die Konsulin war stets nett und freundlich zu allen, und für ihn hatte sie immer ein Augenzwinkern, wenn niemand es sah. Jetzt war niemand im Raum, aber sie lächelte ihn nicht einmal an.
Irgendetwas war vorgefallen.
„Was kann ich für Sie tun, Frau Konsulin?“
„Die Frau Kruger hat heute Geburtstag.“
„Frau Kruger?“
„Liz Kruger? BND?“
„Oh, ja, die kleine Dunkelhaarige.“
„Sie ist klein, und sie ist dunkelhaarig, aber vor allem ist sie eine Mitarbeiterin des BND. Und eine sehr tüchtige, wie es den Anschein hat, Oliver.“
„Ja, natürlich. Was ist mit ihrem Geburtstag?“
„Organisieren Sie eine Feier für sie. Für heute Abend. Sechs Uhr. Nichts Großes. Ein paar Häppchen, Getränke, das Übliche.“
„Wäre das nicht Rebeccas-“
„Rebecca hat anderes zu tun. Sie machen das. Es sei denn, Sie haben anderes zu tun ...? Gut, dann lassen Sie sich vom Sekretariat die Nummer der Cateringfirma geben.“
Er nickte und wartete, ob sie noch etwas sagte oder doch noch zwinkerte, aber sie sah ihn bereits nicht mehr an.
Definitiv war etwas vorgefallen.