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5. ES WERDE LICHT

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Ein Kontinent in Dunkelheit.

Gigantisch, kompakt, unheimlich und schön.

Unendliche Weite, unendliche Gefahr und unendliche Möglichkeiten des Lebens.

Seine Umrisse zeichneten sich aus großer Höhe durch die Lichter der Städte und seiner Straßen ab. Ein wunderschönes Gebilde aus Nichts, einer Mischung aus Blau und fast totaler Schwärze, Ketten aus größeren Perlen und einem feinen Gespinst aus Licht, das sich unregelmäßig darauf verteilte. Das Zentrum des Gebildes ließ sich fast nur erahnen, da dort nur wenige Lichter waren.

Das Konstrukt war umgeben von kleineren Abbildern seiner selbst und der Dunkelheit riesiger Ozeane, die seit unendlichen Zeiten an die Küsten brandeten.


Ein Puls.

Der Kontinent wurde getroffen, mit voller Wucht.

Eine unsichtbare Kraft, die im Mittelpunkt der vormals ungestörten, riesigen Landmasse einschlug.

Ein kreisförmiges, nicht fassbares Etwas, welches sich nach außen ausbreitete. Erst langsam, dann wachsend, scheinbar wieder in sich zusammenfallend, schließlich aber mit zunehmender und dann rasender Geschwindigkeit ausbreitete und das Land von innen heraus und unerbittlich aufzufressen schien.

Alles, was vom unsichtbaren Einschlag überstrichen wurde, verschwand.

Die Lichter erloschen, nacheinander.

Jedes.

Bis zu den Küsten.


“Was macht denn der Idiot da?“

Ein Stadion, hell erleuchtet und mit tausenden, gröhlenden und jubelnden Menschen gefüllt.

Zwei Mannschaften mit Kerlen, die aussahen, als wenn sie ganze Bäume ausreißen könnten. Jeder von ihnen zum Stillstand gekommen. Stehend, liegend oder kniend und an die Anzeigetafel starrend. Ein Referee, der einen eiförmigen Ball unter dem Arm hielt und die Pfeife aus seinem Mund gleiten ließ. Dieser schien ebenfalls nicht im Bilde und blickte ungläubig an die große LED-Tafel.

Fassungslos!

Die dortige Darstellung sollte eigentlich den Spielstand zeigen. Stattdessen erhöhte sich schrittweise munter der Punktestand der einen Mannschaft um jeweils einen Zähler, währenddessen jener der anderen rückwärts lief und schließlich bei null angelangt war.

Die Mannschaftsnamen wurden verunstaltet und scheinbar wahllos durch irgendwelche Buchstaben ersetzt.

„Die haben da oben endlich mitbekommen, wie schlecht ihr spielt!“, witzelte schließlich einer mit einem gelben Trikot und lachte lauthals in die gegnerische Mannschaft hinein.

Das hätte er besser nicht tun sollen.

Der grüne Rasen, mit der Aufschrift „National Rugby League“, wurde plötzlich zum endgültigen Schlachtplatz. Hier spielten Regeln aber nun wirklich keine Rolle mehr.

Die beiden Mannschaften stürzten aufeinander zu und begannen sich heftig zu prügeln. Der Referee und seine zwei Linienrichter versuchten dazwischenzuspringen, und dem Chaos Einhalt zu gebieten.

Vergebens!

Der Platz wurde von weiteren Spielern der Ersatzbänke, den Trainern und schließlich mit Zuschauern der Tribünen unaufhörlich gespeist. Dann begann die Beleuchtung des Stadions und jedes andere Licht zu flackern und es wurde komplett dunkel.



Die >Everest<, ein Gigant selbst unter den Riesen der Schiffe, war ein Frachter der den Namenszusatz >Mega< verdiente. Er war fast eintausend Fuß lang und konnte annähernd vierhunderttausend Tonnen Eisenerz mit nur einer Ladung um den Globus transportieren. Um genauer zu sein aus dem Westen Australiens, aus der Nähe von Perth, nach Norden, zum asiatischen Kontinent. Dort warteten die immer hungrigen Öfen Chinas darauf sich alles einzuverleiben und als Stahl auszuspucken, welcher von der Bahnschiene bis zum Kochtopf alles werden konnte. Das gewaltige Monstrum schob riesige Wassermassen beiseite, als es sich beständig seinen Weg durch die Nacht bahnte. An Steuerbord zeigte das schiffsinterne Radar einen Tanker, welcher der Everest in nichts nachzustehen schien und ein paar hunderttausend Bruttoregistertonnen haben musste. Er transportierte Rohöl von den örtlichen Lagerstätten und bildete mit einer Unzahl von Schiffen eine Flotte, die Tag und Nacht unterwegs war, sich entlang der ganzen Westküste dieses Kontinents und in gehöriger Distanz untereinander beständig immer weiterwälzten und dem Land die Rohstoffe aussaugten, um sie woanders wieder auszuspucken. Ihre Existenz wurde auf den Schirmen der bordinternen Überwachungstechnik bestätigt und durch die Lichter ihrer Leiber hinterlegt, welche über die Meilen der schwarzen Wasseroberfläche als erleuchtete Inseln wahrzunehmen waren.

Arthur, der Kapitän eines fast winzig wirkenden Trawlers, dessen Geschäft nicht die Verschiffung von der Mutter Erde entrissener Schätze war, sondern das Fischen, betrachtete das ganze Treiben in der Ferne. Er war einer der Wenigen die weder den Willen noch das Geld gehabt hätten in den Wahnsinn der weltweiten Überfischung einzusteigen und versuchte sich beharrlich dagegen zu wehren. Sein Schiff war mehr ein Boot und das Überbleibsel einer Zeit, als das Fischen noch zum Leben gereicht hatte, nicht von riesigen Fischfangflotten überrollt wurde und alles aus dem Wasser der Ozeane erbarmungslos herausholte, um es zu Profit zu machen. Er wusste, dass er, seine kleine Mannschaft und sein vollkommen überaltertes Schiff einer nie wiederkehrenden Zeit angehörten und in nicht allzu ferner Zukunft das letzte Mal in den Hafen zurückkehren würden. Er beobachtete die Lichter in der Ferne, die von den riesigen Schiffen stammten, welche sich ein paar Meilen entfernt als Kette durch die Dunkelheit schoben. Nicht nur ihre bloße Anwesenheit, sondern auch ihre Geräusche, welche sie unter und im Wasser erzeugten, der Dreck ihrer Antriebe, jener, welcher über Bord flog und heimlich im Meer gelöscht wurde und nicht ihre alleinige Existenz waren der Horror. Wenn eines dieser Dinger aufplatzte, würden hunderte Meilen der Küste mit dem für ihn schwarzen Tod verseucht und das offene Meer mit einem tödlichen Teppich überzogen. Um so wichtiger war es, sich schnell davon zu entfernen und hinauszufahren. Soweit, wie es nur möglich war, um noch etwas fangen zu können und diesen Wahnsinn nicht mehr sehen zu müssen. Deswegen steuerte er über das ruhige Wasser, während seine Leute die Vorbereitungen für den nächtlichen Fang trafen.

“Blutsauger!

Wahnsinnige!

Irre!“, entschied er heute wieder einmal, als er zu einem kleinen Flachmann griff, den er aus Tasche seiner Jacke zog, und einen enormen Schluck daraus nahm.

“Irre!“, stellte er noch einmal fest.

Ob der Fang diese Nacht wenigstens diesmal die Kosten decken würde, wagte er zu bezweifeln, denn er wusste vor ihm lag eine Perversion aus schwimmenden Fabriken, die alles aus größerer Tiefe an die Oberfläche zerrten, um es unersättlich zu verschlingen und zu einer Massenware für eine unendliche Anzahl von immer hungrigen Menschen zu verarbeiten.

Und seine Leute, musste er feststellen, als er sich umdrehte, arbeiteten schon wieder nicht. Standen am Heck auf Deck und starrten bewegungslos in die Ferne, Richtung Osten, woher sie kamen und die Heimat, die Westküste Australiens hinter dem Horizont liegen musste.

“Was zur Hölle.....!“, tobte er in die Nacht hinaus, als er die Tür seiner kleinen Brücke geöffnet hatte und seinem alkoholisierten und nun wieder mal äußerst gereizten Ärger Luft machen wollte. Aber seine Worte blieben ihm im Halse stecken, denn dort, wo der Kontinent in der Dunkelheit liegen sollte, glühte der Horizont auf gesamter Breite, soweit das Auge reichte.

Und das von ihm noch nie zuvor Gesehene, Unbegreifliche und Fremde, es kam näher!

Immer schneller baute sich eine Wand auf, die in der der Ferne erst so schmal wie ein Finger war und dann bis in den nächtlichen Himmel reichen musste. Und diese wurde immer noch größer und größer! Die entfernten Riesenschiffe, die erklärten Todfeinde von Arthur, wurden davon erreicht. Was am nächsten war, waren ein Öltanker und ein Eisenerzfrachter, die von Steuerbord in ein plötzlich unendliches Tal aus Wasser sackten und seitlich kentern wollten. Denn die gewaltige Energiewelle, die durch die See und Atmosphäre heranrollte, saugte den gesamten Ozean zu sich. Dann war das Monstrum aus unsichtbarer Energie eingetroffen, hatte das Wasser in ungeheurer Macht wieder mitgebracht und zu Gebirgen aufgetürmt, welche nun auf die Schiffe hereinbrachen. Schließlich wurden die Außenhäute der Meeresgiganten von einer unsichtbaren Hand gequetscht und ihre Bäuche wurden erbarmungslos zerfetzt. Die kochende Masse des ständig erhitzten Öls ergoss sich aus dem Tanker, entzündete sich aus einem nicht ersichtlichen Grund und vermischte sich mit der auf Arthurs Boot zurasenden Menge aus Energie und salziger Gischt. Und das kleine Boot würde gleich das Schicksal der soeben zerstörten, schwimmenden Kolosse ereilen. Alle vielen auf die Knie oder klammerten sich in irrer Todesangst an etwas, was ebenfalls gleich nicht mehr existieren würde. Und als jeder nur noch steil in den Wahnsinn mehrere Meilen über sich starren konnte, der zudem auch noch hell loderte und die Reste der Schiffe in sich herumwirbelte, geschah es.

Das Ganze blieb plötzlich stehen, schien sich zu besinnen, während das kleine Gefährt unter ihm in den tödlichen Wirbeln des Wassers tanzte, und trat dann wieder den Rückweg nach Osten an. Der Trawler wurde nun seinerseits mitgerissen und folgte dem Sog eine halbe Meile oder mehr, bevor er abließ und der Kapitän und seine Mannschaft begriffen, dass sie heute wahrscheinlich nicht sterben würden.

CRAZY CONFUSED WORLD- Die Tage der fliegenden Bockwurst

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