Читать книгу CRAZY CONFUSED WORLD- Die Tage der fliegenden Bockwurst - Susan March - Страница 16
10. FLIEGENDE BOCKWURST
Оглавление„Schön!
Schön!!!!“
Das Blondchen, war übertrieben beeindruckt und hüpfte klatschend auf dem Bürgersteig, als es die gut aussehenden Typen durch unkontrolliertes Öffnen der Motorhaube, Angeblöke und gegenseitiges Hin- und Hergestupse irgendwie wieder geschafft hatten, das Gefährt wieder aus seinem Tiefschlaf zu erwecken.
Sie verschlossen lärmend den Motorraum, kamen mit geschwellter Brust auf die naive Schönheit zu und zeigten überzufrieden Richtung tuckerndem Auto. Alle lachten übertrieben lässig, wiesen entweder ins Diner, machten Schreibbewegungen mit der Hand oder zogen das Funktelefon aus der Hosentasche. Die ältere Dame hatte das ganze Treiben mehr und mehr enttäuscht mit angesehen, während sich die oberflächliche Bande in das Restaurant zurückzog. Sie selbst begab sich moralisch geknickt wieder in ihren Wagen, um doch noch einmal etwas auszuprobieren.
Ben, im Diner, amüsierte sich nach der Fernsehübertragung gar köstlich und prustete heraus, ob die Aussies mit den Vokalen nicht sowieso immer ein Problem hätten. Die Stimmung der anderen, welche gebannt mit in den Fernseher gestiert hatten, war weniger gehoben und sie schienen eher mehr oder weniger konfus. Keiner von ihnen regte sich und horchte gedankenversunken in sich hinein.
Als hätten sie etwas in sich zu bereinigen.
Oder zu ergründen.
Ben jedoch, hatte ein bisschen Rückenschmerzen von der halb gebückten Fernsehguckerei, reckte sich und begann genüsslich wieder in Gedanken runterzuleiern.....
Kurz noch mal auf Arbeit. Erledigt! Wochenendeinkauf, Familie wieder einsammeln und zuhause abliefern, Angelzeug einsack. .......halt, was hatte es mit dem Einkauf auf sich! Ach ja! Ben schaute auf die Uhr. Okay! Richtig! Die Frau! Er baute sich zwischen Theke und dem Eingang auf und erörterte „... also Kathrin, ich mach mich jetzt auf die Socken und wenn......“Alle im Diner hielten inne und lauschten aufmerksam. Aber es war nicht Bens überflüssige, freitägliche Abschiedsrede, welche gerade anfing, in den Hintergrund zu treten. Plötzlich lag etwas in der Luft. Es begann mit einem feinen Pfeifen, dann wurde es ein Summen, bis es zu einem Brummen ungeheuren Ausmaßes anschwoll, in welchem alles gewollt oder ungewollt zitterte oder tanzte. Wenn man es verglich, hatte man das Gefühl, dass man auf einem Black-Metal-Konzert direkt vor dem Lautsprecher stand und das Ganze bestünde nur aus einem unendlich langen Basston. Au, jetzt begann es aber richtig wehzutun! Mittlerweile hatten sich die Tassen und Tellerchen darunter angefangen im Takt des vibrierenden Gebrumms zu bewegen, und ihren Inhalt in synchronen Wellen über den Tischen, sowie Hosenbeinen, ihrer Nutzer zu verteilen.Und dann, war das Geräusch weg. Alles hatte sich umgehend wieder beruhigt. Bis auf ein paar Typen, die mit ihren frisch besudelten Hosen und Verbrühungen ersten Grades, eiligst das WC aufsuchten. Okay?! „Also...“, hob der Redenschwinger wieder an..... als jeder im Raum plötzlich mehr oder weniger von schief nach schräg oder auf dem Boden lag. Oder besser gesagt gelegt wurde. Als Ben sich so ziemlich wieder aufgerappelt hatte, fehlten die Fensterscheiben seines Diners und lagen über den gesamten Boden zerstreut, als fein zerbröselter Abfall des Sicherheitsglases. Kathrin hatte es, in der eintreffenden Dreck- und Staubwolke, bis halb auf die Bar gewedelt und er hatte Mühe das dicke Weib runterzuzerren, um sie auf einem Stuhl zu fixieren. Obwohl Sie eigentlich sehr robust war, hatte sie anscheinend ein ganz schönes Ding abbekommen und er tätschelte ihr Gesicht. Sie war sofort wieder da, schob die Hand ihres Gegenüber rüde beiseite und knuffte ihn herzhaft in die Nierengegend. Es dauerte drei Sekunden, bis der Überblick hergestellt war und man feststellte, dass hier anscheinend nur eine Art Druckwelle am Werk gewesen war, welche dem Restaurant eine natürliche Lüftung verpasst hatte. Der gut fixierte Fernseher hatte überlebt, spulte immer noch sein Programm ab und stand wie vor am alten Fleck. Ben hatte das Ding irgendwann mal mit dem Schrank darunter verschraubt, aus Sicherheitsgründen, wie er damals vorgab. Und darüber hinaus hätte das halbantike Stück plötzlich weg sein können und irgendjemand hätte dann auf seine Kosten ein paar Dollar machen können. Teile der Wände jedoch hatten nun eine flächige, plastische, organische Verzierung bekommen, welche sich aus Essens- und Getränkeresten zusammensetzte, die ehemals auf den Tischen standen. Alles aber, was die Konsistenz einer Pizza oder darunter besaß, machte sich an den Wänden klebend umgehend daran nach unten auf den Boden zu tropfen. Was an einstigen Essen nicht an der Wand gelandet war, klebte fein verteilt an den Gästen des Diners, wobei Ben den Teil mit dem Ketchup abbekommen hatte und sich nun auf dessen Hemd wiederfand. Die Deckenlampen des Diners zeigten wie eingefroren, schräg vom Eingang weg, was aus der nachgegebenen Gestängebefestigung herrührte. In der Tat hatten es ein paar Stühle bis an die Lampen geschafft und wurden nun herabhängend von diesen präsentiert. Der Rest des beweglichen Inventars hatte sich in einer Ecke gesammelt. Scheiß die Wand an! Alle starrten ungläubig nach draußen...über die Straße, Richtung Park. Auf der gegenüberliegenden Seite des Platzes, irgendwo in der Grünanlage, musste etwas fürchterlich schiefgegangen sein. Ben hatte schon von Gasexplosionen gehört und mondgleiche Kraterlandschaften gesehen, die danach übrig waren! Aber das? Bevor jemand etwas logisch hinterlegen konnte, verdunkelte sich der Bereich des Bürgersteiges vor dem Diner. Der sorgsam geparkte Pick-up der blonden Springmaus bekam jetzt einen formschönen, neuen Aufbau. Aus dem Nichts erschien eine unnatürlich große Bockwurst mit Gliedmaßen, welche zwischen zwei Brötchenhälften eingeklemmt war und an der rücklings darüber ein Auto klebte. Das Ganze landete fast deckungsgleich, mittig auf dem Pick-up und machte diesen zu einem gestauchten Etwas. Der nun heftig Zerdrückte bedankte sich für den herzhaften Rungser, in dem er jetzt mit unbändiger Kraft sämtliche Scheiben loswerden wollte und in der Tat auch auf Bürgersteig und Straße auskotzte. Arme und Beine der Bockwurst strampelten, sodass man denken könnte, sie wolle von dem, was vom Wagen übrig war, herunterkrabbeln. Man hörte noch deutlich die Servomotoren, welche die künstlichen Extremitäten der Bockwurst in Gang hielten, bis sich einer der Arme löste. Alsdann folgte ein Regen aus in Därmen verpackten Fleischhäppchen, der sich als fliegende, oder besser gesagt wieder landende, Bockwürste herausstellte, die wohl aus dem frisch eingeflogenen Imbiss stammen mussten. Diese prasselten auf den Bürgersteig und rollten munter in alle Richtungen und auch in das nun gut über die gesamte Breite betretbare Diner. Damit war kurzzeitig Bens Vision von Bockwurstbomben wahrgeworden, wie er erst vorhin noch eher scherzhaft für sich selbst bemerkte. Die blonde Besitzerin des Pick-ups und sämtliche ihrer Verehrer rannten auf die Straße. Sie beäugten abwechselnd ungläubig den Himmel, dann den Pick-up, der nun mit den Resten des ehemaligen Imbissstandes aus dem Park aufgestockt war, und führten einen taumelnden Tanz der dümmlichen Ratlosigkeit aus. Ein „Huphup“! Dieselbe Gruppe stand mit offenen Mündern am Straßenrand und schaute auf ein eben ausparkendes, vorbeifahrendes, alterndes Auto mit ebenso betagtem weiblichen Inhalt, welcher gut gelaunt winkte. Dieses Auto hatte nicht eine Schramme. Okay!!! Ben musste seinem Hirn jetzt Futter geben. Irgendetwas zu tun! Also noch mal....lief es gerade in Zeitlupe in ihm ab, obwohl nicht zwangsläufig in chronologischer, richtiger Reihenfolge! Morgens aufstehen.... GUT! Familie.....GUT! Angeln...GUT! Diner......GUT! Kaputte Scheiben.......................SCHLECHT! Bockwurst demoliert...., ah...sehr gut! SEHR GUT! Ben konnte sich jetzt ein Grinsen nicht verkneifen. Man, man, man! Er trat ein paar Schritte vor, um sich dann gänzlich und gut gelaunt schlendernd für den Weg auf den Bürgersteig zu entscheiden. Er stand mit ausgebreiteten Armen in Richtung Autosandwich deutend, während die blonde Schnalle links von ihm weinte und den Arm zu ihren Füßen beäugte. Ben lachte lauthals. Ja, es war pure Schadenfreude oder ein Knalltrauma. Und alle konnten es hören. Er machte mit seiner irrwitzigen Lache keinen Hehl daraus. Entweder unheimlich mies oder durchgeknallt, oder beides. Blondchen hielt in ihrer Verzweiflung inne und fing an von der vor ihr liegenden Bockwurstgliedmaße auf Ben zu schwenken. Rechts von diesem, auf dem Bürgersteig, stand nun Hans, der Typ aus dem übrig gebliebenen fliegenden Verkaufsstand und hatte ein neues, langes Verlängerungskabel über der Schulter. Auch er starrte jetzt ungläubig und entsetzt auf Ben. Dieser jedoch, fand es jetzt so richtig gemütlich..... Aber nur bis zu dem Zeitpunkt, bis er aus dem rückwärtigen Diner folgende Wortfetzen aufklaubte...... „....ja......, heruntergekommen, ...wohl drüben am Angelladen...“. Ohne noch einmal nach dem vollen Wortlaut des Satzes zu fragen, konnte man jetzt an seiner erstarrten Grimasse deutlich erkennen, dass dieser sehr wohl den Inhalt verstanden hatte. Und den Bruchteil einer Sekunde benötigte sein Hirn auch nur für die Verarbeitung und spuckte das Ergebnis in Form nur eines einzigen, zutreffenden und selbsterklärenden Wortes aus, dass da lautete ........„Auto!!!!!“......... Ein Mann, eine zuckende Unterlippe, ein wahnsinniger Blick als Ausdruck seines derzeitigen Geisteszustandes! Darf man vorstellen?! Ben und seine Verfassung, für die nächsten dreißig Sekunden!