Читать книгу CRAZY CONFUSED WORLD- Die Tage der fliegenden Bockwurst - Susan March - Страница 8

2. URLAUB

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Unser Blick durchdringt die zarte Wolkendecke, schweift über Wälder, See und Bäche und gelangt zu einer kleinen Stadt. Am Rande der Siedlung eine Gruppe kleiner Häuschen. Jedes davon ein Traum aus Holz, die meisten leuchtend weiß. Ringsherum kleine Gärten und das wilde Grün angrenzender Wälder, welche von einer Straße durchschnitten werden und in die nahe Stadt führt.


Das >Hier< und >Jetzt<.

„Bockwurst!

Boooooo-ck-wuuuuuurst.

Bock-bock-bocki-bockwurst!

Die Bockwurst wird über uns kommen, denn sie ist nahe!

Heute Abend wird sie kommen und wir werden sie mit Freuden empfangen!“, intonierte und predigte ein Mann eindringlich vor seinem Badezimmerspiegel. Er dürfte wohl Mitte dreißig gewesen sein und war der absolute Durchschnitt.

>Ben<, der Durchschnitt mit seinen dunkelblonden Haaren, seinem Mischmasch der Augenfarbe aus Grau, Grün, etwas Bläue und mit etwas mehr als sechs Fuß Körpergröße, und dem leichten Bauchansatz.

Die Badtür öffnete sich und Marie steckte ihren hübschen Kopf mit ihren langen, schwarzen Haaren in das lichtdurchflutete Bad, durch den Spalt der Tür!

„Rasier dich, beeile dich und schrei nicht so laut!“, befahl sie.

So schnell, wie sie drin war, verschwand sie auch wieder und Ben war wie vorher weggesperrt! Bevor Ben sich vom Spiegel umdrehen und entgegnen konnte, ging die Tür auch schon wieder auf und ein ...„du Ferkel“ ... folgte.

„Dein Frühstück ist fertig“, schallte es aus dem Flur, gefolgt von dem Geräusch ihrer klappernden Schuhe, als sie die Treppe hinunterging! Dann kleines Getrappel, ebenfalls hinab.

„Ah, der Junior des Hauses ist auch nach unten unterwegs!“


„Scheiße! Das wird ein verdammt scheißeguter Tag“, sagte sich Ben. Es war Freitag, das Wetter war einfach traumhaft an diesem Frühlingstag und die klare Luft, aus dem Garten und dem dahinterliegenden Wald, strömte herein. Es war noch frisch, fast kalt und auf seinem freien Oberkörper stellten sich die Haare auf. Noch die andere Hälfte des Gesichtes und für heute wäre die Rasur wieder einmal erledigt! Wie immer lästig! Aber jetzt endlich fertig! Die aufgestellte, spärliche Behaarung seines Unterarmes animierte Ben dazu in den Spiegel zu schauen und den Unterkiefer nach vorn zu schieben. Den Brustkorb heraus, Schultern und die Arme nach hinten. Die Brauen zu einer ernsten Grimasse verzogen. Ein augenverdrehender Blick und er musterte den Raum, als wenn er gerade aus prähistorischen Zeiten in die Zukunft katapultiert wurde. Er nahm den vormals benutzten Rasierpinsel in die Hand und begann vorsichtig daran zu riechen. Dann ein Schlag seiner Faust auf seine leichte Hühnerbrust und ein „Uh“, gefolgt von einem weiterem „Uh“, und einer ganzen Serie von „Uh-uh- uh-uh – uh-uh“. Schließlich das volle Programm an steinzeitlichen Tönen und Bewegungen. „Kommst du endlich, du Urmensch!“, kam es von unten als letzte Warnung. „Hast du dich frisch gemacht!“, fragte Marie mit einem äußerst kritischen Blick. „Natürlich!“, log Ben pflichtbewusst, der sich mittlerweile am Frühstückstisch in der Küche eingefunden hatte. Marie, eine bildhübsche Frau, die ihm in Körpergröße nichts nachstand und mit ihrer fast perfekten Figur, und auf Stöckelschuhen, der Hingucker jeder Party war. Die Frage war, wie er eigentlich an diese unglaubliche Schönheit gelangt war? Ein Umstand den er sich, zugegeben, nicht oft genug vergegenwärtigte. Nicht nur, dass sie fast schon unheimlich attraktiv war, sie hielt auch sein Leben und das ihrer kleinen Familie im Lot. War intelligent und managte das ganze >Drumherum<. Aber sie konnte sich nicht beschweren. Dachte er! Er hatte ja schließlich auch Fähigkeiten und nützliche Eigenschaften. Nur er hatte es bis jetzt in der Stadt fertiggebracht, dreiundvierzig Würstchen am Stück zu mampfen. Ein, bis heute, ungebrochener Rekord in seiner Gegend! Da konnte man ins Schwelgen geraten. Sie stellte Ben einen Kaffee hin und nutzte einen Hinterhalt, um diesem einen Kuss aufzudrücken und die Nase in Richtung seiner Achselhöhle zu schieben. Sie musste das Ganze schon auf Höhe der Kaffeemaschine geplant haben und war zwischen Herd und Tisch zum erfolgreichen Überraschungsangriff übergegangen. Was hatte sie eigentlich! Ob es seine Socken oder seine Schweißdrüsen waren, immer gab es an ihm etwas zu schnüffeln und natürlich unbegründet auszusetzen! Sie öffnete die Schranktür über dem Kühlschrank und zog ein Spray heraus. Überall im Haus hatte sie diese Dinger, welche sie bei entsprechend unpassenden Gelegenheiten herauszauberte, um etwas damit zu bepflastern. Vorzugsweise ihn. Ehe er sich versah, spielte sie wieder Marionette mit ihm, hob den einen und dann seinen anderen Arm und sprühte geschickt durch die Ärmel, während er versuchte etwas vom flüssigen, bitteren Muntermacher in seiner Tasse zu erhaschen. Natürlich nebelte sie ihn wieder viel zu lang ein, sodass der Frischeeffekt des Sprays zu Verbrennungen dritten Grades führte. Oder dies hätte tun können. „Au! Aufhören! Willst du mich umtöten?“, bettelte er und klagte gleichzeitig an. In Zukunft wird sie wieder mit der Unterhosenkampagne gegen mich beginnen. „Unterhosen hast du doch gewechselt?“, bohrte die Frau, welche anscheinend Gedanken lesen konnte und sich nichts daraus zu machen schien ihn, einen erwachsenen Mann, jeglicher Mündigkeit berauben zu wollen. „Was....“, kam als Frage hinter dem Comic von der gegenüberliegenden Seite des Tisches hervor. „Oh, eine gelungene Ablenkung“, so die Ansicht von Ben, denn der wissbegierige Sohnemann, Ben Junior, hatte eine Frage. Ein kleiner Dreikäsehoch, der im Großen und Ganzen das Spiegelbild seiner Mutter war. Ein süßer Knirps, der ebenfalls pechschwarze Haare hatte und in dieser Hinsicht nicht das Geringste von seinem Vater. „Was....ist eine Bockwurst?“, erforschte Ben Junior weiter. Da war es wieder passiert. Der Vater des Kleinen hatte sich erneut um Kopf und Kragen geredet und musste nun für seine verbale Zügellosigkeit büßen. Und diesmal galt es etwas zu erklären, was eigentlich schon einem aufgeklärten und halbwegs anständigen Erwachsenen nicht beigebracht werden konnte. Oder eben nur jenen, welche mit der kruden Gedankenwelt von Ben halbwegs vertraut waren und ansatzweise beides akzeptieren konnten. „Nun...“, stammelte sich Ben in die Sache rein, „Bockwurst....“, und schaute fast verlegen zu Marie. Seine Frau stellte ein Bein vor, verschränkte die Arme, zog die Stirn kraus und legte in Ihrer Art den Kopf auf die Seite, um Ben mit einer Mischung aus genervtem, abweisendem und vorwurfsvollem Blick zu fixieren. Dabei machte sie gemeinerweise nicht die geringsten Anstalten ihrem Mann zu Hilfe zu kommen, welcher diese nun dringend benötigte. >Unfair<, urteilte Ben für sich. „Eine Bockwurst.. .ist .... .ist das, .... ..was der German-Heini auf seinem Auto durch die Gegend fährt!“ Gerettet! Das schien plausibel und sollte für einen gerade eingeschulten Knirps reichen! In Zusammenfassung konnte es für Ben nun nur noch heißen... Das Ding war wasserdicht! Erledigt! Aus und vorbei! Frühstück, Zwerg in die Schule, Wochenendeinkauf, kurz noch mal auf Arbeit, Familie wieder einsammeln und zuhause abliefern, Angelzeug einsacken und Saisonbeginn mit dem neuen Angelstuhl, Bier und einem Maximum an Ungestörtheit feiern. Jack dürfte vielleicht mit am See fachsimpeln und ihn heute Abend in seinem Heim abliefern, wo sein geliebtes Weib dann mit ihm die....., die B........, also ......die Bock...., na ja, eben etwas zelebrieren würde! „Aber.....“, schnitt es in die wunderbar zusammengebaute Gedankenwelt von Ben ein, „ ... ich denke du kannst den German-Heini nicht leiden? Wieso, willst du dann eine Bockwurst? Vom Heini!“ „Also ..“, so versuchte Ben es jetzt zügig abzutun. „Erstens ist die B.... nicht vom ... Heini, sondern von jemand anders und zweitens ist so eine B.... auch mal .....mal gut! Auch, wenn sie „German“ ist!“ „Und von wem ist sie dann? Dad“ „Von ...Mama!“, platzte Ben raus. „Ja! Denn deren sind die Besten! Zumindest jetzt! „Au!“ Diesmal setzte es eine Kopfnuss von hinten. Marie hatte das Thema damit für jetzt und alle Zeit als beendet erklärt, und bevor Junior zum nächsten verbalen Schlag ausholen konnte, klingelte plötzlich das Telefon. Ben schnellte wie der Blitz hoch, zum wandhängenden Gerät, und schnappte sich das schnurlose Teil in einem Affenzahn, um auf die angezeigte Nummer und den Namen zu starren. „F-r-i-s-c-o“, nahm er schließlich langsam auseinander und hielt Marie den Hörer demonstrativ hin. Diese rollte kurz mit den Augen nach oben und nahm mit einer säuerlichen Miene entgegen. Dabei war das Zittern ihrer Nasenflügel nicht zu übersehen, was aus der übertrieben langsam eingesogenen Luft resultierte. Dem zögerlichen Griff zum Telefon folgte ein um so entschlosseneres, fast perfekt gespieltes Auftreten. „Mom“, begann sie langsam und überfreundlich. Sie horchte eine Weile und sagte dann, „....ja, es geht uns gut,........natürlich Mom.........., nein.....natürlich nicht........, ja, wir hatten ein bisschen Stress, Ben und das Diner, du weißt doch!“ Marie ahmte mit dem Telefonhörer eine Keule nach und simulierte unbewusst leichte Hiebe gegen ihren Kopf. In ihrer ganzen Verzweiflung, gegenüber der Stimme am anderen Ende der Leitung, stand sie in nichts dem Gefühl Bens nach, welches er eben noch ihr gegenüber hatte. Als sie ihn hilflos vor Junior zappeln ließ. Und das wusste er! Ihrem Mann jedoch gefiel es nicht, wieder mal vorgeschoben zu werden und er machte eine Bewegung mit der flachen Hand an seiner Kehle. Marie hielt den Hörer in der Luft inne und unterbrach den aus der Höhe auf sie prasselnden Wortschwall, unter welchem sie sich duschte. „..... das stimmt doch nicht,......Mom!!!! Doch natürlich würden wir euch besuchen, auch wenn die Welt untergeht. Klar, Mom!!! Wir müssen jetzt noch Junior in die Schule bringen! ...Ich ruf dich nachher an!!!....Versprochen!“ Mom und ihre schrecklichen Übertreibungen!!!! Marie schleppte sich sichtlich genervt zum Frühstückstisch und die beiden anderen wussten, dass sie jetzt lieber ihren eigenen Dingen nachgehen sollten. Deshalb gehörte die nächste Viertelstunde dem knusprigen Toast und dem Brimborium darum. Junior vergrub sich wieder in seinem Comic und schien vorerst ruhiggestellt. Ein laufender Meter, welcher bereits aufmerksam kunterbunte Zeitschriften anschaute und einen großen Teil des Alphabets bereits im Eigenstudium erarbeitet hatte. Um so interessanter für diesen die Sprechblasen, in denen vorrangig langgezogene Vokale vorkamen.


„Also nur eine halbe Stunde?“, fragte Marie.

„Also nur eine halbe Stunde willst du auf Arbeit vorbeischauen, um nach dem Rechten zu sehen!“

„Ja, Süße! Du weißt doch, nur einen Tag weg und jeder tut was er will!“

Marie verzog ihren Mund zu einer misstrauischen Schnute.

Seit dem Ben den kleinen Diner im bergigen Teil von Kalifornien übernommen hatte, in Terjew, war sein Leben zusammen mit Marie und seiner kleinen Familie zu einer stabilen Sache geworden. Was davor geschah, war nicht der Rede wert, beziehungsweise sollte ruhen.

So Bens Meinung.

Zwar wurde man mit dem Diner nicht reich, aber es hatte zu einem bezahlten Häuschen am Stadtrand und einem gebrauchten Auto gereicht.

Einem....,ja er musste es leider zugeben,...einem „German“- Auto.

Seitdem jedoch der „German“-Heini auf der anderen Seite der Stadt seinen „German“-Bockwurst verkaufte, hatte Ben das Gefühl weniger zufrieden zu sein. Konkurrenz im Imbissgeschäft in so einer kleinen Stadt, tja, was soll man da sagen? Und dann noch dieses deutsche Zeug, eben „German“- Bockwurst. Ein Wort, das maximal dazu da war, um nach Strich und Faden verhöhnt zu werden, oder es zu missbrauchen. Sowie etwas was man Currywurst nannte, und dieses deutsche Bier! Brötchen?! Und zu guter Letzt dieser schreckliche Wagen, den dieser Typ fuhr! Ist ein Ford, auf welchem eine riesige Bockwurst im Supermanstil Arme und Beine von sich streckte, eingezwängt in einem „Brötchen“. Das Ganze leuchtete auch noch im Dunkeln! Aber Bens eigener Wagen! Nun ... ,es ist ,...ein deutscher Audi! Man kann sagen was man will über die Deutschen und die können, wenn sie wollen, sein Diner mit diesen blöden Bockwürsten bombardieren, aber Autos bauen die! Das wird sich wohl nie ändern! Und wenn man bei einem deutschen Wagen immer an das Ding mit dem Stern denkt, gilt ein Audi, und dazu noch ein SUV, als absoluter Geheimtipp unter den deutschen Panzern, äh.....Autos! Und erschwinglich, wenn er erst einmal ein paar Jahre und Meilen auf dem Buckel hatte.Ben erwachte nicht mehr aus dem Halbschlaf seines Traumes, von seinem Auto, und bewegte sich mit traumwandlerischer Sicherheit zum Schlüsselbord neben der Hauseingangstür. Obwohl seine Frau irgendetwas sagte, was nicht bis zu ihm vordrang, geschweige denn von ihm verstanden werden konnte. Aber das war nicht wichtig! Logisch! Und es war auch nicht seine Schuld, denn etwas rief ihn nach draußen. Der Geruch von Leder und das Gefühl eines Sportlenkrades zwischen den Händen. Eben dieses Auto, dessen Schlüssel er nun an sich genommen hatte und dem er sich nun umgehend widmen musste. Unbedingt! Denn er und das Auto waren jetzt schon fast zwölf Stunden voneinander getrennt gewesen. Zumindest über eine Distanz von fast fünfzig Fuß. Und das konnte man nicht lange aushalten. Als Mann, wenn man so verliebt war. In dieses Ding! Jeder der so etwas schon einmal erlebt hatte wusste, wie sich echte Liebe anfühlen musste.

CRAZY CONFUSED WORLD- Die Tage der fliegenden Bockwurst

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