Читать книгу Und die Tage lächeln wieder - Susanne Zeitz - Страница 8

Kapitel 3

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Ich überquerte die Straße und bog auf den Laufpfad ein. Es war noch früh, so dass ich den Wald fast für mich allein hatte. Eine Joggerin, die sich bereits auf dem Heimweg befand, schenkte mir ein flüchtiges Lächeln aus einem verschwitzten, geröteten Gesicht und ein größerer Hund mit leichtem, federndem Gang lief an mir vorbei, ohne mich jedoch im Geringsten zu beachten. Von Herrchen oder Frauchen keine Spur.

Feuchtigkeit lag in der Luft und es roch nach modrigem Laub und nasser Erde. Die Sonnenstrahlen bahnten sich bereits ihren Weg durch die rot und gelb gefärbten Baumwipfel und beleuchteten meinen Weg.

Eine Amsel auf Futtersuche saß am Wegrand und schleuderte unwirsch die Blätter zur Seite. Wahrscheinlich vermutete sie darunter besondere Leckerbissen. Ein paar Bäume weiter hatten sich Krähen eingefunden, die laut um die Wette krächzten.

Ich kam in ein lockeres Laufen und genoss es, den Waldboden unter meinen Schuhen zu spüren. Weich und nachgebend.

Ich atmete tief die frische Luft ein und hing meinen Gedanken nach. Das Telefongespräch kam mir wieder in den Sinn. Komisch, so aufgeregt und innerlich berührt hatte ich Konrad selten, eigentlich noch nie erlebt.

Konrad ist mein Patenonkel und ein Jugendfreund meiner Mutter. Ich kann mich noch gut an seine Besuche erinnern. Sobald er mit uns im Wohnzimmer saß, griff er jedes Mal betont langsam in seine große Umhängetasche und holte ein Buch heraus, aus dem er Mutter und mir vorlas. Meistens waren es Märchen oder andere spannende Kindergeschichten. Wir liebten diese Stunde mit ihm. An die Anwesenheit meines Vaters kann ich mich allerdings nicht erinnern. War er zuhause, wenn Konrad vorbeikam, zog er sich meistens in sein Arbeitszimmer zurück. Wenn ich jetzt darüber nachdenke, dann kann ich mich nicht daran erinnern, die beiden Männer gemeinsam erlebt zu haben.

Nach dem tragischen Tod meiner Mutter ließ sich Konrad nicht mehr in unserer Villa blicken. Warum eigentlich? Auf meine Frage, warum Konrad uns nicht mehr besuchte, zuckte mein Vater lediglich mit den Schultern und meinte, das ginge mich nichts an.

Auch von Konrad erfuhr ich nichts Näheres. Mein Vater war für ihn mit einem Mal ein Tabuthema. Wenn wir uns trafen, sprachen wir nicht über ihn.

Konrad war mein Freund und ich konnte mit allen großen und kleinen Kindersorgen und Nöten zu ihm kommen. Das hat sich bis heute nicht geändert. Er ist für mich wie der Vater, den ich nie hatte, liebevoll, ewig um mein Wohl besorgt und an allem interessiert, was in meinem Leben so passiert.

Er war es auch, der mir die Welt der Bücher erschlossen hat. Als Kind schenkte er mir bunte Bilderbücher, später Märchenbücher, spannende Jugendbücher, heute sind es Bestseller aus aller Welt.

Zwischen uns besteht seit all den Jahren ein kleines, intimes Ritual. Nach jedem gelesenen Buch treffen wir uns im Hinterzimmer seines Buchladens, trinken aus bauchigen, himmelblauen Steinguttassen Tee, essen Ingwerkekse und tauschen uns über das gelesene Buch aus.

Einen Brauch, den ich mir aus meinem Leben nicht mehr wegdenken kann und will.

Clemens wollte mich am Anfang unserer Beziehung begleiten, doch so sehr ich ihn auch liebe, diese Treffen gehören einzig Konrad und mir.

Clemens ist seitdem eifersüchtig auf Konrad und wird in seiner ablehnenden Haltung von meinem Vater unterstützt. Es tut mir weh, dass sich ausgerechnet die beiden Menschen, die ich am meisten liebe, nicht verstehen. Obwohl sich Konrad nicht negativ über Clemens äußert, spüre ich, dass er ihn nicht mag. In den wenigen Momenten, in denen sie sich begegnen, geht er höflich mit ihm um, doch ich spüre seine Reserviertheit und sein Misstrauen.

Und die Tage lächeln wieder

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