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Interview | Manfred Häupl | Hauser Exkursionen international GmbH

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Manfred Häupl , Geschäftsführer


Hauser ExkursionenHauser Exkursionen international GmbH

www.hauser-​exkursionen.de

Gründungsjahr: 1973 | Unternehmensgröße vor der COVID-19-Pandemie: 50 Mitarbeitende und 20 Mio. € Umsatz | nach der Coronapandemie (2022): 33 Mitarbeitende und ca. 12 Mio. € Umsatz

Was ist das Kerngeschäft Ihres Unternehmens?

Hauser Exkursionen hat sich vor allem auf nachhaltige Trekkingreisen spezialisiert. Dabei verstehen wir Trekking in all seinen Spielarten als natürliches bzw. naturverträgliches Fortbewegungsmittel, wie Wandern, Bergsteigen, Kanufahren, Biken, Kameltrekking, Reiten, Segeln. Neben dem Aktivanteil gehört die Begegnung mit den Menschen vor Ort und deren Kultur zur Grundphilosophie.

Was verstehen Sie unter Abenteuertourismus?

Lange haben wir uns gesträubt, den Begriff „Abenteuertourismus“ zu verwenden. Laut Brockhaus ist ein Abenteuer ein Unternehmen mit ungewissem Ausgang – diese Definition schließt eine Reise nach europäischen Reiserecht aus. Eine neue Annäherung an den Begriff lässt uns dies heute anders sehen – In „Adventure“ steckt der lateinische Begriff „Advent“. Advent bedeutet Erwartung. Wenn wir Abenteuer als eine Erwartung, als eine Form der offenen Neugierde, die Welt zu entdecken und besser zu verstehen, definieren, dann sind unsere Reisen Abenteuerreisen.

Verwenden Sie den Begriff „Abenteuertourismus“ in ihrer Kommunikationspolitik? Wenn nein, welche Begriffe nutzen Sie? Und warum nutzen Sie alternative Begriffe?

Aus unserem bisherigen Verständnis von Abenteuertourismus haben wir den Begriff nicht verwendet. Alternativ nutzen wir vor allem den Begriff „Entdecken“, was wir in unserem Motto „Die Welt und sich selbst entdecken!“ zum Ausdruck bringen. Alternativ nutzen wir noch den Begriff „Erlebnis“, der uns aber inzwischen zu inflationär in der Branche verwendet wird.

Wie hat sich die Nachfrage in den letzten 10 Jahren verändert?

Wir sehen eine Polarisierung. Zum einen die Sehnsucht und der Wunsch nach Grenzerfahrungen und dem Verschieben persönlicher Grenzen. Auf der anderen Seite nehmen wir das Bedürfnis nach mehr Komfort und angemessener körperlicher Anstrengung wahr. Das Motto könnte lauten: „Erholung durch Bewegung“. Dieses Grundbedürfnis bedienen wir mit unserer Slow-Trekking-Philosophie. Slow Trekking signalisiert, dass es nicht um Leistung, sondern um entdecken, erleben und auch genießen geht. Neben den inhaltlichen Veränderungen sehe ich eine Verschiebung hin zu mehr Nachfrage in Europa. Wir nehmen eine Müdigkeit für lange Flugstrecken und ein steigendes Klimabewusstsein wahr.

Welche Zielgruppe oder Zielgruppen sprechen Sie hauptsächlich an?

Etwa 80% unserer Reisenden sind Menschen in der Altersgruppe von 35 bis 65 Jahren. (Durchschnitt ist 54 Jahre) mit gehobenem Einkommen und überdurchschnittlich viele Akademiker. Sicherheit spielt für diese Zielgruppe eine entscheidende Rolle. Aus dem Gefühl des „Fangnetzes“ heraus sich das Verschieben persönlicher Grenzen zuzutrauen ist ein wichtiges Motiv. Soziodemographisch wird auch die Hauser-Klientel im Schnitt älter (Durchschnittsalter stieg in den letzten 10 Jahren von 50 auf 54 Jahre), gehört zu den überdurchschnittlich Verdienenden, und ist häufig Akademiker.

Was ist einzigartig an Ihrem Angebot?

Wir glauben, dass wir mit unseren Reisen die Welt besser machen. Einen Beitrag für positive und nachhaltige Entwicklung leisten. Dieser Vision folgend entwickeln wir unsere Reisen, immer zusammen mit lokalen Partnern, die wir im Aufbau ihrer Unternehmen, in der Ausbildung ihrer Mitarbeitenden und in den Guidelines für nachhaltiges Reisen unterstützen. Einzigartig ist unser Klimaschutzkonzept. Bis 2025 werden wir 100% unserer Reisen kompensieren. Aktuell kompensieren wir alle Europareisen mit 110% und wir „matchen“ die freiwillige Kompensation unserer Reisenden. Das Reiseerlebnis, das sich für unsere Gäste ergibt, ist besonders, da sie diese Achtsamkeit und Identifikation mit Hauser sowohl in den Aktivitäten, in der Begegnung mit den Mitarbeitenden vor Ort, in den Unterkünften und durch die Reiseleiter erleben. Dieser Gesamteindruck macht eine Hauser-Reise einzigartig.

Welche Angebote liegen aktuell (im Jahr 2021 und 2022) im Trend?

In 2020/2021 war Reisen ausschließlich davon bestimmt, welche Länder Reisen ermöglichten. Dies war überwiegend in Europa. Gewinner waren unsere Self-guided-Reisen. Europa incl. Deutschland bleibt, mit einem Marktanteil von jetzt 44% (vor Corona 30%) auch 2022 stark im Trend. Besonders gefragt sind hier vor allem Italien, Grönland und Portugal. Coronabedingt würde ich gerne noch die Entwicklung aus dem Jahr 2019 betrachten: Neben den Klassikern, Nepal, Anden, Ostafrika, hatten wir eine hervorragende Entwicklung in Georgien und Armenien, im Oman, Marokko, Grönland. Im Vordergrund standen leichte bis mittelschwere Wanderungen und Trekkings in Verbindung mit Kultur und Begegnung. Anfang 2022 werden nun auch wieder zunehmend Ferndestinationen nachgefragt, besonders Afrika und Asien mit den Zielen Nepal, Tanzania, Marokko, Algerische Sahara, Kap Verden, Reunion, Georgien.

Wie sehen Sie die weitere Entwicklung in der (Abenteuertourismus-)Branche?

Einen fundamentalen und langfristigen Einfluss wird die Klimaveränderung in Verbindung mit einem stärkeren Bewusstsein für Nachhaltigkeit haben. Die Chance, für nachhaltige Reisen aus der Nische in die Breite zu kommen, war noch nie so groß wie jetzt. Für die Abenteuerbranche ist es die einmalige Chance, den Zuwachs und das steigende Interesse an naturnahen und gleichzeitig nachhaltigen Erlebnissen mit entsprechenden Angeboten zu bedienen. Nur wer ganzheitliche Konzepte anbietet und nicht nur die Aktivität, wird sich hier positiv entwickeln.

Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit bei Ihrem Unternehmen?

Hauser Exkursionen hat bereits 1989 sein erstes Firmenleitbild entwickelt. Mit dem Schritt zur Transparenz haben wir uns für unsere Kunden überprüfbar gemacht. Anfangs lag unser Fokus vor allem auf sozialverträglichem Tourismus. Im Lauf der Jahre haben wir erkannt, dass wir ein allumfassendes und systematisches Nachhaltigkeitskonzept für die ganze Firma und ihr Umfeld brauchen. In 2012 haben wir uns daher CSR zertifizieren lassen und sind dem forum anders reisenforum anders reisen e.V. beigetreten. In der Coronakrise entstand die Neudefinition der Hauser Vision („Wir machen mit unseren Reisen die Welt besser“) und folgendes Manifest: Ehrlicher und konsequenter Klimaschutz, Fairness vor Profit, Qualität vor Quantität, Möglich vs. Richtig sowie Rechte verpflichten.

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