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1 Definition, Abgrenzung und Entstehungsgeschichte des Abenteuertourismus
ОглавлениеWissen | Abenteuerreisen
Nach bisherigen Untersuchungen und Statistiken gehen deutsche Urlauber nur selten auf Abenteuerreise, zumindest bezeichnen sie ihre Reisen nicht mit diesem Begriff, auch wenn diese womöglich abenteuerliche Aktivitäten in der Natur beinhalten. Die Terminologie ist kaum verbreitet, selbst in der Tourismusforschung und -wirtschaft sind deutschsprachige Definitionen des Begriffes selten zu finden. Eine Darstellung verschiedener Definitionen und die Abgrenzung von anderen Begriffen sowie daraus resultierende Handlungsempfehlungen für die Tourismuswirtschaft finden sich in den folgenden Kapiteln. Im zweiten Teil dieses Buches erfolgt eine Darstellung der Ergebnisse der ersten, umfassenden und (quasi-)repräsentativen Onlinebefragung unter 1.500 deutschen Urlaubern zum Thema Abenteuertourismus.
Der weltweite Tourismusmarkt erfährt eine Untergliederung in spezifischere Teilmärkte und Tourismusarten (vgl. Cater, 2006). Hierdurch kann stärker auf konkrete Zielgruppen und ihre speziellen Bedürfnisse eingegangen werden und es können maßgeschneiderte Angebote entwickelt werden. Einer dieser Nischenmärkte ist der AbenteuertourismusAbenteuertourismus, der sich seit den 2000er Jahren zunehmend etabliert hat und einen schnell wachsenden Sektor innerhalb des Tourismusmarktes darstellt (vgl. Williams & Soutar, 2009; Buckley, 2007). Definitionsübergreifend stellt Abenteuertourismus eine Mischform aus Reisen, Sport- und Outdooraktivitäten dar (vgl. Beedie & Hudson, 2003). Zudem werden im Abenteuertourismus überwiegend körperliche Aktivitäten ausgeübt, denen, zu einem gewissen Ausmaß, RisikoRisiko, Ungewissheit und Gefahr innewohnen (vgl. Swarbrooke et al., 2003). Während die ersten Abenteuerreisen überwiegend selbstorganisiert stattfanden, entstanden im Laufe der Zeit zunehmend Angebote von kommerziellen, spezialisierten Reiseveranstaltern, die vorgefertigte und teils geführte Touren offerieren (vgl. Buckley, 2010).
Der wissenschaftliche Diskurs zum Thema Abenteuertourismus nährt sich aus einer Vielzahl an Disziplinen und Fachbereichen (vgl. Rantala et al., 2018). Die Beiträge reichen von Abenteuertourismus in spezifischen Gegenden, Regionen und Städten über Risiko-, Sicherheits- und Unfallthemen, Nutzungskonflikte, verschiedene Aktivitäten (z. B. Mountainbiken, Kanu, Klettern), Ökonomie, Ökologie, Soziologie, Gründe und Motive für die Ausübung sowie weitere psychologische Themen (z. B. Angst, Wohlbefinden, Verhalten), Managementthemen (z. B. Besucherlenkung, Guiding, Marketing, Informations- und Kommunikationstechnik [ICT]), spezielle Tourismusorganisationen und Start-ups, Tiere, Zielgruppen (z. B. junge Erwachsene, Frauen, Familien und Ältere) bis hin zu Bildungs-, Philosophie-, Ethik-, Medizinthemen und der Definition und Klassifizierung von Abenteuerreisenden. Bislang ist Abenteuertourismus kein analytisches Konzept, sondern vielmehr eine Kategorie, die von Forschern aus verschiedenen Fachbereichen erforscht wird (vgl. Rantala et al., 2018).
Gerade für touristisch noch wenig erschlossene Länder kann Abenteuertourismus eine Chance sein, da Destinationen mit abenteuertouristischen Angeboten – je nach Aktivitäten – wenig bis keine ausdifferenzierte Infrastruktur benötigen. Das Gegenteil ist der Fall, denn die Abgeschiedenheit und das Abenteuer werden von einem der Teil dieser Touristen explizit gewünscht (vgl. ATTA, 2015). Vor und nach Krisen (Kriege, Waldbrände, politische Krisen etc.) sind Abenteuertouristen auch meist die letzten Personen, die das Land verlassen und die ersten, die wieder in das Land reisen (vgl. Buckley, 2010).