Читать книгу Redeflüssigkeit und Dolmetschqualität - Sylvi Rennert - Страница 14
2.2.2.2 Unflüssigkeiten
ОглавлениеAls Unflüssigkeiten können alle Arten von Phänomenen bezeichnet werden, die den Redefluss unterbrechen (vgl. Fox Tree 2003: 983). Während manche AutorInnen auch ungefüllte Pausen zur Kategorie der Unflüssigkeiten zählen, erscheint diese Einteilung für die Zwecke der vorliegenden Arbeit nicht konsequent, da ungefüllte Pausen, wie in Abschnitt 2.2.2.1 beschrieben, verschiedene Funktionen erfüllen können und daher nicht immer als Unflüssigkeit empfunden bzw. bisweilen überhaupt nicht wahrgenommen werden. Gefüllte Pausen hingegen fallen klar in die Kategorie der Unflüssigkeiten, da sie immer eine Unterbrechung des Redeflusses darstellen.
Gefüllte Pausen sind meist mit Häsitationslauten („ääh“, „hmm“, „ähm“) oder in die Länge gezogenen Lauten gefüllt. Im Gegensatz zur im vorigen Abschnitt erwähnten präpausalen Längung, die als ungefüllte Pause wahrgenommen wird, sind diese Dehnungen als Unflüssigkeiten wahrnehmbar. Diese Phänomene sind typisch für spontane Rede und treten in vorgelesenen Texten kaum auf (vgl. Henderson et al. 1966), da sie ein Anzeichen für spontane Sprachplanungsprozesse sind und meist eingesetzt werden, um Zeit für die Planung der Rede zu gewinnen (vgl. Arnold & Tanenhaus 2011; Clark & Wasow 1998; Hieke 1981). Es gibt Hinweise darauf, dass ZuhörerInnen nach Unflüssigkeiten eher einen neuen oder schwierigen Begriff erwarten als einen bereits genannten, was darauf hindeuten würde, dass wir auch beim Zuhören diese Planungsfunktion zumindest unbewusst erkennen (Arnold & Tanenhaus 2011; Brennan & Schober 2001).
Ebenfalls zu den Unflüssigkeiten gehören verschiedene Arten von Unterbrechungen. Dazu zählen Wiederholungen, Fehlstarts und Selbstkorrekturen. Zu den ersten gehört das Wiederholen von Wörtern, Silben oder Satzteilen, soweit dies keine rhetorische Funktion erfüllt (Tissi 2000: 114). Fehlstarts entstehen, wenn ein Satz abgebrochen und stattdessen ein neuer angefangen wird, ohne den vorherigen zu korrigieren. Zu den Selbstkorrekturen zählt sowohl die Korrektur von Versprechern als auch von grammatikalischen, strukturellen, inhaltlichen oder stilistischen Fehlern. Manche Planänderungen, bei denen innerhalb eines Satzes die Struktur geändert wird, können ebenfalls zu den Selbstkorrekturen gezählt werden (vgl. Pöchhacker 1994a: 135f., Tissi 2000: 114). Im Gegensatz zu Häsitationslauten und Lautdehnungen dienen diese Arten von Unflüssigkeiten meist nicht der Verzögerung und Sprachplanung, sondern der Korrektur von Fehlern (Selbstkorrekturen) bzw. sind das Ergebnis bewusster oder unbeabsichtigter Planänderungen oder Versprecher (Fehlstarts). Wortwiederholungen können zwei verschiedene Funktionen erfüllen: Sie können einerseits der Verzögerung und damit der Sprachplanung dienen, andererseits kann die Wiederholung des letzten vor einer Pause geäußerten Wortes der Anknüpfung an das zuvor Gesagte dienen. (vgl. Hieke 1981: 152ff.)