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Der Pubertätsverweigerer
ОглавлениеBedenklich wird es, wenn Ihr Teenager auf Dauer keine oder nur wenige der im Kapitel zum Pubertistentest > genannten Verhaltensweisen zeigt. Wird doch von führenden Entwicklungspsychologen Pubertät als tief greifende Krise mit einschneidenden psychologischen Störungen angepriesen. Wenn diese Erwartungshaltung der Eltern enttäuscht wird, stellt sich die Frage: Leidet Ihr Liebling vielleicht an »Idiopathic Hypogonadotropic Hypogonadism«, einer selbst von der gesetzlichen Krankenkasse anerkannten Krankheit, bei der die Pubertät verzögert eintritt oder sogar ausfällt? Klären Sie dieses Problem mit dem Arzt ab. Kann er organische Ursachen ausschließen, greifen Sie bei durchschnittlicher Pubertätsverweigerung auf bewährte Maßnahmen zurück. Vertrauen Sie zum Beispiel auf Hilfe aus dem Fernsehen! Schon das gemeinsame Ansehen von »Super-Nanny«, »We are family«, »U20 – Deutschland, deine Teenies«, »Teenager außer Kontrolle«, »Die strengsten Eltern der Welt« und diversen Talkshows entfacht Begeisterung für die Pubertät.
Kinder lernen am effektivsten durch Nachahmung und Vorbild. Gute Erfahrungen haben anthroposophisch geprägte Eltern damit gemacht, ihre Teenager die Flegeljahre tanzen zu lassen. Lassen Sie sich hiervon anregen zu rhythmischen und kreativen Bewegungen mit Seidentüchern in reinen Farben. Bockt Ihr Teenager immer noch, versuchen Sie Ihren störrischen Nachwuchs in einem vertraulichen Gespräch von den Vorteilen der Pubertät zu überzeugen. Die besten Argumente haben wir hier zusammengestellt:
»Jeder erwartet von dir ab sofort nur noch schlechte Leistungen in der Schule!«
»Du brauchst nie mehr pünktlich zu sein.«
»Du kannst launisch und bockig sein und wirst dafür höchstens mit Augenrollen bestraft.«
»Du darfst jedes kleine Problem enorm wichtig nehmen.«
»Du darfst eine Zahnspange tragen.«
»Du darfst ausflippen – nicht nur bei Verboten, sondern auch wenn du unbedingt etwas haben möchtest.«
»Du kannst immer sagen: ›Ich kann nichts dafür, ich bin in der Pubertät!‹«
»Du darfst gelegentlich die Schule schwänzen.«
»Du bekommst Pickelcreme spendiert.«
»Du darfst dein Zimmer und die ganze Wohnung vermüllen.«
»Du kannst faul und unverschämt sein.«
»Du darfst null Bock haben.«
»Dein Leben wird zu einer Dauerparty.«
»Du darfst nach Herzenslust kreischen: bei Spinnen (Horrorkreischen) oder Justin Bieber (Huldigungskreischen).«
»Du kannst dich täglich bis aufs Blut mit deinen Eltern und deinen Geschwistern streiten.«
Helfen Sie Ihrem Nachwuchs, die Vorteile einer optimal ausgeschöpften Pubertät gegen die Nachteile abzuwägen, um zu zeigen, dass der Aufwand sich wirklich lohnt.
Nützen all die guten Argumente nichts und fällt der Heranwachsende weiterhin durch permanente Verhaltensunauffälligkeiten auf, ist es dringend geboten, aus der großen Vielfalt psychosozialer Angebote auszuwählen, die der Staat bereithält, etwa eine Familientherapie oder die Inanspruchnahme von Jugendhilfe und Schulpsychologen. Immer mehr ratlose Eltern stürmen Therapeutenpraxen oder einschlägige Beratungsstellen und klagen verzweifelt: »Unser Kind verweigert jegliche Pubertät. Was sollen wir nur tun?«
Auch Sozialarbeiter mit erlebnispädagogischer Zusatzausbildung können wertvolle Anregungen beisteuern. Notfalls ist auch ein Erziehungscamp im Westen der USA zu empfehlen, wo sich der Pubertist grundlegende Techniken in Ausrasten, Stimmungsschwankungen und Beleidigen abschauen kann.