Читать книгу ATTENTI AL CANE! - e al padrone - T. F. Wilfried - Страница 17

10 - Kurt überlegt

Оглавление

Zu Hause angekommen, hatte Kurt noch einmal über alles nachgedacht. Sein Logbuch aus der Schreibtischschublade geholt und eine Tabelle pro und contra Landleben mit Schwesternherz aufgestellt. Die ganze Nacht hatte er Eintragungen vorgenommen.

Blieb er zu Hause, blieb er allein. So viel stand fest. Von Folgeprojekten mit dem weiblichen Geschlecht wollte Kurt bis auf weiteres absehen. Sein Therapeut hatte gesagt, für alles gibt es eine Zeit. Erzwingen lässt sich das Glück nicht. Wie gut konnte Kurt das unterschreiben.

Und doch. Es wäre schon schön, ein wenig Gesellschaft um sich zu haben. Das war ja auch der Grund, warum er in die Werkstatt ging. Andererseits gab es in Rantzau eine Menge Gesellschaft. Kurt wusste nur zu gut, wie anfällig er auf Unruhe reagierte. Er brauchte seine Rückzugsräume. Die hatte er in Rantzau nicht gefunden. Nicht mal auf dem stillen Örtchen. Die Amazonen scherten sich einen Dreck darum.

Verschließbare Türen gab es im ganzen Haus nicht. Lediglich die Eingangstür hatte ein Schloss. Einen Schlüssel dazu war aber nicht vorhanden. Wozu auch? Zu holen gab es in der Landkommune nichts. Und bei den vielen Besuchern, die ständig ein und aus gingen, hätten sie gut einen Türsteher beschäftigen können.

Mitunter war es ja auch recht interessant gewesen, am Leben der Zimmernachbarn teilzunehmen. Wenn auch meistens nur akustisch. Insbesondere die unfreiwillige Hörprobe aus dem Liebesleben der Amazonen hatte Kurt völlig neue und, wie er fand, imposante Eindrücke vermittelt. Holla die Waldfee.

Kurt hatte sich unvermittelt an einen Bericht über das Paarungsverhalten Sibirischer Tiger erinnert gefühlt, welchen er vor langer Zeit auf Discovery Channel gesehen hatte. Oder waren es doch Rhinozerosse gewesen? Kurt wusste es nicht mehr. Nahm sich aber vor, bei Gelegenheit noch einmal in seinen alten Aufzeichnungen nachzusehen. Schließlich hatte Kurt die Dinge gern geklärt.

Auch die beiden zarten Geschöpfe, die auf Kurt einen solch nachhaltigen Eindruck gemacht hatten, waren eines Nachts dafür verantwortlich, dass Kurts Gemütsleben gehörig in Aufregung geriet. Er war kurz nach dem Einschlafen wieder aufgewacht, denn an diesem Abend hatte es nur Gemüserisotto gegeben.

Kurt wollte nachschauen, ob er in der Küche irgendetwas mit Fleisch auftreiben konnte. Fleisch gab es dann genug. Wenn auch nur zum Anschauen. Kurt lief das Wasser dennoch im Mund zusammen.

Was er vom Treppenabsatz aus sah - die Tür zum Zimmer der beiden Girly Girls, wie er sie insgeheim liebevoll getauft hatte, stand wie immer offen -, war allerfeinste Unterhaltung. Und brachte seinen Ruhepuls im Nu auf Volllast.

Lucy, die mit den rehbraunen Augen und den lustigen Zöpfen, lag bäuchlings auf einem Kerl, der prächtig ausgestattet war. So viel sah Kurt auf den ersten Blick. Dafür reichte das Licht der vier Kerzen, die an jeder Ecke des großen Bettes aufgestellt waren, allemal aus.

In ruhigen rhythmischen Bewegungen arbeiteten sich beide dem Höhepunkt entgegen. Britt, die zwar aussah wie Kurt sich immer eine Miss Schweden vorgestellt hatte, aber über einen unverkennbar sächsischen Akzent verfügte, hockte am Kopfende des Bettes und liebkoste abwechselnd Lucy, dann wieder schob sie ihr Becken nach vorne und ließ sich von dem Bodybuilder da verwöhnen, wo es ihr besonders gut tat. Es bedarf keiner besonderen Erwähnung, dass alle drei splitternackt waren.

Kurt brachte nach den Erlebnissen mit Mutter Maria und Tochter Cron dieser Anblick zwar nicht vollends aus dem seelischen Gleichgewicht. Erwartet hätte er diese Vorführung von den beiden liebreizenden Geschöpfen, die in ihrer Konversation so feine Manieren an den Tag legten und ihn sogleich an Pfarrerstöchter erinnert hatten, aber wahrlich nicht.

Mit immer heftigeren Bewegungen kam das Trio nach einem bemerkenswert langen Ritt auf den Wogen der Lust schließlich zum Höhepunkt. Britt und Lucy glitten erschöpft zu Seite und atmeten tief durch. Der Bodybuilder griff sich erstaunlich unbeeindruckt ein Handtuch und wischte sich damit den Schweiß und andere Körperflüssigkeiten ab. Wie nach einer Trainingseinheit im Fitnessstudio, befand Kurt. Obwohl er selbst noch nie in einer Muckibude gewesen war.

Kurt verharrte still an seinem Platz. Seinen Hunger hatte er komplett vergessen. Dafür war sein Mund jetzt völlig ausgetrocknet und verlangte nach kühlem Nass.

Kurt war schon klar, dass er gerade ein Déjà-Vu mit profaner Männerfantasie erlebt hatte. Doch das hier war keine Fantasie. Auch nachdem Kurt seine Augen für eine Weile geschlossen hatte, waren Lucy, Britt und der Bodybuilder noch immer da.

Lagen splitternackt auf dem großen Doppelbett und schienen sich auf die nächste Runde vorzubereiten. In Rantzau hätte Kurt eine derartige Vorstellung am wenigsten erwartet. Er hoffte nur, dass ihn niemand entdecken würde. Das wäre dann doch sehr peinlich gewesen. Andererseits hatte ja nicht er die Tür offen stehen lassen.

Doch Lucy und Britt waren viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Sie hatten nach einer kurzen Erholungspause angefangen, sich zu küssen und aneinander zu reiben. Der Bodybuilder sah ihnen zu. Im Schein des Kerzenlichts konnte Kurt beobachten, dass das Liebesspiel der beiden Girly Girls beim Bodybuilder nicht ohne Wirkung geblieben war. Seine Männlichkeit erwuchs zu neuer Kraft und reckte sich keck Britts Hinterteil entgegen.

Er drang in einer kurzen stoßenden Bewegung auf der Seite liegend in sie ein und rollte ihren Körper ein wenig von Lucy weg. Dieses Mal ging es schneller. Britt schrie nach nur wenigen Stößen auf und sank in sich zusammen. Der Bodybuilder hatte sich seinen Höhepunkt noch aufgespart und rollte sich über Lucy. Mit einer ruhigen Bewegung richtete er Lucy ein wenig auf, rückte sie sich zurecht und besorgte es ihr ein zweites Mal.

Den Augenblick, als beide laut stöhnend zum Höhepunkt kamen, nutzte Kurt, um unbemerkt, wie er hoffte, an der Tür vorbei und zur Treppe zu kommen.

In der Küche angekommen merkte Kurt, dass auch er schweißgebadet war. Die Szene hatte ihn doch mehr mitgenommen, als er sich eingestehen wollte. Er trank mit kräftigen Schlucken aus dem großen Krug Milch, der immer auf der Küchenanrichte stand.

Kurt horchte nach oben. Denn irgendwie musste er ja wieder zurück in sein Zimmer. Und auf die Toilette, die nur zwei Türen von Britts und Lucys Zimmer entfernt lag, musste er zuvor auch noch. Wie sollte er mit voller Blase durch die Nacht kommen?

Oben schien alles still. Vielleicht sind sie ja eingeschlafen, dachte Kurt, und machte sich mutig auf den Weg. Er versuchte, völlig unbeteiligt auszusehen, und ging, ohne den Schritt zu verzögern, an der noch immer offenen Tür der Girly Girls vorbei. Natürlich riskierte er einen Blick aus dem Augenwinkel.

Der Bodybuilder schien tatsächlich eingeschlafen zu sein. Doch nicht so Lucy und Britt. Sie lagen eng umschlungen aufeinander. Ihre flachen Atemstöße verrieten, dass der nächste Orgasmus nicht mehr fern war. Kurt hatte für diese Nacht mehr als genügend Eindrücke gesammelt und ging schnurstracks in sein Zimmer. Einschlafen konnte er natürlich nicht. Und das lag nicht daran, dass er das Pinkeln vergessen hatte.

Die Bilder von eben gingen ihm nicht aus dem Kopf. Es sprach für Kurt und seinen guten Zustand der letzten Wochen, dass er in seinem Kopfkino den Bodybuilder nicht durch seine eigene Person ersetzte. Trotzdem nahm er sich vor, seine Schwester am nächsten Morgen zu befragen, was das denn mit Lucy, Britt und dem Bodybuilder auf sich hatte.

Traute er sich dann aber doch nicht.

Seine Schwester kam bei der dritten Tasse Kaffee allerdings von sich aus auf das Thema. »Na, hat es dir gefallen?«, fragte sie ihn unvermittelt. »Was soll mir gefallen haben?« Kurt war noch völlig ahnungslos.

»Na die kleine Vorstellung, die Lucy und Britt dir gegeben haben.« »Wieso Vorstellung und wieso weißt du davon?«

Kurt war jetzt echt irritiert. Ob ihn seine Schwester wohl gestern Abend auf dem Treppenabsatz gesehen hatte? Vorstellen konnte sich Kurt das nicht. Denn die Zimmer von Kurts Schwester und ihrer Familie lagen in einem Nebengebäude. Schließlich benötigten sie mehr Platz bei vier Personen.

»Nu tu doch nicht so!«, fuhr Kurts Schwester fort. »Lucy und Britt haben bisher noch jeden Besucher beeindruckt!«

Wie sich herausstellte, hatten Lucy und Britt ihren Spaß dabei, wenn andere ihnen beim Liebesspiel zusehen konnten. Wie peinlich für Kurt. Und er hatte gedacht, er wäre unbeobachtet geblieben.

Kurts Schwester erklärte ihm, dass sich Lucy und Britt ihre Liebhaber teilten und dass sie das für die natürlichste Sache der Welt hielten. Der Bodybuilder war kein Bodybuilder, sondern spielte Unterwasserrugby in der Bundesliga Nord. Daher auch die stattliche Figur. Und er war Lucys Freund. Kurt könne sich das gut merken, da gestern Dienstag gewesen sei. Dienstag ist Lucys Freund zu Gast. Am Donnerstag kommt dann der Freund von Britt. »Der ist Lehrer an der Waldorfschule in Kaltenkirchen und sehr nett. Nur für den Fall, dass du wieder zuschauen möchtest.«

Kurt lief rot an und empörte sich: »Ich wollte doch nur in die Küche und habe mich nicht vorbeigetraut. Ich bin doch kein Spanner!«

Kurts Schwester musste lächeln und beruhigte ihn. »Britt und Lucy haben jedenfalls erzählt, dass du ganz schön lange zugesehen hast.«

Scheiße, dachte Kurt. Haben sie mich also doch gesehen. Aber was hätte er denn tun sollen? Sich unsichtbar machen und an der Tür vorbeischweben? Also. An ihm hatte es nicht gelegen, Und wenn die beiden Spaß daran hatten, sollten sie doch machen, was sie wollten. Noch ein zweites Mal würde sich Kurt nicht überraschen lassen. Ging er das nächste Mal eben einfach an der Tür vorbei. Oder blieb gleich im Bett am Donnerstag. War bestimmt die bessere Variante.

»Wenn Dienstag Lucys Freund kommt und am Donnerstag der von Britt. Was ist denn dann an den anderen Tagen?« Kurt bereute seine Neugier im gleichen Moment, in dem er die Frage gestellt hatte.

»Du meinst, ob du dann eine Chance hast?«, gab seine Schwester schnippisch zur Antwort.

Nein, für die anderen Tage gab es keine feste Besuchsregel. Und am Wochenende war der Rugbyspieler mit seiner Mannschaft unterwegs und der Waldorflehrer bei seiner Familie in Lübeck. Ganz schön kompliziert für den Anfang, fand Kurt.

Kurts Schwester bot ihm noch unaufgefordert an, sie könne Britt und Lucy ja bei Gelegenheit fragen, ob sie Lust auf eine kleine Unterrichtseinheit hätten, die sie Kurt geben könnten. Kurt lief wieder puterrot an und rang seiner Schwester das Versprechen ab, das um Gottes willen nicht zu tun.

»Auch gut«, sagte diese. »Die beiden können sich gut mit sich selbst beschäftigen. Das wirst du ja wohl gesehen haben?«

Kurt hatte endgültig genug von der Unterhaltung. Er musste dringend an die frische Luft. In der Eile vergaß er sogar seinen Regenschirm, ohne den er eigentlich nie das Haus verließ. Kurt war zwar im Moment gut drauf. Aber so ganz ohne Plan und Vorsichtsmaßnahmen konnte er auch in guten Zeiten nicht bleiben.

Kurt musste dringend Ordnung in seine Gedanken und das Gehörte bringen. Und sich überlegen, wie er Lucy und Britt beim nächsten Aufeinandertreffen möglichst ungezwungen begegnen sollte. Zum ersten Mal, seit Kurt in Rantzau war, vermisste er schmerzlich sein Logbuch. Und die Bilder von Lucy und Britt brannten sich immer tiefer in sein Kopfkino ein.

Es nützte nichts. Wie sehr auch Kurt seine Tabelle verfeinerte. Es blieb dabei. Er würde keine Klarheit bekommen und damit auch keine innere Ruhe, so lange er nicht herausfand, was ihm mehr Probleme bereitete: Die Angst vor dem Alleinsein oder die Angst vor einem weiteren radikalen Einschnitt in sein Leben.

Kurt begann, ernsthaft über einen Umzug nach Rantzau nachzudenken. Und kam bei seiner Recherche, über welche Tierart damals Discovery Channel berichtet hatte, zu dem überraschenden Ergebnis: Es waren Warzenschweine gewesen. Wie hatte er sich nur so vertun können?

ATTENTI AL CANE! - e al padrone

Подняться наверх