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17 PATER MICHAEL COREY

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Im Morgengrauen betrat Pater Michael Corey seine am Südwestrand von Old Madelyn gelegene Kirche. Mit geneigtem Kopf ging er betend durch den Mittelgang.

Wie immer gefiel ihm die Atmosphäre der kleinen, im Missionsstil erbauten katholischen Kirche. Ein großer Teil des Bauwerks bestand aus den ursprünglichen Adobeziegeln aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Teile, die Alter oder Beben zerbröselt hatten, hatte die Gemeinde in den letzten Jahren liebevoll restauriert.

Michael schritt langsam voran, bekreuzigte sich und nahm die Atmosphäre in sich auf. Die Kapelle spiegelte die Vergangenheit auf wunderbare Weise wider und strahlte Ruhe und Gelassenheit aus. Michael empfand es als Privileg, hier Hausherr zu sein.

Drei kleine Buntglasfenster warfen wunderschön gedämpfte Farben auf den gebohnerten Eichenholzboden. Michael näherte sich den Altarstufen. Ohne den Blick vom Boden zu heben, ging er mit gefalteten Händen in die Mitte des Altarraums, wo er sein Gebet kniend beendete. Dann bekreuzigte er sich und blickte zu seinem größten Schatz auf: dem von Hand geschnitzten, lebensgroßen mexikanischen Kruzifix.

Die traurigen, fein geschnittenen Gesichtszüge Jesu waren von getrocknetem Blut bedeckt. Michael sprang keuchend auf, dann wankte er einen Schritt zurück und sah, was man dem Altarraum sonst noch angetan hatte. Das Kreuz hing leicht nach vorn, als hätte jemand versucht, es aus der Wand zu reißen. Das Blut war vom Kopf des gefolterten Leibes bis zu den Zehen gelaufen und dann, bevor es getrocknet war, zu Boden getropft.

Jemand hatte mit Blut 666 – die Zahl des Antichristen – auf die Wand über dem Holzkreuz geschrieben.

Michael schaute sich entsetzt in der Kapelle um. In der rechten Ecke, neben dem Altarraum, war der große Kerzenständer umgeworfen worden. Die Votivkerzen lagen in Wachspfützen und den Glasscherben ihrer Halter da. Michael war plötzlich froh, dass die Gemeinde sich keinen Teppich leisten konnte.

Die nicht weit von ihm entfernte Marienstatue war mit Blut übergossen und dann zertrümmert worden. Michael bekreuzigte sich erneut. Er fühlte sich furchtbar. Die Gemeinde würde bald hier sein.

Er lief schnell durch den Mittelgang nach draußen, schlug die Türhälften zu und schloss sie ab. So etwas hatte er erst einmal getan – nachdem Kultisten ein totes Huhn auf dem Altar zurückgelassen hatten. Es war schrecklich gewesen, aber nichts im Vergleich zu dem hier.

Michael überquerte den überdachten Durchgang zu seinem Häuschen, ging hinein und rief die Polizei an. Moss Baskerville war schon im Büro und versprach, sofort zur Kirche zu kommen. Michael ging erleichtert hinaus, um seine kleine Gemeinde nach Hause zu schicken.

Madelyn - Ort des Schreckens

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