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23 ALEXANDRA MANDERLEY
ОглавлениеEs war Mittagszeit, als Alexa das Lager verließ. Sie und Eric hatten heute Morgen im Freien gefrühstückt: gebratene Eier und verbrannten Toast. Dann hatten sie gepackt und sich nach einem besseren Platz umgesehen. Nach kurzer Zeit hatten sie einen auf einem Jeepweg gefunden. Er war nicht allzu weit von der Hauptstraße entfernt und gewährte ihnen im Nordwesten Aussicht auf die Madelyn Mountains und im Südwesten auf den Park, den Ort und die Interstate. Ringsumher erstreckte sich die Hochwüste. Frühlingswildblumen warfen hier und da Farbkleckse auf die Braun- und Rottöne des Wüstenbodens. Südlich von Madelyn ragten im fernen blauen Dunst die San Bernardino Mountains auf.
Nach mehreren gescheiterten Versuchen, beim Zeltaufbau zu helfen, hatte Eric Alexa erklärt, er sei früher bei den Adler-Pfadfindern gewesen. Er hatte darauf bestanden, dass sie der Forschungsarbeit nachging, während er sich um das Lager kümmerte – wozu er den größten Teil des Tages brauchen würde. Das Einfache an der Sache war der Aufbau des Lagers an sich. Danach kamen das Zusammenfügen und die Kalibrierung der Ausrüstungsberge: eine pedantische Tätigkeit, die Eric gern machte und Alexa verabscheute. Also ließ sie das Lager froh in den fähigen Händen ihres Assistenten zurück.
Alexa fuhr aus dem Canyon und auf die Thunder Road, denn sie wollte die Ortschaft erkunden und einige Vorräte einkaufen. An einem riesigen Felshaufen kurz vor der zum Old Madelyn Highway führenden Abbiegung war ein Abschleppwagen damit beschäftigt, ein ausgebranntes Autowrack hochzuziehen. Hatte das Krachen, das sie gestern Abend gehört hatten, etwas damit zu tun? Alexa fröstelte im warmen Sonnenschein. Den Unfall hatte bestimmt niemand überlebt.
An der Kreuzung bog sie nach Süden ab und hielt auf die Ortschaft zu. Old Madelyn sah im Licht des Tages einladend aus, so dass sie spontan beschloss, im Freizeitpark etwas zu sich zu nehmen. Sie fuhr auf den Parkplatz und marschierte zu Fuß zum Eingang.
»Howdy, Ma’am.«
Alexa erkannte Tom Abernathys Stimme und drehte sich genau in dem Moment um, als er vom Rücken seines Apfelschimmels glitt. Er tätschelte das Maul der Stute und führte sie zu ihr. Belle beschnupperte Alexas Haar, und Alexa streichelte Belles samtweichen Kopf. »Was für ein schönes Tier.«
Tom lächelte. »Sie weiß, wie schön sie ist. Bist ganz schön eingebildet, was, Belle?«
Belle versetzte seiner Schulter einen Stups, dann senkte sie den Kopf und drückte ihn an seine Jeansjacke. Tom zog eine halbe Möhre aus der Tasche und fütterte sie. »Sehen Sie, was ich meine? Sie haben also heute Morgen einen besseren Lagerplatz gefunden?«
»Ja.« Alexa erzählte, wo er lag, dann erkundigte sie sich nach dem Auto, um das sich der Abschleppwagen gekümmert hatte.
Toms Lächeln verblasste. »Es war der Unfall, den wir gestern Abend gehört haben. Ein Junge von der High School ist in den Dead Man’s Hill gekracht. Chief Baskerville sagt, er hätte wahrscheinlich getrunken.«
»Was für eine Schande«, erwiderte Alexa.
»Kann man wohl sagen. Kommt aber vor. Seien Sie bloß vorsichtig, wenn Sie abends über die Straße fahren, besonders nach Schulschluss. Die Halbwüchsigen rasen hier rum und treiben jede Menge Sch ... Entschuldigen Sie, ich meine Schabernack. Und passen Sie auch an Ihrem Lagerplatz auf.« Er erzählte ihr von der Ziege und der Kirche der Apostel des Propheten. »Es interessiert Sie vielleicht«, fügte er hinzu und strich sich übers Kinn, »dass die wegen der UFOs ganz schön wirr in der Birne sind.«
»Wirklich?«, fragte Alexa.
»Dachte mir, dass Sie das interessiert.« Einer von Toms Mundwinkeln zuckte erheitert. »Sie können Jim-Bob Sinclair jeden Abend im Radio hören. Seit neuestem predigt er, dass himmlische Besucher die Erde während der letzten Tage besuchen. Er behauptet, die UFOs seien Engel, die den Ungläubigen – damit meint er jeden außer seinen Anhängern – eine letzte Chance geben, das Licht zu sehen und zu bereuen. Er behauptet außerdem, dass die vier Reiter der Apokalypse erscheinen werden. Zuvor jedoch wird ein riesiges Heer die Ketzer zerschmettern.«
Alexa kicherte. »Verstehe.«
»Diese Leute glauben nämlich, dass die Welt am nächsten Sonntag untergeht. Da können wir natürlich nicht ganz ausschließen, dass sie irgendwann die Straße runtermarschieren, um noch ein paar Ketzer zu zerschmettern.«
»Wollen Sie damit sagen, ich soll vorsichtig sein?«
»So ungefähr«, erwiderte Tom. »Diese Typen wohnen nicht weit von Ihnen, und Sie sind da draußen ziemlich allein. Sie wissen doch, wie Fanatiker sind.«
»Wir halten die Augen offen«, versprach Alexa.
Tom scharrte mit einem Stiefel im Staub. »Andererseits«, fügte er nach einer langen Pause hinzu, »sind sie vielleicht auch harmlos. Heute Morgen gab es einen Fall von Vandalismus in der katholischen Kirche, aber das könnte natürlich auch eine dieser satanistischen Gruppierungen getan haben.«
»Haben sie eine schwarze Messe abgehalten?«
Tom kicherte. »Keine Ahnung. Ich glaube aber nicht. Wir hatten früher schon mal Ärger mit selbst ernannten Teufelskulten, aber die haben immer nur tote Hühner auf den Altar gelegt. Diesmal haben sie Latten-Jesus offenbar mit Blut bespritzt.«
Alexa runzelte die Stirn.
»War nicht böse gemeint.« Tom errötete. »Es geht um ein Kruzifix – der ganze Stolz des Pastors. Es ist lebensgroß, echt antik, aus Holz und importiert. Sie haben ›sechs-sechs-sechs‹ mit Blut an die Wand gemalt und das eine oder andere kaputt geschlagen.«
»Das ist ja schrecklich! Ein solches Kruzifix muss doch unbezahlbar sein!«
»Soweit ich weiß, ist es ein Vermögen wert. Hoffentlich geht das Blut wieder ab.« Tom gab seinem Pferd noch eine Möhre. »Sind Sie gekommen, um sich die Show anzusehen?«
»Ich wollte eigentlich in die Stadt fahren, aber ich dachte, ich könnte mich hier mal ein bisschen umschauen. Treten Sie in der Show auf?«
»Ja, Ma’am. In einer halben Stunde, in der kleinen Arena. Belle und ich führen ein paar Lassotricks vor.«
»Das schau ich mir an«, sagte Alexa und setzte sich in Richtung Eingang in Bewegung.
Tom Abernathy schritt auf das Korraltor zu, dann blieb er stehen.
»Bleiben Sie und Eric für ’n Weilchen?«
»Wie lang ist ’n Weilchen?« Alexa lächelte.
»Das kann jeder selbst bestimmen«, erläuterte Tom. »Man kann’s so lange ausdehnen, wie man will.«
Alexa lachte. »Ja, ich schätze, wie bleiben ein Weilchen. Zwei Wochen; vielleicht auch länger.«
»Gut, dann wollen wir uns mal um Sie kümmern.« Tom führte sie ans Kassenfenster. Kurz darauf hielt sie zwei Dauerkarten in der Hand. Als Alexa ihm danken wollte, tippte er nur an die Krempe seines Hutes und sagte: »Das war doch gar nichts, Ma’am.« Er hielt inne. »Donnerstagabend um 19.00 Uhr haben wir auf meiner Ranch eine kleine Feier. Würde mich freuen, wenn Sie und Ihr Assistent vorbeikämen.«
»Tja, ich ...«
»Ist ’ne gute Möglichkeit, Leute kennen zu lernen. Wenn Sie darauf aus sind, sie nach UFOs zu befragen ... Tja, dann sind Sie bei mir genau richtig. Der Polizeichef ist auch da. Ich weiß, dass er ein paar UFOs gesehen hat, er gibt’s nur nicht gern zu. Er hat auch ein paar verstümmelte Schafe gesehen.« Tom starrte sie kurz an, dann lachte er. »Herr im Himmel, wie Ihre Augen geblitzt haben, als ich die Schafe erwähnt habe.«
Alexa spürte, dass sie errötete und stammelte: »Sind ... Verstümmelungen hier gegenwärtig ein Problem?«
»Und ob. Marie Lopez hat in den letzten paar Monaten fünf Tiere aus ihrer Herde verloren. Das Letzte erst vor einer Woche. Sie hat ungefähr vierzig Merinos und verkauft die Wolle. Wenn sie nur eins verliert, ist das schon ein herber Verlust, weil ihre Schafe eben was Besonderes sind.«
»Kommt sie auch?«
»Diese Woche nicht.« Abernathys langes, gebräuntes Gesicht blickte einen Moment lang ziemlich traurig drein. »Sie ist mit ihrer Herde im Rattlesnake Canyon.«
Alexa lächelte. »19.00 Uhr?«
Tom nickte.
»Wir können unser Lager nicht allein lassen, deswegen können wir nicht beide kommen. Aber ich werde versuchen, für ’ne Weile reinzuschauen.«
»Dann bringen Sie Appetit mit. Der Verwalter meiner Ranch ist der beste Grillspezialist diesseits des Mississippi. Sie können Eric einen Teller mitnehmen.«
»Ich wäre dämlich, wenn ich mir eine solche Einladung entgehen ließe. Danke, Tom.«
Alexa schaute zu, als er durchs Korraltor schlenderte, während sein Pferd gleich hinter ihm war und versuchte, in seine Taschen zu gelangen. Sie war sich ziemlich sicher, dass Tom Abernathy genau das war, was er zu sein vorgab, und fragte sich, wie ihm das gelang. Sie selbst entsetzte die Vorstellung, unter Menschen zu sein. Sie war nur in ihrer eigenen Welt zu Hause. Sie hatte noch nie etwas gefunden, über das sie mit Menschen reden konnte, die ihre Interessen nicht teilten. Als Abernathy erwähnt hatte, sie könne vielleicht mit anderen Menschen über UFOs reden, hatte ihre Angst weit genug nachgelassen, um seine Einladung anzunehmen. Dennoch war sie nicht wild darauf.
Hinter dem Tor vergaß Alexa ihre Nervosität. Links war die Arena, in der in einer halben Stunde die nächste Stuntshow beginnen würde. Überall waren die Straßen von frisch gestrichenen Western-Gebäuden gesäumt. Vor den Läden verliefen verwitterte Holzgehsteige. Holzgeländer, Bäumchen, Tröge voller Ringelblumen, Gänseblümchen und bunter Stiefmütterchen säumten die unbefestigte Straße.
Alexa ging die Main Street hinauf. Manche Geschäfte boten rosafarbene und blauhaarige Trolle, Postkarten und Kaffeetassen in Cowboystiefelform an. Sie passierte diese Gegenstände, ohne sie auch nur mit einem zweiten Blick zu bedenken. Sie interessierten die Läden, die fast so authentische Reproduktionen waren wie das, was sie verkauften. Sie konnte nicht widerstehen, in Lupes Süßigkeitenshop für Eric und sich ein Stück Walnussfondant zu kaufen. Nebenan war ein Apothekerladen voller Kräuter, homöopathischer Mittel und altmodischer Heiltränke. Alexa kaufte eine Tube Bienenwachs und Lippenbalsam.
Irgendwo zwischen der Hufschmiede, wo sie ein Hufeisen mit Erics Namen erstand, und dem Haushaltswarengeschäft, in dem sie eine Sonnenbrille und ein Dutzend Postkarten erwarb, die sie an ihre Freunde schicken wollte, wurde ihr bewusst, dass sie sich in der Zeit vertan und Tom Abernathys Show verpasst hatte. Es war ihr schrecklich peinlich. Das Ende vom Lied war, dass sie sich beim Verspeisen von Erics Fondant ertappte.
Als sie begriff, dass sie sich seit einer Dreiviertelstunde im Park aufhielt und nicht mal eine ganze Straße erforscht hatte, beschloss sie, keinen Laden mehr zu betreten, da sonst die Gefahr bestand, dass sie in jedem einzelnen etwas kaufte, das sie nicht brauchte. Na ja, dachte sie und beschleunigte ihre Schritte, eine neue Sonnenbrille hab ich ja nun wirklich gebraucht.
Am Ende der Straße stieß sie auf mehrere Esslokale. Sie kaufte sich einen Burrito und begutachtete die Fahrgeschäfte der Umgebung. Es waren nicht allzu viele: ein Oktopus, der geschlossen war und an dem ein verschwitzter kahlköpfiger Knirps arbeitete, dem der Hintern halb aus der Hose hing; ein relativ durchschnittliches Riesenrad und ein teilrestauriertes Karussell.
Hinter den Fahrgeschäften zeigten Wegweiser zu dem im Süden liegenden Boot-Hill-Friedhof. Im Norden lag die Verwunschene Mine, im Osten der Spanische Hof, der leider mit gelbem Polizeiband abgesperrt war. Auf diesem Grundstück befanden sich eine wunderschöne Kirche und andere Adobegebäude. Alexa nahm an, dass es die Kirche sein musste, in der die Vandalen gehaust hatten. Was für eine Schande, dass sie jetzt zwangsweise geschlossen war.
Dabei war sie gar nicht fromm. Sie hatte für organisierte Religion wenig übrig. Allerdings mochte sie das Gefühl, das solche alten Gebäude in ihr auslösten. Sie fand uralte Klöster und heidnische Tempel gleichermaßen faszinierend. Die sie bewohnenden Menschen waren oftmals Astronomen gewesen, die die gleichen Dinge studiert hatten wie sie, und wenn sie sich an solchen Orten aufhielt, fühlte sie sich ihnen irgendwie zugehörig. Wie diese Menschen hatte auch sie ihr Leben dem Studium gewidmet. Ihre Liebe gehörte ihrer Arbeit; sie war die einzige Beziehung, die sie sich gestatten wollte. Hunderte, sogar Tausende von Jahren trennten sie von diesen »Kollegen«, doch wenn Alexa sie in der Umgebung solcher uralten Orte spürte, fragte sie sich, wie viel sie wohl über die Geheimnisse des Universums gewusst haben mochten.
Sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr, dann drehte sie sich um und kehrte zur anderen Seite der Main Street zurück. Sie musste Tom Abernathy noch mal für die Dauerkarten danken.
Und sich bei ihm entschuldigen, weil sie die Stuntshow verpasst hatte. Und ihn fragen, wann die nächste Vorstellung stattfand.
Nach der Hälfte des Rückwegs fiel ihr ein perfekter kleiner Laden auf. Das Schaufenster war von dunkelgrünen Samtvorhängen eingerahmt. Auf der Scheibe stand in einem sauberen Halbkreis das kunstvoll vergoldete Wort Zauberlehrling. Auf einem grün bespannten Tisch befanden sich eine Kristallkugel, zwei Messingkerzenhalter, eine Reihe Holzschnitt-Tarotkarten und eine einzelne, frisch geschnittene rote Rose. Ein kleines Transparent in der Fensterecke verkündete, der Wahrsager sei anwesend.
Alexa beugte sich vor und hob die Hände ans Gesicht, um besser durch die Scheibe sehen zu können. Da war eine Vitrine, die eine Auswahl von Quarzkristallen und anderen Steinen enthielt. Auf dem Ladentisch lagen Tarotkarten, Gefäße mit Weihrauch und kleine Kristallkugeln. Die Wände des Ladens waren mit Büchern bedeckt, die ihr unwiderstehlich erschienen.
»Hallo.«
Alexa richtete sich überrascht auf. Als sie sich umdrehte, blickte sie in das Gesicht eines jungen Burschen, der eine Schlüsselkette mit einer langen Hasenpfote um seinen Zeigefinger rotieren ließ.
»Dr. Manderley? Ich wollte Sie nicht erschrecken.«
»O nein, Sie haben mich nicht erschreckt.«
»Erinnern Sie sich an mich?«
Alexa lächelte. »Sie sind der junge Mann, der uns gestern Abend zum Spirit Canyon gebracht hat. Natürlich erinnere ich mich an Sie!« Leider hatte sie seinen Namen vergessen.
»Justin Martin«, sagte er lächelnd. »Wie ist der Lagerplatz?«
»Wir hatten eine angenehme und ruhige Nacht, Justin, danke.« Er sah so glücklich aus, dass sie ihm nicht sagen wollte, dass sie heute Morgen umgezogen waren.
Offenbar las er schon wieder ihre Gedanken. »Wenn Sie sich bei Tageslicht umschauen, finden Sie ein Stück die Straße rauf vielleicht einen besseren Platz.«
»Danke, Justin.« Sollte er doch glauben, dass sie seinem Rat gefolgt waren. »Und Sie haben Osterferien?«
»Erst nächste Woche. Diese Woche hab ich ein paar Prüfungen, deswegen stehen wir früh auf. Ich arbeite in der Verwunschenen Mine.« Er schaute auf seine Armbanduhr. »Wir öffnen in etwa einer Viertelstunde. Wie war’s mit einer Gratisfahrt?«
»Ja, das wäre toll. Aber lieber irgendwann später. Heute ist es etwas knapp.«
Justins verblüffend blaue Augen verdunkelten sich einen Moment, dann lächelte er und war wieder ganz und gar Sonnenschein. »Sicher. Sie können jeden Nachmittag kommen.« Er schob eine Locke aus seiner Stirn, drehte sich um und warf einen Blick durch das Schaufenster des Wahrsagers. »Waren Sie schon drin?«
»Nein.« Auch Alexa wandte sich wieder dem Fenster zu. »Ich war gerade im Begriff, es mir auszureden. All diese Bücher. Ich frage mich, ob in ihnen auch etwas über die örtlichen paranormalen Phänomene steht.«
Im hinteren Teil des Ladens tauchte nun eine bleiche Hand hinter den schweren Vorhängen auf, die einen Eingang verhüllten. Sie zog den Stoff beiseite und hielt ihn fest, und zwei kleine, grauhaarige Ladys gingen hinaus. Alexa sah, dass sie lächelten und plapperten, dann folgte ihnen der Besitzer der Hand, ein großer Mann. Die Frauen blickten verzückt zu ihm auf, und er lächelte und sagte etwas, das sie zum Lachen brachte.
Alexa hörte, dass Justin Martin den Atem anhielt. »Ist was?«, fragte sie.
»Nein«, sagte er schnell und stampfte mehrmals mit dem Fuß auf.
»Steifes Bein. Vom Football. Das ist Carlo Pelegrine, der Inhaber. Soll ich ihn für Sie nach den Büchern fragen?«
»Nein, danke.« Alexa schaute Justin merkwürdig an. »Falls ich mich entscheide, werde ich ihn selbst fragen.« Sie blickte den Wahrsager an und wünschte sich plötzlich, Justin Martin würde gehen.
Carlo Pelegrine hatte dichtes schwarzes Haar und eine blasse Hautfarbe. Patrizierhafte Züge mit einer kräftigen römischen Nase und großen dunklen Augen wurden von sagenhaft gebogenen Brauen umrahmt. Er trug ein auberginefarbenes, leicht zigeunerhaft wirkendes Hemd, das ordentlich in die Hose gesteckt war. Ihrer Meinung nach passte er eher in ein Renaissancegemälde – vielleicht in der Toga eines Edelmannes oder, noch passender, im Gewand eines Astrologen.
Seit einem Jahrzehnt hat dich kein Mann ernsthaft gereizt, Alexandra. Fang jetzt nicht damit an!
Doch in dem Moment, als sie sich abwenden wollte, schaute er auf, und ihre Blicke trafen sich. Nun war es an ihr, den Atem anzuhalten.