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20 MOSS BASKERVILLE

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Als der junge Martin den Parkplatz verließ, schaute Moss Baskerville hinter ihm her. »Schön, dass es noch ein paar Jungs mit Pflichtgefühl gibt.«

Michael Corey nickte. »Henry sagt, er ist ein netter junger Mann, der sich seit Madges Verschwinden als Geschenk des Himmels erwiesen hat.«

Sie gingen in die Kirche zurück. Moss sah den kleinen Pastor zusammenzucken und den Blick von dem blutigen Kruzifix abwenden. Der junge Mann tat ihm Leid. »Ich werde zwar nach Fingerabdrücken suchen, aber dabei kommt bestimmt nur was raus, wenn diese Vandalen so blöd waren, keine Handschuhe anzuziehen. Lass niemanden rein, bevor Doc Hartman hier war, um das Blut zu überprüfen. Wenn wir wissen, um was es sich handelt, haben wir vielleicht einen Anhaltspunkt.«

»Glaubst du, es stammt von einem Menschen?« Die Stimme des Geistlichen bebte leicht.

»Ehrlich gesagt, nein. Es ist wahrscheinlich tierisches Blut. Vermutlich von einem Schaf. Oder von einer Ziege.«

Corey musterte ihn. »Ich hab da gestern ein Gerücht gehört, das eine von Cassies Ziegen betrifft ...«

Moss schüttelte den Kopf. Cassie hatte zwar zu verheimlichen versucht, wie wütend die Sache sie gemacht hatte, aber er wusste, dass sie bestürzt und sehr traurig war. »Es ist ’ne verdammte Schande, was manche Menschen tun. Tom hat sie oben am Fort gefunden – zu Tode gesteinigt. Als ich nach seinem Anruf dort raufkam, war fast ’ne Stunde vergangen und jemand hatte sie sich unter den Nagel gerissen.«

»Derselbe, der das hier getan hat?« Corey deutete auf den Altar.

»Es ist zwar ’ne reine Vermutung, aber nicht unmöglich. Man hätte das Tier nur ausbluten lassen und dem Blut ein bisschen Reinigungsmittel hinzufügen müssen, damit es nicht gerinnt, um es dann hierher zu bringen.« Moss öffnete den Fingerabdruckkoffer. Zuerst die Ziege. Dann das Wrack auf der Thunder Road. Und jetzt das. Und noch schlimmer: Sobald Doc Hartman die Leiche identifiziert hatte, würde er bestimmt einen der Besuche machen müssen, die er am wenigstens ausstehen konnte – bei den Eltern eines toten Teenagers. Der Sturm der letzten Nacht hatte zwar keine Spuren eines anderen Wagens zurückgelassen, aber so, wie das Unfallfahrzeug zugerichtet war, musste es gerast sein. Außerdem hatte man in dem Wagen eine zerbrochene Schnapsflasche und Bierdosen gefunden.

»Moss?«

Baskerville blickte auf.

»Glaubst du, es hat was mit den Verschwundenen zu tun?«

»Das wüsste ich auch gern, Mike.« Moss selbst bezweifelte es zwar, aber er war noch nicht bereit, sich irgendwie festzulegen.

Im Kirchenbüro klingelte das Telefon. Der Geistliche entschuldigte sich. Kurz darauf kehrte er zurück. »Es ist für dich.«

Baskerville nahm in dem winzigen Büro einen altmodischen schwarzen Hörer ab. »Baskerville. Bist du’s, Shirl?«

»Ich bin’s, Chief.« Shirley Raymond war seine »Zentrale« und Sekretärin. Außer Kaffee machte sie alles, was durchaus nachvollziehbar war, denn sie trank das Zeug ja nicht. Eins wusste Moss: Sollte Shirley je kündigen, würde die Polizei in diesem Ort zusammenbrechen.

»Was ist denn?«

»Ich habe gerade einen Anruf von Joyce Spelman erhalten. Sie wohnt auf der Cholla Street. Sieht so aus, als wäre ihr Sohn Rick gestern Nacht nicht nach Hause gekommen.«

Moss’ Magen machte eine schnelle Drehung. Rick Spelman war der Star-Quarterback der örtlichen High School. Ein ernsthafter Schüler, der den Wunsch geäußert hatte, Polizist zu werden. Er hatte im letzten Sommer ein Praktikum bei der Polizei absolviert.

»Was fährt er für ein Auto?«

»86 Chevy GTO«, sagte Shirley wie aus der Pistole geschossen.

»Verdammt.« Moss war sich praktisch sicher, dass Spelman der Tote war. »Sag dem Doc, er soll Rick Spelmans Zahnarztunterlagen prüfen und sich dann so schnell wie möglich bei mir melden.«

»Wird gemacht, Chief.« Shirley hielt inne. »Boss?«

»Ja?«

»Schalt dein Funkgerät ein.«

Moss kam ganz gut mit dem Gerät zurecht, aber er hatte sich nie an das Ansteckding gewöhnen können. Shirley behauptete, er sei technophob. Wahrscheinlich hatte sie Recht. »Entschuldigung, Shirl. Ich steck es sofort an.«

Als er in die Kapelle zurückkehrte, hockte Michael Corey zu seiner Verblüffung auf den Knien und betete. Moss räusperte sich leise. Corey bekreuzigte sich schnell, dann stand er auf und wandte sich ihm mit einem fragenden Blick zu.

Moss berichtete von dem Wrack auf der Thunder Road, erwähnte jedoch nicht seinen Verdacht hinsichtlich der Identität des Toten. Dann schlug er Corey vor, das zu tun, was Geistliche an Wochentagen so taten, damit er mit seinem Fotoapparat, dem Fingerabdruckkram und seinen Gedanken allein sein konnte.

Madelyn - Ort des Schreckens

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