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KILLIN, SCHOTTLAND

Time Zero: 25 Stunden

Ich liege in meine Decke gemummelt im Bett, aber ich bin nicht müde.

Mum kam früh zurück. Auf der Arbeit war angeblich nichts los. Wer’s glaubt.

Trotzdem war ich froh, als sie kam. Wir hatten schon gegessen – Pasta, das einzige Gericht, das ich halbwegs passabel hinbekomme –, und Kai war so höflich, es zu loben und zu antworten, wenn ich ihn etwas gefragt habe. Bei meinen kläglichen Konversationsversuchen bekam ich immerhin heraus, dass er und seine Mutter allein in Newcastle leben. Seine Mutter ist Ärztin und arbeitet irgendwo in der Forschung. Er hat gerade Abi gemacht und soll nach den Sommerferien zur Uni gehen. Dieses »soll« klang allerdings nicht so, als hätte er wirklich vor zu studieren. Kai hat mir sogar beim Abwasch geholfen. Aber es war ihm anzumerken, dass er keine Lust hatte, sich zu unterhalten, und allein sein wollte.

Auch wenn es für einen Freitagabend noch früh war, wollte ich mich gerade mit einem demonstrativen Gähnen nach oben flüchten, als Mum kam. Dennoch wurmte es mich gewaltig, dass sie mich wie ein kleines Kind ins Bett schickte.

Unten höre ich ihre Stimmen. Verstehen kann ich nichts, es ist ein Gemurmel. Meistens redet Mum, Kai antwortet kurz.

Noch nicht mal Mum kann ihn knacken?

Das überrascht mich. Wenn es ein Problem gibt, ganz gleich, ob Liebeskummer, Todesfall in der Familie oder Bad Hair Day, wenden sich immer alle an Mum. Deshalb ist sie im Pub ja auch so beliebt. Die Leute kommen, reden mit ihr und trinken. Man muss nur gut zuhören können, sagt sie.

Nach einer Weile verebben die Stimmen. Das Haus ist still, dunkel. Es hat lange gedauert, bis ich in dieser absoluten Stille einschlafen konnte. Nach dem Londoner Verkehrslärm, den Sirenen und Menschen, die zu jeder Tages- und Nachtzeit unten auf der Straße singen oder rumbrüllen, war die Stille in diesem abgelegenen Haus ohrenbetäubend.

Jetzt muss ich vor allem eines tun: mich erinnern. Wenn ich mir die Situation mit Calista noch einmal ganz klar vor Augen führe, gibt es vielleicht noch einen Hinweis, den ich bisher übersehen habe.

Zwar verfüge ich über ein fotografisches Gedächtnis, aber nur, wenn ich mich konzentriere. Und das muss ich wohl letztes Jahr getan haben, ansonsten hätte ich Calista auf dem Foto nicht sofort wiedererkannt. Nun geht es darum, nach all der Zeit Zugang zu den Erinnerungen zu finden. Dann kann ich mir alles in Ruhe anschauen, wie ein Video, das ich nach Belieben anhalten, zurückspulen und immer wieder ansehen kann.

Konzentrier dich, Shay. Konzentrier dich

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