Читать книгу Infiziert - Teri Terry - Страница 8
ОглавлениеSHETLAND INSTITUTE, SCHOTTLAND
Time Zero: 32 Stunden
Ich bin krank, sagen sie, und muss geheilt werden. Aber ich fühle mich nicht krank. Nicht mehr.
Ihre glänzenden Schutzanzüge verbergen alles, von den Schuhen bis zu den Haaren, und lassen sie wie Außerirdische aussehen. Sie erinnern mich mehr an die Bösewichte bei Doctor Who als an Menschen. Mit dicken Handschuhen greifen sie durch die durchsichtigen Wände nach mir, drücken mich in den Rollstuhl, schnallen mich fest.
Genau wie ich tragen sie Masken, aber ihre verhindern, dass Luft von außen einströmt – alles für den Fall, dass es, was auch immer es ist, durch Wände, Handschuhe und Schutzanzüge dringt. Hinter den Atemgeräten können sie sich noch murmelnd verständigen und bilden sich ein, sie könnten per Knopfdruck entscheiden, ob ich mithöre. Das können sie sich sparen. Ich höre genug. Mehr, als mir lieb ist.
Meine Maske ist anders. Sie lähmt meine Zunge. Ich kann zwar atmen, aber nicht sprechen, als wären meine Worte gefährlich.
Wie ich hierhin gekommen bin, weiß ich nicht mehr, auch nicht, wo ich vorher war. Aber ich erinnere mich, dass ich Callie heiße und zwölf Jahre alt bin und dass die Wissenschaftler glauben, ich könnte ihnen Antworten auf ihre Fragen geben. Wenn es ganz schlimm wurde, habe ich mich an meinem Namen festgehalten, mir im Kopf immer wieder Callie, Callie vorgesagt. Solange ich meinen Namen noch weiß, spielt es keine Rolle, dass ich alles andere vergessen habe. Jedenfalls rede ich mir das ein. Solange ich noch einen Namen habe, gibt es mich. So lange bin ich noch ich. Auch wenn mich hier niemand Callie nennt.
Und noch etwas weiß ich. Heute werde ich geheilt.
Mein Rollstuhl und ich stecken in einer riesigen Blase, die mich komplett umschließt. Die Tür geht auf. Dr. 6 kommt herein und schiebt mich im versiegelten Rollstuhl nach draußen, begleitet von Schwester 11 und Dr. 1.
Die Ärzte und Schwestern sind beeindruckt, dass Dr. 1 dabei ist. Er hat eine Stimme wie Samt, wie Schokolade, Sahne und ein Weihnachtsmorgen zusammengenommen. Sobald er etwas sagt, springen alle. Wie ich ist er nur unter einer Nummer bekannt. Alle anderen haben Namen, aber ich habe sie durchnummeriert. Wenn die mich hier Subjekt 369 X nennen, ist das nur fair, finde ich.
Ich kann laufen, das würde ich ihnen auch sagen, wenn ich sprechen könnte, doch so werde ich im Rollstuhl durch die Gänge geschoben. Schwester 11 scheint aufgebracht, sie macht kehrt. Läuft dorthin zurück, wo wir hergekommen sind.
Dann bleiben wir stehen. Dr. 1 drückt einen Knopf an der Wand und Metalltüren öffnen sich. Dr. 6 fährt mich hindurch. Die Ärzte folgen, die Türen schließen sich hinter uns, eine weitere geht auf und noch eine, bis sie mich in einen dunklen Raum schieben. Die Ärzte gehen hinaus. Zischend schließt sich die Tür und ich bleibe allein im Dunkeln zurück.
Kurz darauf leuchtet eine Wand auf. Erst nur ein wenig, dann stärker, bis ich etwas erkennen kann. Ich befinde mich in einem kleinen quadratischen Raum. Leer. Ohne Fenster. Außer der leuchtenden Wand gibt es hier nichts. Keine Arzneimittel, keine Ärzte, keine Nadeln, keine Messer. Darüber bin ich froh.
Aber dann beginnt die Behandlung.
Ich würde schreien, wenn ich könnte.
Callie, Callie, Callie, Callie …